Manche unserer mainstream-Schreiberlinge /TV-Schwätzer reden ein neues Stalin-Russland herbei – ohne sich den Fakten zu stellen. Aber – gerade mit der Stadt Odessa verknüpfte historische Ereignisse könnten zum Nachdenken anregen, wenn ihnen der gebührende Raum in der aktuellen Debatte um den Krieg in der Ukraine zugebilligt würde.
Odessa – die russische Perle am Schwarzen Meer.
Vor über 200 Jahren ließ Zarin Katharina neben der von der Türken eroberten Festung Yeni Dünya die Hafenstadt Odessa anlegen, die sich in kurzer Zeit zur bedeutendsten Metropole Russlands am Schwarzen Meer entwickelte. Hervorragende Militärs, Architekten, Reeder, Wirtschaftsfachleute aus ganz Europa machten sich um diese „Perle am Schwarzen Meer“ verdient, so dass der Name der Stadt in Europa und Amerika zum Symbol für die geistige, kulturelle und mediterrane Ausstrahlung des russischen Südens wurde. Vor diesem Hintergrund ist auch verständlich, dass die Bevölkerung Odessas überwiegend russisch spricht und die russischen kulturellen Taditionen einen höheren Stellenwert im Vergleich zu Städten wie Lwiv oder Poltawa aufweisen.
So ist auch der Welterfolg des Eisenstein-Films über die mit der Stadt Odessa verbundene Meuterei auf dem Panzerkreuzer Potemkin des Jahres 1905 zu erklären,
visuell in der Erinnerung vor allem die vom Hafen nach oben führende ewig lange Treppe. Diese demokratischen und revolutionären Traditionen finden in der gegenwärtigen nationalistischen Bewegung der Maidan-Gruppen keine Resonanz.
Hier das Foto des Gewerkschaftshauses von Odessa:
Die Blumen am Eingang führen uns zur zweiten, sehr tragischen historischen Erinnerung an die Stadt Odessa, führen uns in die jüngste Geschichte. Sie erinnern an das Massaker, das nationalistische Kräfte im Jahr 2014 in Odessa anrichteten und dem 48 Menschen zum Opfer fielen.
Den Hintergrund wie auch die Vertuschungsvorgänge bis hin in die oberen Ränge der Regierung der Ukraine und ihrer Verbündeten, auch der Bundesrepublik, beleuchtet ein Beitrag des „Spiegel“ (Verfasser Bejamin Bidder) vom 04. November 2015, dessen Text ich hier wiedergebe, bevor die „freiheitlich-demokratische“ Informationssperre der deutschen Regierung ihn aus dem Netz nimmt:
„Gewalt in Odessa: Tödlicher Brand im Gewerkschaftshaus
12 Bilder Foto: ANATOLII STEPANOV/ AFP
Die Schande von Odessa
Nach Straßenschlachten ging im Mai 2014 in Odessa das Gewerkschaftshaus in Flammen auf, 48 Menschen starben. Nun stellt der Europarat der Ukraine ein vernichtendes Urteil aus.
Von Benjamin Bidder
04.11.2015, 13.23 Uhr
Odessa ist eine Millionenstadt am Schwarzen Meer, Bürger aus mehr als 100 Völkern leben hier. Hafen und Handel haben die Stadt groß gemacht, weltoffen und lässig. Seit dem 2. Mai 2014 aber steht der Name Odessa nicht mehr für Toleranz, sondern auch für enthemmte Gewalt – und für Behörden, die nichts zum Schutz der Opfer taten.
Zwei Gruppen standen sich an jenem Tag gegenüber. Knapp 2000 Ukrainer marschierten für die im Februar erfolgreiche Maidan-Revolution und die „Einheit des Landes“. Darunter waren viele Hooligansund Nationalisten aus Kiew und Charkiw. Auf der anderen Seite standen jene, die sich „Anti-Maidan“ nennen: Ihre Zeichen waren russische Fahnen und das orange-schwarze Georgsband. Der „Anti-Maidan“ griff die Hooligans an, die Straßenschlacht begann.
Beide Seiten schossen aufeinander, sechs Menschen starben. Am Abend griffen Hooligans und Nationalisten das Hauptquartier des „Anti-Maidan“ an, eine Zeltstadt am Haus der Gewerkschaften. Prorussische Aktivisten verbarrikadierten sich im Innern, Molotowcocktails flogen. Das Gebäude fing Feuer. Am Ende dieses Tages waren 48 Menschen tot.
Aufarbeitung kommt nicht voran
Die Tragödie liegt anderthalb Jahre zurück. Die Aufarbeitung aber kommt kaum voran. Nun stellt der Europarat der Ukraine ein vernichtendes Urteil aus. Es sei „kein substanzieller Fortschritt bei den Untersuchungen gemacht worden“, heißt es in einem am Mittwoch in Kiew vorgestellten Bericht. Den Behörden mangele es an der „notwendigen Gründlichkeit und Sorgfalt“. Beweise gingen verloren, weil die Straßenreinigung sie am nächsten Tag einfach wegräumte. Die Ruine des Gewerkschaftshauses wurde erst nach Tagen abgesperrt.
Bis heute gibt es zwar mehrere Verfahren wegen der Straßenschlachten, aber nicht eine Anklage wegen des Angriffs auf das Gewerkschaftshaus. Der einzige Verdächtige wurde laufen gelassen, aus Mangel an Beweisen.
Dabei war die Bestialität gut dokumentiert. Einige proukrainische Demonstranten bemühten sich zwar, Menschen aus dem brennenden Haus zu bergen. Zahlreiche Handyvideos zeigen aber auch Angreifer, die weiter Jagd machten. Auf einer Aufnahme ist ein Mann zu sehen, der über eine Feuerleiter floh. Als er den Boden erreichte, setzten ihm Schläger zu. Er kletterte zurück ins brennende Haus. Ein anderes Video zeigt Menschen, die aus Fenstern sprangen. Viele bleiben verletzt auf dem Asphalt liegen. Dort waren sie einem Mann ausgeliefert, der mit einem Baseballschläger auf sie eindrosch.
Wirkung über die Stadtgrenzen hinaus
Die Rüge des Europarats ist mehr als eine Spitzfindigkeit des Westens. Die Geschehnisse von Odessa haben Wirkung über die Stadtgrenzen hinaus entwickelt. Die Separatisten in Donezk und Luhansk rechtfertigen ihren bewaffneten Kampf gegen Kiew als Notwehr gegen mordende Nationalistenbanden. Russische Medien sehen das genauso: Odessa sei der Beweis, dass in der Ukraine gezielt Jagd gemacht werde auf Russland-Freunde.
Die Ukraine hat wenig getan, um solche Vorwürfe zu entkräften. Der damalige Gouverneur von Odessa rechtfertigte die Brandstiftung sogar: Um „bewaffnete Terroristen zu neutralisieren“, sei das Vorgehen „legal“ gewesen. Heute sind nur noch zwei Ermittler mit dem Fall befasst.
Der Bericht führt alle bis heute bekannten Fakten auf. Verschwörungstheorien stützt er nicht. Der Europarat gibt auch die Nachforschungen einer Bürgerinitiative aus Odessa wieder. Die Aktivisten nennen sich „Gruppe 2. Mai“. Von ihnen stammt die transparenteste Untersuchung der Tragödie. Hinweise auf ein gezieltes Komplott haben sie nicht gefunden. „Im Gegenteil“, sagt Sergij Dibrow, Reporter und ein Sprecher der Gruppe. „Alles entwickelte sich chaotisch, spontan, unvorhersehbar.“ Die eigentliche Ursache sei die „Degeneration aller staatlichen Stellen, hervorgerufen durch die allgegenwärtige Korruption“.
Chronik des Versagens
Der 90-Seiten-Bericht des Europarats ist auch eine Chronik des Behördenversagens. So wusste die Polizei etwa seit Tagen von Plänen, das „Anti-Maidan“-Lager am Gewerkschaftshaus zu zerstören. Sie brachte dort aber nur eine Hundertschaft in Stellung, ebenso im Stadtzentrum. Die Beamten schauten tatenlos zu, als ein prorussischer Kämpfer mit einem Gewehr in die Menge schoss.
Das Kommando hatte an dem Tag der Vizepolizeichef Dmitrij Futschedschi. Seine Rolle bleibt rätselhaft. Am 4. Mai ließ er einen prorussischen Mob das Tor zu seiner Polizeizentrale mit einem Lastwagen aufbrechen und Dutzende Gefangene befreien. Eine Einheit der Sonderpolizei rückte zwar an, griff aber nicht ein. Verhören konnten die Ermittler den Kommandeur allerdings nicht mehr: Als sie Futschedschi Mitte Mai endlich auf die Fahndungsliste setzten, hatte er sich bereits ins Ausland abgesetzt.
Hilfe kam auch nicht von der Feuerwehr. Die nächste Wache liegt zwar keine 500 Meter vom Gewerkschaftshaus entfernt. Der damalige Chef der Feuerwehr gab zu Protokoll, er habe seinen Männern das Ausrücken ausdrücklich verboten. Die Lage sei zu gefährlich gewesen. Gut möglich, dass ein Rettungsprofi ganz anders entschieden hätte: Von dem Feuerwehr-Chef heißt es in Odessa, er habe den Posten nur der Tatsache zu verdanken gehabt, dass sein Vater einmal Bürgermeister war.
Die Internetzeitung „Dumskaja“ machte später einen Mitschnitt aus der Notrufzentrale publik. Dort ist zu hören, wie die Telefon-Dame Anrufern kühl beschied, von dem Feuer gehe gar keine Gefahr aus. Dann hängt sie auf. Später kam ein Anruf aus dem Gewerkschaftshaus selbst. „Wir sind jetzt unterwegs“, beruhigte die Telefonisten. Die Antwort war ein Schluchzen: „Wir werden jetzt verbrennen.“
Zusammengefasst: Der Europarat kritisiert die Ermittlungen wegen der blutigen Krawalle am 2. Mai 2014 im ukrainischen Odessa. Damals hatten sich ukrainische Hooligans und prorussische Aktivisten Straßenschlachten geliefert, später brannte das Gewerkschaftshaus, 48 Menschen starben. Bis heute gibt es keine Anklage wegen des Brands.“
(Ende des Beitrags des „Spiegel“)
Das orange-schwarze Band des russischen St. Georgs-Ordens
Wenn in den nächsten Tagen auch Odessa und das Umland zum Schlachtfeld werden, sollten sich die Kollegen Journalisten mit einer gehörigen Portion historischen Wissens (1905 – 2014) ausstatten, bevor sie uns Mythen, Legenden und Märchen aus der Küche der Klitschko-Brüder und ihres im grünen Präsidentensessel sich darstellenden Komödianten servieren. Es gibt doch einige Leute in Deutschland, die hinter die Fassade sehen können.
Noch ein Blick auf den Hafen von Odessa, bevor er für die Nationalisten nicht mehr zugänglich sein wird:
Mit solidarischen Grüßen
Dr. Dieter Weigert Berlin – Prenzlauer Berg 17. März 2022
Der Filmheld meiner Kindheit und Jugend – im“Russenfilm“ des Ostens – Admiral Uschakow – Russe,
baute an der ukrainisch-russischen Küste für Zarin Katharina die Segelschiffe der ruhmreichen Schwarzmeerflotte, mit denen er die Krim eroberte und später im Krieg gegen Bonaparte Mittelmeer-Festungen stürmte. Muss man diesen Hintegrund kennen, um den gegenwärtigen Krieg um die Ukraine zu verstehen?
”0n the Historical Unity of Russians and Ukrainians“
July 12, 2021 17:00
During the recent Direct Line, when I was asked about Russian-Ukrainian relations, I said that Russians and Ukrainians were one people — a single whole. These words were not driven by some short-term considerations or prompted by the current political context. It is what l have said on numerous occasions and what I firmly believe. I therefore feel it necessary to explain my position in detail and share my assessments of today’s situation.
First of all, I would like to emphasize that the wall that has emerged in recent years between Russia and Ukraine, between the parts of what is essentially the same historical and spiritual space, to my mind is our great common misfortune and tragedy. These are, first and foremost, the consequences of our own mistakes made at different periods of time. But these are also the result of deliberate efforts by those forces that have always sought to undermine our unity. The formula they apply has been known from time immemorial — divide and rule. There is nothing new here. Hence the attempts to play on the ”national question“ and sow discord among people, the overarching goal being to divide and then to pit the parts of a single people against one another.
To have a better understanding of the present and look into the future, we need to turn to history. Certainly, it is impossible to cover in this article all the developments that have taken place over more than a thousand years. But l will focus on the key, pivotal moments that are important for us to remember, both in Russia and Ukraine.
Russians, Ukrainians, and Belarusians are all descendants of Ancient Rus, which was the largest state in Europe. Slavic and other tribes across the vast territory – from Ladoga, Novgorod, and Pskov to Kiev and Chernigov — were bound together by one language (which we now refer to as Old Russian), economic ties, the rule of the princes of the Rurik dynasty, and — after the baptism of Rus — the Orthodox faith. The spiritual choice made by St. Vladimir, who was both Prince of Novgorod and Grand Prince of Kiev, still largely determines our affinity today.
The throne of Kiev held a dominant position in Ancient Rus. This had been the custom since the late 9th century. The Tale of Bygone Years captured for posterity the words of Oleg the Prophet about Kiev, „Let it be the mother of all Russian cities.“
Later, like other European states of that time, Ancient Rus faced a decline of central rule and fragmentation. At the same time, both the nobility and the common people perceived Rus as a common territory, as their homeland.
The fragmentation intensified after Batu Khan’s devastating invasion, which ravaged many cities, including Kiev. The northeastern part of Rus fell under the control of the Golden Horde but retained limited sovereignty. The southern and western Russian lands largely became part of the Grand Duchy of Lithuania, which — most significantly — was referred to in historical records as the Grand Duchy of Lithuania and Russia.
Members of the princely and ”boyar“ clans would change service from one prince to another, feuding with each other but also making friendships and alliances. Voivode Bobrok of Volyn and the sons of Grand Duke of Lithuania Algirdas — Andrey of Polotsk and Dmitry of Bryansk — fought next to Grand Duke Dmitry lvanovich of Moscow on the Kulikovo field. At the same time, Grand Duke of Lithuania Jogaila — son of the Princess of Tver — led his troops to join with Mamai. These are all pages of our shared history, reflecting its complex and multi-dimensional nature.
Most importantly, people both in the western and eastern Russian lands spoke the same language. Their faith was Orthodox. Up to the middle of the 15th century, the unified church government remained in place.
At a new stage of historical development, both Lithuanian Rus and Moscow Rus could have become the points of attraction and consolidation of the territories of Ancient Rus. lt so happened that Moscow became the center of reunification, continuing the tradition of ancient Russian statehood. Moscow princes — the descendants of Prince Alexander Nevsky — cast off the foreign yoke and began gathering the Russian lands.
In the Grand Duchy of Lithuania, other processes were unfolding. ln the 14th century, Lithuania’s ruling elite converted to Catholicism. In the 16th century, it signed the Union of Lublin with the Kingdom of Poland to form the Polish—Lithuanian Commonwealth. The Polish Catholic nobility received considerable land holdings and privileges in the territory of Rus. In accordance with the 1596 Union of Brest, part of the western Russian Orthodox clergy submitted to the authority of the Pope. The process of Polonization and Latinization began, ousting Orthodoxy.
As a consequence, in the 16—17th centuries, the liberation movement of the Orthodox population was gaining strength in the Dnieper region. The events during the times of Hetman Bohdan Khmelnytsky became a turning point. His supporters struggled for autonomy from the Polish—Lithuanian Commonwealth.
ln its 1649 appeal to the king of the Polish—Lithuanian Commonwealth, the Zaporizhian Host demanded that the rights of the Russian Orthodox population be respected, that the voivode of Kiev be Russian and of Greek faith, and that the persecution of the churches of God be stopped. But the Cossacks were not heard.
Bohdan Khmelnytsky then made appeals to Moscow, which were considered by the Zemsky Sobor. On 1 October 1653, members of the supreme representative body of the Russian state decided to support their brothers in faith and take them under patronage. ln January 1654, the Pereyaslav Council confirmed that decision. Subsequently, the ambassadors of Bohdan Khmelnytsky and Moscow visited dozens of cities, including Kiev, whose populations swore allegiance to the Russian tsar. Incidentally, nothing of the kind happened at the conclusion of the Union of Lublin.
In a letter to Moscow in 1654, Bohdan Khmelnytsky thanked Tsar Aleksey Mikhaylovich for taking „the whole Zaporizhian Host and the whole Russian Orthodox world under the strong and high hand of the Tsar“. lt means that, in their appeals to both the Polish king and the Russian tsar, the Cossacks referred to and defined themselves as Russian Orthodox people.
Over the course of the protracted war between the Russian state and the Polish- Lithuanian Commonwealth, some of the hetmans, successors of Bohdan Khmelnytsky, would „detach themselves“ from Moscow or seek support from Sweden, Poland, or Turkey. But, again, for the people, that was a war of liberation. It ended with the Truce of Andrusovo in 1667. The final outcome was sealed by the Treaty of Perpetual Peace in 1686. The Russian state incorporated the city of Kiev and the lands on the left bank of the Dnieper River, including Poltava region, Chernigov region, and Zaporozhye. Their inhabitants were reunited with the main part of the Russian Orthodox people. These territories were referred to as ”Malorossia“ (Little Russia).
The name „Ukraine“ was used more often in the meaning of the Old Russian word ”okraina“ (periphery), which is found in written sources from the 12th century, referring to various border territories. And the word „Ukrainian“, judging by archival documents, originally referred to frontier guards who protected the external borders.
On the right bank, which remained under the Polish—Lithuanian Commonwealth, the old orders were restored, and social and religious oppression intensified. On the contrary, the lands on the left bank, taken under the protection of the unified state, saw rapid development. People from the other bank of the Dnieper moved here en masse. They sought support from people who spoke the same language and had the same faith.
During the Great Northern War with Sweden, the people in Malorossia were not faced with a choice of whom to side with. Only a small portion of the Cossacks supported Mazepa’s rebellion. People of all orders and degrees considered themselves Russian and Orthodox.
Cossack senior officers belonging to the nobility would reach the heights of political, diplomatic, and military careers in Russia. Graduates of Kiev-Mohyla Academy played a leading role in church life. This was also the case during the Hetmanate — an essentially autonomous state formation with a special internal structure — and later in the Russian Empire. Malorussians in many ways helped build a big common country — its statehood, culture, and science. They participated in the exploration and development of the Urals, Siberia, the Caucasus, and the Far East. Incidentally, during the Soviet period, natives of Ukraine held major, including the highest, posts in the leadership of the unified state. Suffice it to say that Nikita Khrushchev and Leonid Brezhnev, whose party biography was most closely associated with Ukraine, led the Communist Party of the Soviet Union (CPSU) for almost 30 years.
In the second half of the 18th century, following the wars with the Ottoman Empire, Russia incorporated Crimea and the lands of the Black Sea region, which became known as Novorossiya. They were populated by people from all of the Russian provinces. After the partitions of the Polish-Lithuanian Commonwealth, the Russian Empire regained the western Old Russian lands, with the exception of Galicia and Transcarpathia, which became part of the Austrian — and later Austro-Hungarian — Empire.
The incorporation of the western Russian lands into the single state was not merely the result of political and diplomatic decisions. it was underlain by the common faith, shared cultural traditions, and — I would like to emphasize it once again — language similarity. Thus, as early as the beginning of the 17th century, one of the hierarchs of the Uniate Church, Joseph Rutsky, communicated to Rome that people in Moscovia called Russians from the Polish-Lithuanian Commonwealth their brothers, that their written language was absolutely identical, and differences in the vernacular were insignificant. He drew an analogy with the residents of Rome and Bergamo. These are, as we know, the center and the north of modern Italy.
Many centuries of fragmentation and living within different states naturally brought about regional language peculiarities, resulting in the emergence of dialects. The vernacular enriched the literary language. Ivan Kotlyarevsky, Grigory Skovoroda, and Taras Shevchenko played a huge role here. Their works are our common literary and cultural heritage.
Taras Shevchenko wrote poetry in the Ukrainian language, and prose mainly in Russian. The books of Nikolay Gogol, a Russian patriot and native of Poltavshchyna, are written in Russian, bristling with Malorussian folk sayings and motifs. How can this heritage be divided between Russia and Ukraine? And why do it? The south-western lands of the Russian Empire, Malorussia and Novorossiya, and the Crimea developed as ethnically and religiously diverse entities. Crimean Tatars, Armenians, Greeks, Jews, Karaites, Krymchaks, Bulgarians, Poles, Serbs, Germans, and other peoples lived here. They all preserved their faith, traditions, and customs.
I am not going to idealise anything. We do know there were the Valuev Circular of 1863 an then the Ems Ukaz of 1876, which restricted the publication and importation of religious and socio-political literature in the Ukrainian language. But it is important to be mindful of the historical context. These decisions were taken against the backdrop of dramatic events in Poland and the desire of the leaders of the Polish national movement to exploit the „Ukrainian issue“ to their own advantage. I should add that works of fiction, books of Ukrainian poetry and folk songs continued to be published. There is objective evidence that the Russian Empire was witnessing an active process of development of the Malorussian cultural identity within the greater Russian nation, which united the Velikorussians, the Malorussians and the Belorussians.
At the same time, the idea of Ukrainian people as a nation separate from the Russians started to form and gain ground among the Polish elite and a part of the Malorussian intelligentsia. Since there was no historical basis — and could not have been any, conclusions were substantiated by all sorts of concoctions, which went as far as to claim that the Ukrainians are the true Slavs and the Russians, the Muscovites, are not. Such „hypotheses“ became increasingly used for political purposes as a tool of rivalry between European states.
Since the late 19th century, the Austro-Hungarian authorities had latched onto this narrative, using it as a counterbalance to the Polish national movement and pro-Muscovite sentiments in Galicia. During World War l, Vienna played a role in the formation of the so-called Legion of Ukrainian Sich Riflemen. Galicians suspected of sympathies with Orthodox Christianity and Russia were subjected to brutal repression and thrown into the concentration camps of Thalerhof and Terezin.
Further developments had to do with the collapse of European empires, the fierce civil war that broke out across the vast territory of the former Russian Empire, and foreign intervention.
After the February Revolution, in March 1917, the Central Rada was established in Kiev, intended to become the organ of supreme power. ln November 1917, in its Third Universal, it declared the creation of the Ukrainian People’s Republic (UPR) as part of Russia.
ln December 1917, UPR representatives arrived in Brest-Litovsk, where Soviet Russia was negotiating with Germany and its allies. At a meeting on 10 January 1918, the head of the Ukrainian delegation read out a note proclaiming the independence of Ukraine. Subsequently, the Central Rada proclaimed Ukraine independent in its Fourth Universal.
The declared sovereignty did not last long. Just a few weeks later, Rada delegates signed a separate treaty with the German bloc countries. Germany and Austria-Hungary were at the time in a dire situation and needed Ukrainian bread and raw materials. In order to secure large-scale supplies, they obtained consent for sending their troops and technical staff to the UPR. In fact, this was used as a pretext for occupation.
For those who have today given up the full control of Ukraine to external forces, it would be instructive to remember that, back in 1918, such a decision proved fatal for the ruling regime in Kiev. With the direct involvement of the occupying forces, the Central Rada was overthrown and Hetman Pavlo Skoropadskyi was brought to power, proclaiming instead of the UPR the Ukrainian State, which was essentially under German protectorate.
ln November 1918 — following the revolutionary events in Germany and Austria-Hungary — Pavlo Skoropadskyi, who had lost the support of German bayonets, took a different course, declaring that „Ukraine is to take the lead in the formation of an All-Russian Federation“. However, the regime was soon changed again. lt was now the time of the so-called Directorate.
ln autumn 1918, Ukrainian nationalists proclaimed the West Ukrainian People’s Republic (WUPR) and, in January 1919, announced its unification with the Ukrainian People’s Republic. In July 1919, Ukrainian forces were crushed by Polish troops, and the territory of the former WUPR came under the Polish rule.
In April 1920, Symon Petliura (portrayed as one of the „heroes“ in today’s Ukraine) concluded secret conventions on behalf of the UPR Directorate, giving up — in exchange for military support – Galicia and Western Volhynia lands to Poland. In May 1920, Petliurites entered Kiev in a convoy of Polish military units. But not for long. As early as November 1920, following a truce between Poland and Soviet Russia, the remnants of Petliura’s forces surrendered to those same Poles.
The example of the UPR shows that different kinds of quasi-state formations that emerged across the former Russian Empire at the time of the Civil War and turbulence were inherently unstable. Nationalists sought to create their own independent states, while leaders of the White movement advocated indivisible Russia. Many of the republics established by the Bolsheviks‘ supporters did not see themselves outside Russia either. Nevertheless, Bolshevik Party leaders sometimes basically drove them out of Soviet Russia for various reasons.
Thus, in early 1918, the Donetsk-Krivoy Rog Soviet Republic was proclaimed and asked Moscow to incorporate it into Soviet Russia. This was met with a refusal. During a meeting with the republic’s leaders, Vladimir Lenin insisted that they act as part of Soviet Ukraine. On 15 March 1918, the Central Committee of the Russian Communist Party (Bolsheviks) directly ordered that delegates be sent to the Ukrainian Congress of Soviets, including from the Donetsk Basin, and that „one government for all of Ukraine“ be created at the congress. The territories of the Donetsk-Krivoy Rog Soviet Republic later formed most of the regions of south-eastern Ukraine.
Under the 1921 Treaty of Riga, concluded between the Russian SFSR, the Ukrainian SSR and Poland, the western lands of the former Russian Empire were ceded to Poland. In the interwar period, the Polish government pursued an active resettlement policy, seeking to change the ethnic composition of the Eastern Borderlands — the Polish name for what is now Western Ukraine, Western Belarus and parts of Lithuania. The areas were subjected to harsh Polonisation, local culture and traditions suppressed. Later, during World War ll, radical groups of Ukrainian nationalists used this as a pretext for terror not only against Polish, but also against Jewish and Russian populations.
In 1922, when the USSR was created, with the Ukrainian Soviet Socialist Republic becoming one of its founders, a rather fierce debate among the Bolshevik leaders resulted in the implementation of Lenin’s plan to form a union state as a federation of equal republics. The right for the republics to freely secede from the Union was included in the text of the Declaration on the Creation of the Union of Soviet Socialist Republics and, subsequently, in the 1924 USSR Constitution. By doing so, the authors planted in the foundation of our statehood the most dangerous time bomb, which exploded the moment the safety mechanism provided by the leading role of the CPSU was gone, the party itself collapsing from within. A „parade of sovereignties“ followed. On 8 December 1991, the so-called Belovezh Agreement on the Creation of the Commonwealth of Independent States was signed, stating that „the USSR as a subject of international law and a geopolitical reality no longer existed.“ By the way, Ukraine never signed or ratified the ClS Charter adopted back in 1993.
In the 1920’s-1930’s, the Bolsheviks actively promoted the ”localization policy“, which took the form of Ukrainization in the Ukrainian SSR. Symbolically, as part of this policy and with consent of the Soviet authorities, Mikhail Grushevskiy, former chairman of Central Rada, one of the ideologists of Ukrainian nationalism, who at a certain period of time had been supported by Austria-Hungary, was returned to the USSR and was elected member of the Academy of Sciences.
The localization policy undoubtedly played a major role in the development and consolidation of the Ukrainian culture, language and identity. At the same time, under the guise of combating the so-called Russian great-power chauvinism, Ukrainization was often imposed on those who did not see themselves as Ukrainians. This Soviet national policy secured at the state level the provision on three separate Slavic peoples: Russian, Ukrainian and Belorussian, instead of the large Russian nation, a triune people comprising Velikorussians, Malorussians and Belorussians.
In 1939, the USSR regained the lands earlier seized by Poland. A major portion of these became part of the Soviet Ukraine. In 1940, the Ukrainian SSR incorporated part of Bessarabia, which had been occupied by Romania since 1918, as well as Northern Bukovina. In 1948, Zmeyiniy Island (Snake Island) in the Black Sea became part of Ukraine. In 1954, the Crimean Region of the RSFSR was given to the Ukrainian SSR, in gross violation of legal norms that were in force at the time.
I would like to dwell on the destiny of Carpathian Ruthenia, which became part of Czechoslovakia following the breakup of Austria-Hungary. Rusins made up a considerable share of local population. While this is hardly mentioned any longer, after the liberation of Transcarpathia by Soviet troops the congress of the Orthodox population of the region voted for the inclusion of Carpathian Ruthenia in the RSFSR or, as a separate Carpathian republic, in the USSR proper. Yet the choice of people was ignored. In summer 1945, the historical act of the reunification of Carpathian Ukraine „with its ancient motherland, Ukraine“ — as The Pravda newspaper put it – was announced.
Therefore, modern Ukraine is entirely the product of the Soviet era. We know and remember well that it was shaped — for a significant part — on the lands of historical Russia. To make sure of that, it is enough to look at the boundaries of the lands reunited with the Russian state in the 17th century and the territory of the Ukrainian SSR when it left the Soviet Union.
The Bolsheviks treated the Russian people as inexhaustible material for their social experiments. They dreamt of a world revolution that would wipe out national states. That is why they were so generous in drawing borders and bestowing territorial gifts. lt is no longer important what exactly the idea of the Bolshevik leaders who were chopping the country into pieces was. We can disagree about minor details, background and logics behind certain decisions. One fact is crystal clear: Russia was robbed, indeed.
When working on this article, l relied on open-source documents that contain well-known facts rather than on some secret records. The leaders of modern Ukraine and their external „patrons“ prefer to overlook these facts. They do not miss a chance, however, both inside the country and abroad, to condemn ”the crimes of the Soviet regime,“ listing among them events with which neither the CPSU, nor the USSR, let alone modern Russia, have anything to do. At the same time, the Bolsheviks‘ efforts to detach from Russia its historical territories are not considered a crime. And we know why: if they brought about the weakening of Russia, our ill-wishes are happy with that.
Of course, inside the USSR, borders between republics were never seen as state borders; they were nominal within a single country, which, while featuring all the attributes of a federation, was highly centralized – this, again, was secured by the CPSU’s leading role. But in 1991, all those territories, and, which is more important, people, found themselves abroad overnight, taken away, this time indeed, from their historical motherland.
What can be said to this? Things change: countries and communities are no exception. Of course, some part of a people in the process of its development, influenced by a number of reasons and historical circumstances, can become aware of itself as a separate nation at a certain moment. How should we treat that? There is only one answer: with respect!
You want to establish a state of your own: you are welcome! But what are the terms? l will recall the assessment given by one of the most prominent political figures of new Russia, first mayor of Saint Petersburg Anatoly Sobchak. As a legal expert who believed that every decision must be legitimate, in 1992, he shared the following opinion: the republics that were founders of the Union, having denounced the 1922 Union Treaty, must return to the boundaries they had had before joining the Soviet Union. All other territorial acquisitions are subject to discussion, negotiations, given that the ground has been revoked.
In other words, when you leave, take what you brought with you. This logic is hard to refute. I will just say that the Bolsheviks had embarked on reshaping boundaries even before the Soviet Union, manipulating with territories to their liking, in disregard of people’s views.
The Russian Federation recognized the new geopolitical realities: and not only recognized, but, indeed, did a lot for Ukraine to establish itself as an independent country. Throughout the difficult 1990’s and in the new millennium, we have provided considerable support to Ukraine. Whatever „political arithmetic“ of its own Kiev may wish to apply, in 1991- 2013, Ukraine’s budget savings amounted to more than USD 82 billion, while today, it holds on to the mere USD 1.5 billion of Russian payments for gas transit to Europe. If economic ties between our countries had been retained, Ukraine would enjoy the benefit of tens of billions of dollars.
Ukraine and Russia have developed as a single economic system over decades and centuries. The profound cooperation we had 30 years ago is an example for the European Union to look up to. We are natural complementary economic partners. Such a close relationship can strengthen competitive advantages, increasing the potential of both countries.
Ukraine used to possess great potential, which included powerful infrastructure, gas transportation system, advanced shipbuilding, aviation, rocket and instrument engineering industries, as well as world-class scientific, design and engineering schools. Taking over this legacy and declaring independence, Ukrainian leaders promised that the Ukrainian economy would be one of the leading ones and the standard of living would be among the best in Europe.
Today, high-tech industrial giants that were once the pride of Ukraine and the entire Union, are sinking. Engineering output has dropped by 42 per cent over ten years. The scale of deindustrialization and overall economic degradation is visible in Ukraine’s electricity production, which has seen a nearly two-time decrease in 30 years. Finally, according to IMF reports, in 2019, before the coronavirus pandemic broke out, Ukraine’s GDP per capita had been below USD 4 thousand. This is less than in the Republic of Albania, the Republic of Moldova, or unrecognized Kosovo. Nowadays, Ukraine is Europe’s poorest country.
Who is to blame for this? ls it the people of Ukraine’s fault? Certainly not. It was the Ukrainian authorities who waisted and frittered away the achievements of many generations. We know how hardworking and talented the people of Ukraine are. They can achieve success and outstanding results with perseverance and determination. And these qualities, as well as their openness, innate optimism and hospitality have not gone. The feelings of millions of people who treat Russia not just well but with great affection, just as we feel about Ukraine, remain the same.
Until 2014, hundreds of agreements and joint projects were aimed at developing our economies, business and cultural ties, strengthening security, and solving common social and environmental problems. They brought tangible benefits to people — both in Russia and Ukraine. This is what we believed to be most important. And that is why we had a fruitful interaction with all, l emphasize, with all the leaders of Ukraine.
Even after the events in Kiev of 2014, l charged the Russian government to elaborate options for preserving and maintaining our economic ties within relevant ministries and agencies. However, there was and is still no mutual will to do the same. Nevertheless, Russia is still one of Ukraine’s top three trading partners, and hundreds of thousands of Ukrainians are coming to us to work, and they find a welcome reception and support. So that what the „aggressor state“ is.
When the USSR collapsed, many people in Russia and Ukraine sincerely believed and assumed that our close cultural, spiritual and economic ties would certainly last, as would the commonality of our people, who had always had a sense of unity at their core. However, events — at first gradually, and then more rapidly — started to move in a different direction.
In essence, Ukraine’s ruling circles decided to justify their country’s independence through the denial of its past, however, except for border issues. They began to mythologize and rewrite history, edit out everything that united us, and refer to the period when Ukraine was part of the Russian Empire and the Soviet Union as an occupation. The common tragedy of collectivization and famine of the early 1930s was portrayed as the genocide of the Ukrainian people.
Radicals and neo-Nazis were open and more and more insolent about their ambitions. They were indulged by both the official authorities and local oligarchs, who robbed the people of Ukraine and kept their stolen money in Western banks, ready to sell their motherland for the sake of preserving their capital. To this should be added the persistent weakness of state institutions and the position of a willing hostage to someone else’s geopolitical will.
I recall that long ago, well before 2014, the U.S. and EU countries systematically and consistently pushed Ukraine to curtail and limit economic cooperation with Russia. We, as the largest trade and economic partner of Ukraine, suggested discussing the emerging problems in the Ukraine-Russia-EU format. But every time we were told that Russia had nothing to do with it and that the issue concerned only the EU and Ukraine. De facto Western countries rejected Russia’s repeated calls for dialogue.
Step by step, Ukraine was dragged into a dangerous geopolitical game aimed at turning Ukraine into a barrier between Europe and Russia, a springboard against Russia. inevitably, there came a time when the concept of „Ukraine is not Russia“ was no longer an option. There was a need for the ”anti-Russia“ concept which we will never accept.
The owners of this project took as a basis the old groundwork of the Polish-Austrian ideologists to create an ”anti-Moscow Russia“. And there is no need to deceive anyone that this is being done in the interests of the people of Ukraine. The Polish-Lithuanian Commonwealth never needed Ukrainian culture, much less Cossack autonomy. In Austria-Hungary, historical Russian lands were mercilessly exploited and remained the poorest. The Nazis, abetted by collaborators from the OUN-UPA, did not need Ukraine, but a living space and slaves for Aryan overlords.
Nor were the interests of the Ukrainian people thought of in February 2014. The legitimate public discontent, caused by acute socio-economic problems, mistakes, and inconsistent actions of the authorities of the time, was simply cynically exploited. Western countries directly interfered in Ukraine’s internal affairs and supported the coup. Radical nationalist groups served as its battering ram. Their slogans, ideology, and blatant aggressive Russophobia have to a large extent become defining elements of state policy in Ukraine.
All the things that united us and bring us together so far came under attack. First and foremost, the Russian language. Let me remind you that the new „Maidan“ authorities first tried to repeal the law on state language policy. Then there was the law on the „purification of power“, the law on education that virtually cut the Russian language out of the educational process.
Lastly, as early as May of this year, the current president introduced a bill on „indigenous peoples“ to the Rada. Only those who constitute an ethnic minority and do not have their own state entity outside Ukraine are recognized as indigenous. The law has been passed. New seeds of discord have been sown. And this is happening in a country, as I have already noted, that is very complex in terms of its territorial, national and linguistic composition, and its history of formation.
There may be an argument: if you are talking about a single large nation, a triune nation, then what difference does it make who people consider themselves to be — Russians, Ukrainians, or Belarusians. I completely agree with this. Especially since the determination of nationality, particularly in mixed families, is the right of every individual, free to make his or her own choice.
But the fact is that the situation in Ukraine today is completely different because it involves a forced change of identity. And the most despicable thing is that the Russians in Ukraine are being forced not only to deny their roots, generations of their ancestors but also to believe that Russia is their enemy. It would not be an exaggeration to say that the path of forced assimilation, the formation of an ethnically pure Ukrainian state, aggressive towards Russia, is comparable in its consequences to the use of weapons of mass destruction against us. As a result of such a harsh and artificial division of Russians and Ukrainians, the Russian people in all may decrease by hundreds of thousands or even millions.
Our spiritual unity has also been attacked. As in the days of the Grand Duchy of Lithuania, a new ecclesiastical has been initiated. The secular authorities, making no secret of their political aims, have blatantly interfered in church life and brought things to a split, to the seizure of churches, the beating of priests and monks. Even extensive autonomy of the Ukrainian Orthodox Church while maintaining spiritual unity with the Moscow Patriarchate strongly displeases them. They have to destroy this prominent and centuries-old symbol of our kinship at all costs.
I think it is also natural that the representatives of Ukraine over and over again vote against the UN General Assembly resolution condemning the glorification of Nazism. Marches and torchlit processions in honor of remaining war criminals from the SS units take place under the protection of the official authorities. Mazepa, who betrayed everyone, Petliura, who paid for Polish patronage with Ukrainian lands, and Bandera, who collaborated with the Nazis, are ranked as national heroes. Everything is being done to erase from the memory of young generations the names of genuine patriots and victors, who have always been the pride of Ukraine.
For the Ukrainians who fought in the Red Army, in partisan units, the Great Patriotic War was indeed a patriotic war because they were defending their home, their great common Motherland. Over two thousand soldiers became Heroes of the Soviet Union. Among them are legendary pilot lvan Kozhedub, fearless sniper, defender of Odessa and Sevastopol Lyudmila Pavlichenko, valiant guerrilla commander Sidor Kovpak. This indomitable generation fought, those people gave their lives for our future, for us. To forget their feat is to betray our grandfathers, mothers and fathers.
The anti-Russia project has been rejected by millions of Ukrainians. The people of Crimea and residents of Sevastopol made their historic choice. And people in the southeast peacefully tried to defend their stance. Yet, all of them, including children, were labeled as separatists and terrorists. They were threatened with ethnic cleansing and the use of military force. And the residents of Donetsk and Lugansk took up arms to defend their home, their language and their lives. Were they left any other choice after the riots that swept through the cities of Ukraine, after the horror and tragedy of 2 May 2014 in Odessa where Ukrainian neo-Nazis burned people alive making a new Khatyn out of it? The same massacre was ready to be carried out by the followers of Bandera in Crimea, Sevastopol, Donetsk and Lugansk. Even now they do not abandon such plans. They are biding their time. But their time will not come.
The coup d’état and the subsequent actions of the Kiev authorities inevitably provoked confrontation and civil war. The UN High Commissioner for Human Rights estimates that the total number of victims in the conflict in Donbas has exceeded 13,000. Among them are the elderly and children. These are terrible, irreparable losses.
Russia has done everything to stop fratricide. The Minsk agreements aimed at a peaceful settlement of the conflict in Donbas have been concluded. I am convinced that they still have no alternative. In any case, no one has withdrawn their signatures from the Minsk Package of Measures or from the relevant statements by the leaders of the Normandy format countries. No one has initiated a review of the United Nations Security Council resolution of 17 February 2015.
During official negotiations, especially after being reined in by Western partners, Ukraine’s representatives regularly declare their „full adherence“ to the Minsk agreements, but are in fact guided by a position of „unacceptability“. They do not intend to seriously discuss either the special status of Donbas or safeguards for the people living there. They prefer to exploit the image of the „victim of external aggression“ and peddle Russophobia. They arrange bloody provocations in Donbas. In short, they attract the attention of external patrons and masters by all means.
Apparently, and l am becoming more and more convinced of this: Kiev simply does not need Donbas. Why? Because, firstly, the inhabitants of these regions will never accept the order that they have tried and are trying to impose by force, blockade and threats. And secondly, the outcome of both Minsk-1 and Minsk-2 which give a real chance to peacefully restore the territorial integrity of Ukraine by coming to an agreement directly with the DPR and LPR with Russia, Germany and France as mediators, contradicts the entire logic of the anti-Russia project. And it can only be sustained by the constant cultivation of the image of an internal and external enemy. And I would add — under the protection and control of the Western powers.
This is what is actually happening. First of all, we are facing the creation of a climate of fear in Ukrainian society, aggressive rhetoric, indulging neo-Nazis and militarising the country. Along with that we are witnessing not just complete dependence but direct external control, including the supervision of the Ukrainian authorities, security services and armed forces by foreign advisers, military „development“ of the territory of Ukraine and deployment of NATO infrastructure. It is no coincidence that the aforementioned flagrant law on „indigenous peoples“ was adopted under the cover of large-scale NATO exercises in Ukraine.
This is also a disguise for the takeover of the rest of the Ukrainian economy and the exploitation of its natural resources. The sale of agricultural land is not far off, and it is obvious who will buy it up. From time to time, Ukraine is indeed given financial resources and loans, but under their own conditions and pursuing their own interests, with preferences and benefits for Western companies. By the way, who will pay these debts back? Apparently, it is assumed that this will have to be done not only by today’s generation of Ukrainians but also by their children, grandchildren and probably great-grandchildren.
The Western authors of the anti-Russia project set up the Ukrainian political system in such a way that presidents, members of parliament and ministers would change but the attitude of separation from and enmity with Russia would remain. Reaching peace was the main election slogan of the incumbent president. He came to power with this. The promises turned out to be lies. Nothing has changed. And in some ways the situation in Ukraine and around Donbas has even degenerated.
In the anti-Russia project, there is no place either for a sovereign Ukraine or for the political forces that are trying to defend its real independence. Those who talk about reconciliation in Ukrainian society, about dialogue, about finding a way out of the current impasse are labelled as „pro-Russian“ agents.
Again, for many people in Ukraine, the anti-Russia project is simply unacceptable. And there are millions of such people. But they are not allowed to raise their heads. They have had their legal opportunity to defend their point of view in fact taken away from them. They are intimidated, driven underground. Not only are they persecuted for their convictions, for the spoken word, for the open expression of their position, but they are also killed. Murderers, as a rule, go unpunished.
Today, the ”right“ patriot of Ukraine is only the one who hates Russia. Moreover, the entire Ukrainian statehood, as we understand it, is proposed to be further built exclusively on this idea. Hate and anger, as world history has repeatedly proved this, are a very shaky foundation for sovereignty, fraught with many serious risks and dire consequences.
All the subterfuges associated with the anti-Russia project are clear to us. And we will never allow our historical territories and people close to us living there to be used against Russia. And to those who will undertake such an attempt, I would like to say that this way they will destroy their own country.
The incumbent authorities in Ukraine like to refer to Western experience, seeing it as a model to follow. Just have a look at how Austria and Germany, the USA and Canada live next to each other. Close in ethnic composition, culture, in fact sharing one language, they remain sovereign states with their own interests, with their own foreign policy. But this does not prevent them from the closest integration or allied relations. They have very conditional, transparent borders. And when crossing them the citizens feel at home. They create families, study, work, do business. Incidentally, so do millions of those born in Ukraine who now live in Russia. We see them as our own close people.
Russia is open to dialogue with Ukraine and ready to discuss the most complex issues. But it is important for us to understand that our partner is defending its national interests but not serving someone else’s, and is not a tool in someone else’s hands to fight against us.
We respect the Ukrainian language and traditions. We respect Ukrainians‘ desire to see their country free, safe and prosperous.
l am confident that true sovereignty of Ukraine is possible only in partnership with Russia. Our spiritual, human and civilizational ties formed for centuries and have their origins in the same sources, they have been hardened by common trials, achievements and victories. Our kinship has been transmitted from generation to generation. It is in the hearts and the memory of people living in modern Russia and Ukraine, in the blood ties that unite millions of our families. Together we have always been and will be many times stronger and more successful. For we are one people.
Today, these words may be perceived by some people with hostility. They can be interpreted in many possible ways. Yet, many people will hear me. And I will say one thing – Russia has never been and will never be „anti-Ukraine“. And what Ukraine will be — it is up to its citizens to decide.
Weder blau-gelb noch weiß-blau-rot!!! Aber etwas zum Panzerkreuzer Potjomkin und zur Treppe von Odessa! Vielleicht auch etwas zu meiner mangelnden Fähigkeit, im Netz Dinge wiederzufinden, die ich als Wissenschaftler wie Luft zum Atmen benötige.
KRIWOI ROG
Den treuen Lesern meiner Blogs zur Erklärung: Pandemie und Kriegsdrohungen der letzten Monate verhinderten die „normale“ intellektuelle Tätigkeit, die Erarbeitung und Veröffentlichung von Beiträgen zu historischen, kulturellen, philosophischen Themen.
Aber das hohe demokratische Gut der Meinungsfreiheit und der grundgesetzlich verbürgte freie Zugang zu politischen Informationen – auch aus dem Ausland, auch aus Staaten, mit denen Deutschland und die EU sich nicht im Kriegszustand befinden – lässt mich heute „zur Feder greifen“ und das Ergebnis den Lesern meiner Blogs zur Kenntnis geben.
Der Hintergrund: im Sommer des vergangenen Jahres veröffentlichte der russische Präsident Putin einen Beitrag unterme Titel „On the Historical Unity of Russians und Ukrainians“, dessen Hauptthesen sich wiederfinden in der Rede Putins zur Begründung des Antrags auf völkerrechtliche Anerkennung der Unabhängigkeit der Republiken Donezk und Lugansk vor dem russischen Parlament im letzten Monat.
Da es aufgrund der Blockierung des Zugangs zu offiziellen Medien Russlands durch das demokratische politische System der Bundesrepublik nicht möglich ist, jenen Beitrag Putins vom 12. Juli 2021 abzurufen (man möge es versuchen: en.kremlin.ru/d/66181), erlaube ich mir, den Text hier zum Zwecke der Beförderung der wissenschaftlichen Debatte und zur objektiven politischen Meinungsbildung wiederzugeben, den ich glücklicherweise damals abgespeichert hatte.
”0n the Historical Unity of Russians and Ukrainians“
July 12, 2021 17:00
During the recent Direct Line, when I was asked about Russian-Ukrainian relations, I said that Russians and Ukrainians were one people — a single whole. These words were not driven by some short-term considerations or prompted by the current political context. It is what l have said on numerous occasions and what I firmly believe. I therefore feel it necessary to explain my position in detail and share my assessments of today’s situation.
First of all, I would like to emphasize that the wall that has emerged in recent years between Russia and Ukraine, between the parts of what is essentially the same historical and spiritual space, to my mind is our great common misfortune and tragedy. These are, first and foremost, the consequences of our own mistakes made at different periods of time. But these are also the result of deliberate efforts by those forces that have always sought to undermine our unity. The formula they apply has been known from time immemorial — divide and rule. There is nothing new here. Hence the attempts to play on the ”national question“ and sow discord among people, the overarching goal being to divide and then to pit the parts of a single people against one another.
To have a better understanding of the present and look into the future, we need to turn to history. Certainly, it is impossible to cover in this article all the developments that have taken place over more than a thousand years. But l will focus on the key, pivotal moments that are important for us to remember, both in Russia and Ukraine.
Russians, Ukrainians, and Belarusians are all descendants of Ancient Rus, which was the largest state in Europe. Slavic and other tribes across the vast territory – from Ladoga, Novgorod, and Pskov to Kiev and Chernigov — were bound together by one language (which we now refer to as Old Russian), economic ties, the rule of the princes of the Rurik dynasty, and — after the baptism of Rus — the Orthodox faith. The spiritual choice made by St. Vladimir, who was both Prince of Novgorod and Grand Prince of Kiev, still largely determines our affinity today.
The throne of Kiev held a dominant position in Ancient Rus. This had been the custom since the late 9th century. The Tale of Bygone Years captured for posterity the words of Oleg the Prophet about Kiev, „Let it be the mother of all Russian cities.“
Later, like other European states of that time, Ancient Rus faced a decline of central rule and fragmentation. At the same time, both the nobility and the common people perceived Rus as a common territory, as their homeland.
The fragmentation intensified after Batu Khan’s devastating invasion, which ravaged many cities, including Kiev. The northeastern part of Rus fell under the control of the Golden Horde but retained limited sovereignty. The southern and western Russian lands largely became part of the Grand Duchy of Lithuania, which — most significantly — was referred to in historical records as the Grand Duchy of Lithuania and Russia.
Members of the princely and ”boyar“ clans would change service from one prince to another, feuding with each other but also making friendships and alliances. Voivode Bobrok of Volyn and the sons of Grand Duke of Lithuania Algirdas — Andrey of Polotsk and Dmitry of Bryansk — fought next to Grand Duke Dmitry lvanovich of Moscow on the Kulikovo field. At the same time, Grand Duke of Lithuania Jogaila — son of the Princess of Tver — led his troops to join with Mamai. These are all pages of our shared history, reflecting its complex and multi-dimensional nature.
Most importantly, people both in the western and eastern Russian lands spoke the same language. Their faith was Orthodox. Up to the middle of the 15th century, the unified church government remained in place.
At a new stage of historical development, both Lithuanian Rus and Moscow Rus could have become the points of attraction and consolidation of the territories of Ancient Rus. lt so happened that Moscow became the center of reunification, continuing the tradition of ancient Russian statehood. Moscow princes — the descendants of Prince Alexander Nevsky — cast off the foreign yoke and began gathering the Russian lands.
In the Grand Duchy of Lithuania, other processes were unfolding. ln the 14th century, Lithuania’s ruling elite converted to Catholicism. In the 16th century, it signed the Union of Lublin with the Kingdom of Poland to form the Polish—Lithuanian Commonwealth. The Polish Catholic nobility received considerable land holdings and privileges in the territory of Rus. In accordance with the 1596 Union of Brest, part of the western Russian Orthodox clergy submitted to the authority of the Pope. The process of Polonization and Latinization began, ousting Orthodoxy.
As a consequence, in the 16—17th centuries, the liberation movement of the Orthodox population was gaining strength in the Dnieper region. The events during the times of Hetman Bohdan Khmelnytsky became a turning point. His supporters struggled for autonomy from the Polish—Lithuanian Commonwealth.
ln its 1649 appeal to the king of the Polish—Lithuanian Commonwealth, the Zaporizhian Host demanded that the rights of the Russian Orthodox population be respected, that the voivode of Kiev be Russian and of Greek faith, and that the persecution of the churches of God be stopped. But the Cossacks were not heard.
Bohdan Khmelnytsky then made appeals to Moscow, which were considered by the Zemsky Sobor. On 1 October 1653, members of the supreme representative body of the Russian state decided to support their brothers in faith and take them under patronage. ln January 1654, the Pereyaslav Council confirmed that decision. Subsequently, the ambassadors of Bohdan Khmelnytsky and Moscow visited dozens of cities, including Kiev, whose populations swore allegiance to the Russian tsar. Incidentally, nothing of the kind happened at the conclusion of the Union of Lublin.
In a letter to Moscow in 1654, Bohdan Khmelnytsky thanked Tsar Aleksey Mikhaylovich for taking „the whole Zaporizhian Host and the whole Russian Orthodox world under the strong and high hand of the Tsar“. lt means that, in their appeals to both the Polish king and the Russian tsar, the Cossacks referred to and defined themselves as Russian Orthodox people.
Over the course of the protracted war between the Russian state and the Polish- Lithuanian Commonwealth, some of the hetmans, successors of Bohdan Khmelnytsky, would „detach themselves“ from Moscow or seek support from Sweden, Poland, or Turkey. But, again, for the people, that was a war of liberation. It ended with the Truce of Andrusovo in 1667. The final outcome was sealed by the Treaty of Perpetual Peace in 1686. The Russian state incorporated the city of Kiev and the lands on the left bank of the Dnieper River, including Poltava region, Chernigov region, and Zaporozhye. Their inhabitants were reunited with the main part of the Russian Orthodox people. These territories were referred to as ”Malorossia“ (Little Russia).
The name „Ukraine“ was used more often in the meaning of the Old Russian word ”okraina“ (periphery), which is found in written sources from the 12th century, referring to various border territories. And the word „Ukrainian“, judging by archival documents, originally referred to frontier guards who protected the external borders.
On the right bank, which remained under the Polish—Lithuanian Commonwealth, the old orders were restored, and social and religious oppression intensified. On the contrary, the lands on the left bank, taken under the protection of the unified state, saw rapid development. People from the other bank of the Dnieper moved here en masse. They sought support from people who spoke the same language and had the same faith.
During the Great Northern War with Sweden, the people in Malorossia were not faced with a choice of whom to side with. Only a small portion of the Cossacks supported Mazepa’s rebellion. People of all orders and degrees considered themselves Russian and Orthodox.
Cossack senior officers belonging to the nobility would reach the heights of political, diplomatic, and military careers in Russia. Graduates of Kiev-Mohyla Academy played a leading role in church life. This was also the case during the Hetmanate — an essentially autonomous state formation with a special internal structure — and later in the Russian Empire. Malorussians in many ways helped build a big common country — its statehood, culture, and science. They participated in the exploration and development of the Urals, Siberia, the Caucasus, and the Far East. Incidentally, during the Soviet period, natives of Ukraine held major, including the highest, posts in the leadership of the unified state. Suffice it to say that Nikita Khrushchev and Leonid Brezhnev, whose party biography was most closely associated with Ukraine, led the Communist Party of the Soviet Union (CPSU) for almost 30 years.
In the second half of the 18th century, following the wars with the Ottoman Empire, Russia incorporated Crimea and the lands of the Black Sea region, which became known as Novorossiya. They were populated by people from all of the Russian provinces. After the partitions of the Polish-Lithuanian Commonwealth, the Russian Empire regained the western Old Russian lands, with the exception of Galicia and Transcarpathia, which became part of the Austrian — and later Austro-Hungarian — Empire.
The incorporation of the western Russian lands into the single state was not merely the result of political and diplomatic decisions. it was underlain by the common faith, shared cultural traditions, and — I would like to emphasize it once again — language similarity. Thus, as early as the beginning of the 17th century, one of the hierarchs of the Uniate Church, Joseph Rutsky, communicated to Rome that people in Moscovia called Russians from the Polish-Lithuanian Commonwealth their brothers, that their written language was absolutely identical, and differences in the vernacular were insignificant. He drew an analogy with the residents of Rome and Bergamo. These are, as we know, the center and the north of modern Italy.
Many centuries of fragmentation and living within different states naturally brought about regional language peculiarities, resulting in the emergence of dialects. The vernacular enriched the literary language. Ivan Kotlyarevsky, Grigory Skovoroda, and Taras Shevchenko played a huge role here. Their works are our common literary and cultural heritage.
Taras Shevchenko wrote poetry in the Ukrainian language, and prose mainly in Russian. The books of Nikolay Gogol, a Russian patriot and native of Poltavshchyna, are written in Russian, bristling with Malorussian folk sayings and motifs. How can this heritage be divided between Russia and Ukraine? And why do it? The south-western lands of the Russian Empire, Malorussia and Novorossiya, and the Crimea developed as ethnically and religiously diverse entities. Crimean Tatars, Armenians, Greeks, Jews, Karaites, Krymchaks, Bulgarians, Poles, Serbs, Germans, and other peoples lived here. They all preserved their faith, traditions, and customs.
I am not going to idealise anything. We do know there were the Valuev Circular of 1863 an then the Ems Ukaz of 1876, which restricted the publication and importation of religious and socio-political literature in the Ukrainian language. But it is important to be mindful of the historical context. These decisions were taken against the backdrop of dramatic events in Poland and the desire of the leaders of the Polish national movement to exploit the „Ukrainian issue“ to their own advantage. I should add that works of fiction, books of Ukrainian poetry and folk songs continued to be published. There is objective evidence that the Russian Empire was witnessing an active process of development of the Malorussian cultural identity within the greater Russian nation, which united the Velikorussians, the Malorussians and the Belorussians.
At the same time, the idea of Ukrainian people as a nation separate from the Russians started to form and gain ground among the Polish elite and a part of the Malorussian intelligentsia. Since there was no historical basis — and could not have been any, conclusions were substantiated by all sorts of concoctions, which went as far as to claim that the Ukrainians are the true Slavs and the Russians, the Muscovites, are not. Such „hypotheses“ became increasingly used for political purposes as a tool of rivalry between European states.
Since the late 19th century, the Austro-Hungarian authorities had latched onto this narrative, using it as a counterbalance to the Polish national movement and pro-Muscovite sentiments in Galicia. During World War l, Vienna played a role in the formation of the so-called Legion of Ukrainian Sich Riflemen. Galicians suspected of sympathies with Orthodox Christianity and Russia were subjected to brutal repression and thrown into the concentration camps of Thalerhof and Terezin.
Further developments had to do with the collapse of European empires, the fierce civil war that broke out across the vast territory of the former Russian Empire, and foreign intervention.
After the February Revolution, in March 1917, the Central Rada was established in Kiev, intended to become the organ of supreme power. ln November 1917, in its Third Universal, it declared the creation of the Ukrainian People’s Republic (UPR) as part of Russia.
ln December 1917, UPR representatives arrived in Brest-Litovsk, where Soviet Russia was negotiating with Germany and its allies. At a meeting on 10 January 1918, the head of the Ukrainian delegation read out a note proclaiming the independence of Ukraine. Subsequently, the Central Rada proclaimed Ukraine independent in its Fourth Universal.
The declared sovereignty did not last long. Just a few weeks later, Rada delegates signed a separate treaty with the German bloc countries. Germany and Austria-Hungary were at the time in a dire situation and needed Ukrainian bread and raw materials. In order to secure large-scale supplies, they obtained consent for sending their troops and technical staff to the UPR. In fact, this was used as a pretext for occupation.
For those who have today given up the full control of Ukraine to external forces, it would be instructive to remember that, back in 1918, such a decision proved fatal for the ruling regime in Kiev. With the direct involvement of the occupying forces, the Central Rada was overthrown and Hetman Pavlo Skoropadskyi was brought to power, proclaiming instead of the UPR the Ukrainian State, which was essentially under German protectorate.
ln November 1918 — following the revolutionary events in Germany and Austria-Hungary — Pavlo Skoropadskyi, who had lost the support of German bayonets, took a different course, declaring that „Ukraine is to take the lead in the formation of an All-Russian Federation“. However, the regime was soon changed again. lt was now the time of the so-called Directorate.
ln autumn 1918, Ukrainian nationalists proclaimed the West Ukrainian People’s Republic (WUPR) and, in January 1919, announced its unification with the Ukrainian People’s Republic. In July 1919, Ukrainian forces were crushed by Polish troops, and the territory of the former WUPR came under the Polish rule.
In April 1920, Symon Petliura (portrayed as one of the „heroes“ in today’s Ukraine) concluded secret conventions on behalf of the UPR Directorate, giving up — in exchange for military support – Galicia and Western Volhynia lands to Poland. In May 1920, Petliurites entered Kiev in a convoy of Polish military units. But not for long. As early as November 1920, following a truce between Poland and Soviet Russia, the remnants of Petliura’s forces surrendered to those same Poles.
The example of the UPR shows that different kinds of quasi-state formations that emerged across the former Russian Empire at the time of the Civil War and turbulence were inherently unstable. Nationalists sought to create their own independent states, while leaders of the White movement advocated indivisible Russia. Many of the republics established by the Bolsheviks‘ supporters did not see themselves outside Russia either. Nevertheless, Bolshevik Party leaders sometimes basically drove them out of Soviet Russia for various reasons.
Thus, in early 1918, the Donetsk-Krivoy Rog Soviet Republic was proclaimed and asked Moscow to incorporate it into Soviet Russia. This was met with a refusal. During a meeting with the republic’s leaders, Vladimir Lenin insisted that they act as part of Soviet Ukraine. On 15 March 1918, the Central Committee of the Russian Communist Party (Bolsheviks) directly ordered that delegates be sent to the Ukrainian Congress of Soviets, including from the Donetsk Basin, and that „one government for all of Ukraine“ be created at the congress. The territories of the Donetsk-Krivoy Rog Soviet Republic later formed most of the regions of south-eastern Ukraine.
Under the 1921 Treaty of Riga, concluded between the Russian SFSR, the Ukrainian SSR and Poland, the western lands of the former Russian Empire were ceded to Poland. In the interwar period, the Polish government pursued an active resettlement policy, seeking to change the ethnic composition of the Eastern Borderlands — the Polish name for what is now Western Ukraine, Western Belarus and parts of Lithuania. The areas were subjected to harsh Polonisation, local culture and traditions suppressed. Later, during World War ll, radical groups of Ukrainian nationalists used this as a pretext for terror not only against Polish, but also against Jewish and Russian populations.
In 1922, when the USSR was created, with the Ukrainian Soviet Socialist Republic becoming one of its founders, a rather fierce debate among the Bolshevik leaders resulted in the implementation of Lenin’s plan to form a union state as a federation of equal republics. The right for the republics to freely secede from the Union was included in the text of the Declaration on the Creation of the Union of Soviet Socialist Republics and, subsequently, in the 1924 USSR Constitution. By doing so, the authors planted in the foundation of our statehood the most dangerous time bomb, which exploded the moment the safety mechanism provided by the leading role of the CPSU was gone, the party itself collapsing from within. A „parade of sovereignties“ followed. On 8 December 1991, the so-called Belovezh Agreement on the Creation of the Commonwealth of Independent States was signed, stating that „the USSR as a subject of international law and a geopolitical reality no longer existed.“ By the way, Ukraine never signed or ratified the ClS Charter adopted back in 1993.
In the 1920’s-1930’s, the Bolsheviks actively promoted the ”localization policy“, which took the form of Ukrainization in the Ukrainian SSR. Symbolically, as part of this policy and with consent of the Soviet authorities, Mikhail Grushevskiy, former chairman of Central Rada, one of the ideologists of Ukrainian nationalism, who at a certain period of time had been supported by Austria-Hungary, was returned to the USSR and was elected member of the Academy of Sciences.
The localization policy undoubtedly played a major role in the development and consolidation of the Ukrainian culture, language and identity. At the same time, under the guise of combating the so-called Russian great-power chauvinism, Ukrainization was often imposed on those who did not see themselves as Ukrainians. This Soviet national policy secured at the state level the provision on three separate Slavic peoples: Russian, Ukrainian and Belorussian, instead of the large Russian nation, a triune people comprising Velikorussians, Malorussians and Belorussians.
In 1939, the USSR regained the lands earlier seized by Poland. A major portion of these became part of the Soviet Ukraine. In 1940, the Ukrainian SSR incorporated part of Bessarabia, which had been occupied by Romania since 1918, as well as Northern Bukovina. In 1948, Zmeyiniy Island (Snake Island) in the Black Sea became part of Ukraine. In 1954, the Crimean Region of the RSFSR was given to the Ukrainian SSR, in gross violation of legal norms that were in force at the time.
I would like to dwell on the destiny of Carpathian Ruthenia, which became part of Czechoslovakia following the breakup of Austria-Hungary. Rusins made up a considerable share of local population. While this is hardly mentioned any longer, after the liberation of Transcarpathia by Soviet troops the congress of the Orthodox population of the region voted for the inclusion of Carpathian Ruthenia in the RSFSR or, as a separate Carpathian republic, in the USSR proper. Yet the choice of people was ignored. In summer 1945, the historical act of the reunification of Carpathian Ukraine „with its ancient motherland, Ukraine“ — as The Pravda newspaper put it – was announced.
Therefore, modern Ukraine is entirely the product of the Soviet era. We know and remember well that it was shaped — for a significant part — on the lands of historical Russia. To make sure of that, it is enough to look at the boundaries of the lands reunited with the Russian state in the 17th century and the territory of the Ukrainian SSR when it left the Soviet Union.
The Bolsheviks treated the Russian people as inexhaustible material for their social experiments. They dreamt of a world revolution that would wipe out national states. That is why they were so generous in drawing borders and bestowing territorial gifts. lt is no longer important what exactly the idea of the Bolshevik leaders who were chopping the country into pieces was. We can disagree about minor details, background and logics behind certain decisions. One fact is crystal clear: Russia was robbed, indeed.
When working on this article, l relied on open-source documents that contain well-known facts rather than on some secret records. The leaders of modern Ukraine and their external „patrons“ prefer to overlook these facts. They do not miss a chance, however, both inside the country and abroad, to condemn ”the crimes of the Soviet regime,“ listing among them events with which neither the CPSU, nor the USSR, let alone modern Russia, have anything to do. At the same time, the Bolsheviks‘ efforts to detach from Russia its historical territories are not considered a crime. And we know why: if they brought about the weakening of Russia, our ill-wishes are happy with that.
Of course, inside the USSR, borders between republics were never seen as state borders; they were nominal within a single country, which, while featuring all the attributes of a federation, was highly centralized – this, again, was secured by the CPSU’s leading role. But in 1991, all those territories, and, which is more important, people, found themselves abroad overnight, taken away, this time indeed, from their historical motherland.
What can be said to this? Things change: countries and communities are no exception. Of course, some part of a people in the process of its development, influenced by a number of reasons and historical circumstances, can become aware of itself as a separate nation at a certain moment. How should we treat that? There is only one answer: with respect!
You want to establish a state of your own: you are welcome! But what are the terms? l will recall the assessment given by one of the most prominent political figures of new Russia, first mayor of Saint Petersburg Anatoly Sobchak. As a legal expert who believed that every decision must be legitimate, in 1992, he shared the following opinion: the republics that were founders of the Union, having denounced the 1922 Union Treaty, must return to the boundaries they had had before joining the Soviet Union. All other territorial acquisitions are subject to discussion, negotiations, given that the ground has been revoked.
In other words, when you leave, take what you brought with you. This logic is hard to refute. I will just say that the Bolsheviks had embarked on reshaping boundaries even before the Soviet Union, manipulating with territories to their liking, in disregard of people’s views.
The Russian Federation recognized the new geopolitical realities: and not only recognized, but, indeed, did a lot for Ukraine to establish itself as an independent country. Throughout the difficult 1990’s and in the new millennium, we have provided considerable support to Ukraine. Whatever „political arithmetic“ of its own Kiev may wish to apply, in 1991- 2013, Ukraine’s budget savings amounted to more than USD 82 billion, while today, it holds on to the mere USD 1.5 billion of Russian payments for gas transit to Europe. If economic ties between our countries had been retained, Ukraine would enjoy the benefit of tens of billions of dollars.
Ukraine and Russia have developed as a single economic system over decades and centuries. The profound cooperation we had 30 years ago is an example for the European Union to look up to. We are natural complementary economic partners. Such a close relationship can strengthen competitive advantages, increasing the potential of both countries.
Ukraine used to possess great potential, which included powerful infrastructure, gas transportation system, advanced shipbuilding, aviation, rocket and instrument engineering industries, as well as world-class scientific, design and engineering schools. Taking over this legacy and declaring independence, Ukrainian leaders promised that the Ukrainian economy would be one of the leading ones and the standard of living would be among the best in Europe.
Today, high-tech industrial giants that were once the pride of Ukraine and the entire Union, are sinking. Engineering output has dropped by 42 per cent over ten years. The scale of deindustrialization and overall economic degradation is visible in Ukraine’s electricity production, which has seen a nearly two-time decrease in 30 years. Finally, according to IMF reports, in 2019, before the coronavirus pandemic broke out, Ukraine’s GDP per capita had been below USD 4 thousand. This is less than in the Republic of Albania, the Republic of Moldova, or unrecognized Kosovo. Nowadays, Ukraine is Europe’s poorest country.
Who is to blame for this? ls it the people of Ukraine’s fault? Certainly not. It was the Ukrainian authorities who waisted and frittered away the achievements of many generations. We know how hardworking and talented the people of Ukraine are. They can achieve success and outstanding results with perseverance and determination. And these qualities, as well as their openness, innate optimism and hospitality have not gone. The feelings of millions of people who treat Russia not just well but with great affection, just as we feel about Ukraine, remain the same.
Until 2014, hundreds of agreements and joint projects were aimed at developing our economies, business and cultural ties, strengthening security, and solving common social and environmental problems. They brought tangible benefits to people — both in Russia and Ukraine. This is what we believed to be most important. And that is why we had a fruitful interaction with all, l emphasize, with all the leaders of Ukraine.
Even after the events in Kiev of 2014, l charged the Russian government to elaborate options for preserving and maintaining our economic ties within relevant ministries and agencies. However, there was and is still no mutual will to do the same. Nevertheless, Russia is still one of Ukraine’s top three trading partners, and hundreds of thousands of Ukrainians are coming to us to work, and they find a welcome reception and support. So that what the „aggressor state“ is.
When the USSR collapsed, many people in Russia and Ukraine sincerely believed and assumed that our close cultural, spiritual and economic ties would certainly last, as would the commonality of our people, who had always had a sense of unity at their core. However, events — at first gradually, and then more rapidly — started to move in a different direction.
In essence, Ukraine’s ruling circles decided to justify their country’s independence through the denial of its past, however, except for border issues. They began to mythologize and rewrite history, edit out everything that united us, and refer to the period when Ukraine was part of the Russian Empire and the Soviet Union as an occupation. The common tragedy of collectivization and famine of the early 1930s was portrayed as the genocide of the Ukrainian people.
Radicals and neo-Nazis were open and more and more insolent about their ambitions. They were indulged by both the official authorities and local oligarchs, who robbed the people of Ukraine and kept their stolen money in Western banks, ready to sell their motherland for the sake of preserving their capital. To this should be added the persistent weakness of state institutions and the position of a willing hostage to someone else’s geopolitical will.
I recall that long ago, well before 2014, the U.S. and EU countries systematically and consistently pushed Ukraine to curtail and limit economic cooperation with Russia. We, as the largest trade and economic partner of Ukraine, suggested discussing the emerging problems in the Ukraine-Russia-EU format. But every time we were told that Russia had nothing to do with it and that the issue concerned only the EU and Ukraine. De facto Western countries rejected Russia’s repeated calls for dialogue.
Step by step, Ukraine was dragged into a dangerous geopolitical game aimed at turning Ukraine into a barrier between Europe and Russia, a springboard against Russia. inevitably, there came a time when the concept of „Ukraine is not Russia“ was no longer an option. There was a need for the ”anti-Russia“ concept which we will never accept.
The owners of this project took as a basis the old groundwork of the Polish-Austrian ideologists to create an ”anti-Moscow Russia“. And there is no need to deceive anyone that this is being done in the interests of the people of Ukraine. The Polish-Lithuanian Commonwealth never needed Ukrainian culture, much less Cossack autonomy. In Austria-Hungary, historical Russian lands were mercilessly exploited and remained the poorest. The Nazis, abetted by collaborators from the OUN-UPA, did not need Ukraine, but a living space and slaves for Aryan overlords.
Nor were the interests of the Ukrainian people thought of in February 2014. The legitimate public discontent, caused by acute socio-economic problems, mistakes, and inconsistent actions of the authorities of the time, was simply cynically exploited. Western countries directly interfered in Ukraine’s internal affairs and supported the coup. Radical nationalist groups served as its battering ram. Their slogans, ideology, and blatant aggressive Russophobia have to a large extent become defining elements of state policy in Ukraine.
All the things that united us and bring us together so far came under attack. First and foremost, the Russian language. Let me remind you that the new „Maidan“ authorities first tried to repeal the law on state language policy. Then there was the law on the „purification of power“, the law on education that virtually cut the Russian language out of the educational process.
Lastly, as early as May of this year, the current president introduced a bill on „indigenous peoples“ to the Rada. Only those who constitute an ethnic minority and do not have their own state entity outside Ukraine are recognized as indigenous. The law has been passed. New seeds of discord have been sown. And this is happening in a country, as I have already noted, that is very complex in terms of its territorial, national and linguistic composition, and its history of formation.
There may be an argument: if you are talking about a single large nation, a triune nation, then what difference does it make who people consider themselves to be — Russians, Ukrainians, or Belarusians. I completely agree with this. Especially since the determination of nationality, particularly in mixed families, is the right of every individual, free to make his or her own choice.
But the fact is that the situation in Ukraine today is completely different because it involves a forced change of identity. And the most despicable thing is that the Russians in Ukraine are being forced not only to deny their roots, generations of their ancestors but also to believe that Russia is their enemy. It would not be an exaggeration to say that the path of forced assimilation, the formation of an ethnically pure Ukrainian state, aggressive towards Russia, is comparable in its consequences to the use of weapons of mass destruction against us. As a result of such a harsh and artificial division of Russians and Ukrainians, the Russian people in all may decrease by hundreds of thousands or even millions.
Our spiritual unity has also been attacked. As in the days of the Grand Duchy of Lithuania, a new ecclesiastical has been initiated. The secular authorities, making no secret of their political aims, have blatantly interfered in church life and brought things to a split, to the seizure of churches, the beating of priests and monks. Even extensive autonomy of the Ukrainian Orthodox Church while maintaining spiritual unity with the Moscow Patriarchate strongly displeases them. They have to destroy this prominent and centuries-old symbol of our kinship at all costs.
I think it is also natural that the representatives of Ukraine over and over again vote against the UN General Assembly resolution condemning the glorification of Nazism. Marches and torchlit processions in honor of remaining war criminals from the SS units take place under the protection of the official authorities. Mazepa, who betrayed everyone, Petliura, who paid for Polish patronage with Ukrainian lands, and Bandera, who collaborated with the Nazis, are ranked as national heroes. Everything is being done to erase from the memory of young generations the names of genuine patriots and victors, who have always been the pride of Ukraine.
For the Ukrainians who fought in the Red Army, in partisan units, the Great Patriotic War was indeed a patriotic war because they were defending their home, their great common Motherland. Over two thousand soldiers became Heroes of the Soviet Union. Among them are legendary pilot lvan Kozhedub, fearless sniper, defender of Odessa and Sevastopol Lyudmila Pavlichenko, valiant guerrilla commander Sidor Kovpak. This indomitable generation fought, those people gave their lives for our future, for us. To forget their feat is to betray our grandfathers, mothers and fathers.
The anti-Russia project has been rejected by millions of Ukrainians. The people of Crimea and residents of Sevastopol made their historic choice. And people in the southeast peacefully tried to defend their stance. Yet, all of them, including children, were labeled as separatists and terrorists. They were threatened with ethnic cleansing and the use of military force. And the residents of Donetsk and Lugansk took up arms to defend their home, their language and their lives. Were they left any other choice after the riots that swept through the cities of Ukraine, after the horror and tragedy of 2 May 2014 in Odessa where Ukrainian neo-Nazis burned people alive making a new Khatyn out of it? The same massacre was ready to be carried out by the followers of Bandera in Crimea, Sevastopol, Donetsk and Lugansk. Even now they do not abandon such plans. They are biding their time. But their time will not come.
The coup d’état and the subsequent actions of the Kiev authorities inevitably provoked confrontation and civil war. The UN High Commissioner for Human Rights estimates that the total number of victims in the conflict in Donbas has exceeded 13,000. Among them are the elderly and children. These are terrible, irreparable losses.
Russia has done everything to stop fratricide. The Minsk agreements aimed at a peaceful settlement of the conflict in Donbas have been concluded. I am convinced that they still have no alternative. In any case, no one has withdrawn their signatures from the Minsk Package of Measures or from the relevant statements by the leaders of the Normandy format countries. No one has initiated a review of the United Nations Security Council resolution of 17 February 2015.
During official negotiations, especially after being reined in by Western partners, Ukraine’s representatives regularly declare their „full adherence“ to the Minsk agreements, but are in fact guided by a position of „unacceptability“. They do not intend to seriously discuss either the special status of Donbas or safeguards for the people living there. They prefer to exploit the image of the „victim of external aggression“ and peddle Russophobia. They arrange bloody provocations in Donbas. In short, they attract the attention of external patrons and masters by all means.
Apparently, and l am becoming more and more convinced of this: Kiev simply does not need Donbas. Why? Because, firstly, the inhabitants of these regions will never accept the order that they have tried and are trying to impose by force, blockade and threats. And secondly, the outcome of both Minsk-1 and Minsk-2 which give a real chance to peacefully restore the territorial integrity of Ukraine by coming to an agreement directly with the DPR and LPR with Russia, Germany and France as mediators, contradicts the entire logic of the anti-Russia project. And it can only be sustained by the constant cultivation of the image of an internal and external enemy. And I would add — under the protection and control of the Western powers.
This is what is actually happening. First of all, we are facing the creation of a climate of fear in Ukrainian society, aggressive rhetoric, indulging neo-Nazis and militarising the country. Along with that we are witnessing not just complete dependence but direct external control, including the supervision of the Ukrainian authorities, security services and armed forces by foreign advisers, military „development“ of the territory of Ukraine and deployment of NATO infrastructure. It is no coincidence that the aforementioned flagrant law on „indigenous peoples“ was adopted under the cover of large-scale NATO exercises in Ukraine.
This is also a disguise for the takeover of the rest of the Ukrainian economy and the exploitation of its natural resources. The sale of agricultural land is not far off, and it is obvious who will buy it up. From time to time, Ukraine is indeed given financial resources and loans, but under their own conditions and pursuing their own interests, with preferences and benefits for Western companies. By the way, who will pay these debts back? Apparently, it is assumed that this will have to be done not only by today’s generation of Ukrainians but also by their children, grandchildren and probably great-grandchildren.
The Western authors of the anti-Russia project set up the Ukrainian political system in such a way that presidents, members of parliament and ministers would change but the attitude of separation from and enmity with Russia would remain. Reaching peace was the main election slogan of the incumbent president. He came to power with this. The promises turned out to be lies. Nothing has changed. And in some ways the situation in Ukraine and around Donbas has even degenerated.
In the anti-Russia project, there is no place either for a sovereign Ukraine or for the political forces that are trying to defend its real independence. Those who talk about reconciliation in Ukrainian society, about dialogue, about finding a way out of the current impasse are labelled as „pro-Russian“ agents.
Again, for many people in Ukraine, the anti-Russia project is simply unacceptable. And there are millions of such people. But they are not allowed to raise their heads. They have had their legal opportunity to defend their point of view in fact taken away from them. They are intimidated, driven underground. Not only are they persecuted for their convictions, for the spoken word, for the open expression of their position, but they are also killed. Murderers, as a rule, go unpunished.
Today, the ”right“ patriot of Ukraine is only the one who hates Russia. Moreover, the entire Ukrainian statehood, as we understand it, is proposed to be further built exclusively on this idea. Hate and anger, as world history has repeatedly proved this, are a very shaky foundation for sovereignty, fraught with many serious risks and dire consequences.
All the subterfuges associated with the anti-Russia project are clear to us. And we will never allow our historical territories and people close to us living there to be used against Russia. And to those who will undertake such an attempt, I would like to say that this way they will destroy their own country.
The incumbent authorities in Ukraine like to refer to Western experience, seeing it as a model to follow. Just have a look at how Austria and Germany, the USA and Canada live next to each other. Close in ethnic composition, culture, in fact sharing one language, they remain sovereign states with their own interests, with their own foreign policy. But this does not prevent them from the closest integration or allied relations. They have very conditional, transparent borders. And when crossing them the citizens feel at home. They create families, study, work, do business. Incidentally, so do millions of those born in Ukraine who now live in Russia. We see them as our own close people.
Russia is open to dialogue with Ukraine and ready to discuss the most complex issues. But it is important for us to understand that our partner is defending its national interests but not serving someone else’s, and is not a tool in someone else’s hands to fight against us.
We respect the Ukrainian language and traditions. We respect Ukrainians‘ desire to see their country free, safe and prosperous.
l am confident that true sovereignty of Ukraine is possible only in partnership with Russia. Our spiritual, human and civilizational ties formed for centuries and have their origins in the same sources, they have been hardened by common trials, achievements and victories. Our kinship has been transmitted from generation to generation. It is in the hearts and the memory of people living in modern Russia and Ukraine, in the blood ties that unite millions of our families. Together we have always been and will be many times stronger and more successful. For we are one people.
Today, these words may be perceived by some people with hostility. They can be interpreted in many possible ways. Yet, many people will hear me. And I will say one thing – Russia has never been and will never be „anti-Ukraine“. And what Ukraine will be — it is up to its citizens to decide.
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Published in sections: News, Transcripts
Publication date: July 12, 2021, 17:00
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Beste Grüße aus Berlin Prenzlauer Berg – Dr. Dieter Weigert
Wir erlauben uns, mit Genehmigung der Autoren, Teil des Blogs „Panikmache und Flüchtlingswelle“ von „Josias.blog“ (bei WordPress) zu übernehmen, jedoch gewisse Aussagen zuzuspitzen. Unter meinem Fenster (Berlin Prenzlauer Berg) hängt seit kurzem das Konterfei der grünen Frau Kanzlerkandidatin, einer eifrigen, fast fanatischen Befürworterin und Anblaserin eines neuen gewaltigen „Flüchtlings-Tsunami“. (darf man so schreiben, ohne des Rassismus bezichtigt zu werden?) Ich denke, manchen deutschen Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfern kommen die Ereignisse in Kabul, besonders das aus der Unwilligkeit und Unfähigkeit der US-Streitkräfte entspringende Chaos am Flughafen, sehr gelegen.
Panikmache auch in deutschen Landen
Wieviel Vernunft kann aber sich angesichts der FAKE-News in Printmedien und auf den Bildschirmen in unseren Tagen durchsetzen? Ich bin nicht sehr optimistisch. Noch weiß man absolut nichts – aber Politikerinnen kreischen um die Wette die Forderung in die Welt, dass Deutschland die Grenzen öffnen müsse, dass man den offiziellen Erklärungen der Taliban-Führer zur Amnestie und zur Versöhnung nicht trauen dürfe.
Aber schon eine kleine Atempause zum Luftschnappen würde zum Nachdenken genügen, um sich die Frage zu stellen – wie setzt sich denn diese nach Tausenden zählenden verzweifelter Menschen in Bagram zusammen? Wollen und sollen wir Ihnen wirklich allen helfen?
Zwei größere Gruppen läßt uns der gesunde Menschenverstand erkennen: erstens diejenigen Männer und Frauen und ihre Familienangehörigen, die sich in den letzten 20 Jahren einen relativ hohen Lebensstandard durch ihre vertraglich gesicherten Dienste für die Okkupationsstreitkräfte (incl. Bundeswehr und Bundespolizei), deren Geheimdienste, für die sog. Kontraktoren, (die Manager der westlichen Konzerne, die sich auf Kosten der afghanischen Bevölkerung die Taschen und ihre Schweizer Konten gefüllt haben) erkauft hatten – in Norwegen nannte man während und nach dem 2. Weltkrieg solche Personen „Quislinge“.
Diese Personen fordern, dass sie in Deutschland, den USA, Großbritannien etc. weiterhin, diesmal als anerkannte Flüchtlinge, mitsamt ihren Familien ihr gewohntes Leben – weit über dem Standard des einfachen Bauern oder Handwerkers – führen können. Wissen unsere Politikerinnen und Politiker, unsere Kanzlerkandidatinnen und Kanzlerkandidaten, auf welch dünnem, brüchigem Eis sie sich moralisch bewegen? Oder wissen sie es und führen sie dennoch einen „sauberen“ Wahlkampf ? Welch‘ ein Zynismus – da ist doch wahrhaftig das Plagiieren beim Buchschreiben oder das Fälschen eines Lebenslaufes nichts dagegen!
Zweitens kann man bei etwas Nachdenken eine große Gruppe erkennen, die ohne offizielle Vertragsbindung an die Okkupanten recht gut ihre Geschäfte in den afghanischen Städten seit 2001 betrieben haben, ihre Luxusrestaurants, Hotels, Cafés, Bordelle laufen hatten samt ihren „Häschen“ und denen die berechtigte Furcht vor den Taliban im Nacken sitzt. Das alles erinnert sehr an Shanghai 1949, Havanna 1959/60 und Saigon im April 1975!
Oder woran erinnern wir uns bei diesen Bildern – Havanna vor der Revolution?
Schließlich eine dritte Gruppe – vermutlich die größte. Es sind jene, die nach Jahren des Elends, der Meinungsmanipulation, der Ausweglosigkeit, der schonungslosen Ausbeutung durch ein Regime der Korruption und der Abhängigkeit vom westlichen System der „Entwicklungshilfe“ sich in purer Verzweiflung an die Flugzeuge klammern, ihre Kleinkinder über die Absperrzäune anbieten, die jedes Vertrauen in amtliche Versprechungen verloren haben, denen eingehämmert wurde, dass die Taliban ihre Kinder missbrauchen. Traurige Bilder! Was haben unsere deutschen Soldaten und Offiziere, unsere Medienvertreter, unsere Diplomaten, die jetzt die ersten sind, die sich absetzen, was haben sie getan, damit der „einfache Afghane“ der deutschen Demokratie vertraut?
… und das Ende? oder ein Neuanfang – aber in Afghanistan !!!!! Eine solche demokratische Alternative würde Ihnen gut stehen, Frau Baerbock
Kein öffentlicher Widerspruch war zu hören, zu lesen oder in den Fernsehkanälen zu sehen, als USA-Präsident in seiner ersten Ansprache nach dem Einmarsch der TALIBAN in Kabul vollmundig erklärte, das Ziel der USA und NATO-Militäroperationen in Afghanistan in den letzten fast 20 Jahren sei niemals „Nation-Building“ gewesen, sondern „nur“ die Bekämpfung des internationalen Terrorismus, was nun erfolgreich mit dem Abzug der USA-Truppen abgeschlossen worden sei.
EINE OFFENE LÜGE !
Sie zu enthüllen, könnte eine wirklich demokratische Gesellschaft einige glaubwürdige Kronzeugen aufbieten – z.B. Ex-Kanzler Gerhard Schröder, Ex-Vizekanzler und Außenminister Joschka Fischer, Ex-Geheimdienste-Oberaufseher Steinmeier sowie Hunderte Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes und des BND – und sie dazu bringen, unter Eid Aussagen über den sogenannten „Petersberg-Prozess“ (englisch „Bonn Process“) der Jahre nach 2001 zu machen.
Die Dokumente des Auswärtigen Amtes lügen nicht! Joschka Fischer hat damals auch nicht gelogen, als er optimistisch in Fernseh-Interviews vom Gipfel des Petersberges aus der Bevölkerung der Bundesrepublik und dem afghanischen Volk eine rosige Zukunft versprach, die die Konferenz-Teilnehmer durch das Instrumentarium des „NATION-BUILDING“ in wenigen Jahren herbeizaubern werde. Versprechen ist nicht Lügen! Man kann in einer Demokratie Politiker nicht wegen illusionärer Wahlversprechen und ihrer Nichteinhaltung vor Gericht zitieren!
Aber man kann ihnen den Spiegel vorhalten und ihnen ihr Gedächtnis auffrischen: Die Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlichte im Jahre 2007 einen Aufsatz unter dem Titel: „Nation-building in Afghanistan“, Verfasser war der Lehrbeauftragte für internationale Politik an den Universitäten Marburg, Gießen und Kassel Dr. phil. Martin Baraki, Jahrgang 1947. Damit wir uns recht verstehen – die Bundeszentrale für politische Bildung ist kein Privatverein, unter dessen Dach man Hypothesen, theoretische Annahmen, unbewiesene Fiktionen veröffentlichen kann, ohne Verantwortung für das geschriebene Wort übernehmen zu müssen. Diese Zentrale ist eine offizielle Institution der Bundesregierung! Ihre Veröffentlichungen sind also regierungsoffiziell. Also ist der verwendete Begriff „Nation-building“ regierungsoffiziell – und wenn man sich die Außen- und Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland vor Augen führt, wird wohl niemand sich vorstellen können, dass Begrifflichkeiten und Konferenzplanungen ohne enge Koordinierung mit dem State Department in Washington erarbeitet werden. Übrigens ergibt sich diese Schlussfolgerung auch daraus, dass der gesamte „Petersberg-Prozess“ zur Afghanistan-Frage in ständiger Abstimmung mit dem UN-Sicherheitsrat organisiert und durchgeführt wurde – also in enger Zusammenarbeit mit den USA als ständiges Mitglied dieses Gremiums.
Nicht wegsehen – auch das ist Teil der Lügenkampagne
Ich nehme nochmals die Wortwahl des Herrn Steinmeier auf, der am Wochenende von „beschämend“ im Zusammenhang mit den Ereignissen in Kabul sprach. Zu seiner Verantwortung als Bundespräsident gehört in meinem politischen Verständnis auch, dass er Lügen auf höchster staatlicher Ebene als solche benennt – natürlich in den üblichen diplomatischen Wendungen, aber doch öffentlich. Wenn er nicht den Mut dazu aufbringt, schäme ich mich für ihn.
Vor fast drei Jahren, am 5. Oktober 2018, veröffentlichte ich an dieser Stelle einen Blog unter dem Titel „Der Antichrist auf Kleists Bühne – Glasfenster in St. Marien an der Oder“ (wird als Anlage zur Erinnerung angefügt).
Auf Anfrage von Leserinnen und Lesern suchte ich in den relevanten Archiven nach personellen Bezügen des jungen Heinrich von Kleist unter den damaligen Pfarrern an der Marienkirche – und wurde fündig. Der aus dem thüringischen Saalfeld stammende Theologe Josias Friedrich Löffler (1752 – 1816 war von 1782 bis 1787 Oberpfarrer an der Gemeinde von St. Marien, Generalsuperintendent der evangelisch-lutherischen Kirchen in Frankfurt/Oder und Professor für Theologie an der Viadrina.
Gemeindehaus St. Marien mit Arbeitsräumen und Wohnung des Superintendenten J.F.C. Löffler
Löffler hatte nach dem Schulbesuch an den Franckeschen Stiftungen in Halle an der Saale an der dortigen Friedrichsuniversität Theologie studiert, erhielt in Berlin eine Predigerstelle an der Charité und an der Hausvogteikirche, nahm als Feldprediger des berühmten königlichen Regiments Gensd’Armes am Krieg 1778/79 teil und wurde mit einem eindeutigen aufklärerischen Auftrag 1782 durch Minister von Zedlitz an die VIADRINA in Frankfurt/Oder berufen. Als Theologieprofessor hatte er bedeutenden Anteil an der studentischen Ausbildung der Gebrüder Humboldt, zu seinem Freundeskreis gehörte u.a. der Kommandeur des in Frankfurt stationierten Infanterieregiments, Prinz Leopold von Braunschweig, der Bruder der Weimarer Herzogin Anna Amalia.
Wie schon oben erwähnt, berief ihn der Magistrat der Stadt Frankfurt nach Fürsprache durch den preußischen König Friedrich II. und dessen Minister von Zedlitz zum Oberpfarrer an die Marienkirche.
Josias Friedrich Christian Löffler
Nach dem Tode Friedrich II. verlor der der Aufklärung verpflichtete von Zedlitz sein Amt. Unter seinem Nachfolger Friedrich Wilhelm II., den Arnold Zweig „eine Null von frommem König“ nannte, gewannen konservative Kreise in der Religionspolitik, den Kirchenleitungen und den Schulverwaltungen die Oberhand, so dass Löffler sich entschied Frankfurt zu verlassen. Auf Einladung des Herzogs Ernst II. von Gotha übernahm er das Amt des Generalsuperintenden des Herzogtums, machte sich vor allem durch die Verteidigung aufklärerischer Positionen und eine progressive Schulpolitik verdient. In diese Gothaer Periode fällt auch die durch einen Brief Kleists aus dem Jahre 1793 bekannte Begegnung mit dem zu seinem Regiment reisenden Fähnich Heinrich von Kleist. Über weitere Begegnungen bei späteren Besuchen des Dichters in Gotha und über den Einfluss des Theologen und Pädagogen Löffler auf den jungen Kleist in Frankfurt/Oder können aufgrund fehlender schriftlicher Quellen Vermutungen angestellt werden. Sehr wahrscheinlich sind auch angesichts der engen Kontakte der Familie von Kleist mit dem im Nachbarhause wohnenden und arbeitenden Oberpfarrers und Professors Löffler Führungen in der Marienkirche und zum Bildprogramm der Fenster aus dem 14. Jahrhundert für den jungen neugierigen Offizierssohn Heinrich von Kleist. Leider geben die wenigen schriftlichen Quellen zur Kindheit und Jugend Kleists auch zu diesem Thema keine Auskunft.
Die Chorfenster von St. Marien aus dem 14. Jahrhundert
17. August 2021
Dr. Dieter Weigert, Berlin Prenzlauer Berg
Anlage – Kopie des Blogs von 2018 Der Antichrist auf Kleists Bühne – Glasfenster in St. Marien an der Oder 5. Oktober 2018
Wenige Meter entfernt von den Backsteinmauern der mittelalterlichen Kirche St. Marien von Frankfurt an der Oder reißen Bagger und Presslufthämmer einen Wohnblock aus DDR-Zeiten ab, schaffen Platz für einen Neubau. Es ist genau die Stelle, an der im 18. Jahrhundert das Wohnhaus des Stadtkommandanten von Kleist stand, in dem Heinrich von Kleist seine Kindheit verbrachte. Es gehört nicht viel Phantasie dazu sich vorzustellen, wie der verträumte Junge im benachbarten Kirchenraum ehrfürchtig die Steine aus dem 14. Jahrhundert berührte, die Säulen und das Gewölbe bewunderte und sich im Chor den hohen Glasfenstern neugierig näherte.
Besonders das rechte der drei reichlich geschmückten Fenster hatte es ihm angetan. Aufrechte Christenmenschen und der Antichrist, Engel und Wanderprediger, Sünder im Höllenrachen, viel Feuer, Martyrium und Wunder. Althergebrachtes biblisches Wissen wird in leuchtenden Farben erzählt – auch für Analphabeten oder Kinder im Vorschulalter verständlich, begreifbar, zu erfühlen. Dem Dramatiker Heinrich von Kleist sind diese Bilder voll gegenwärtig, der Erwachsene kleidet Jahrzehnte später die kindlichen Eindrücke in ein Gewebe aus bühnenwirksamen Handlungsfäden. Anschaulich, aber heute nicht mehr ohne Weiteres, nur über die Mühen der Kleistforschung zu verstehen, gleich im 1. Auftritt des I. Aktes des « Käthchens von Heilbronn » : Käthchens Vater, der Waffenmeister Theobald, deutet vor Gericht die Gründe für die bedingungslose Liebe seiner Tochter zum Grafen von Strahl als schwarze Kunst, Teufelszauber, Verbrüderung mit dem Satan. Seine Beschreibung der Werkzeuge des Satans « mit Hörnern, Schwänzen, und Klauen, wie sie zu Heilbronn, über dem Altar abgebildet sind » entspricht dem rechten Chorfenster der Marienkirche von Frankfurt an der Oder ! Kleist bringt seine Kindheitserinnerungen auf die Bühne. Kleists Theobald fordert die Verurteilung des Verführers, seine sofortige Festsetzung : « Nehmt ihn, ihr irdischen Schergen Gottes, und überliefert ihn allen geharnischten Scharen, die an den Pforten der Hölle stehen und ihre glutroten Spieße schwenken ». Da sind sie, jene Figuren der Henkersknechte, jene Tore des Höllenfeuers, der Scheiterhaufen, auf dem Menschen verbrannt werden, in den Bildern des Fensters von St. Marien !
Heinrich von Kleist war kein Kunstwissenschaftler, kein Fachhistoriker für Religionsgeschichte oder die Geschichte des ausgehenden Mittelalters, aber sein untrügliches Gefühl leitet ihn zu dramatischen Gestaltungen, die ebenso verschlüsselt komponiert sind wie die Abfolge der einzelnen Bilder und die Detailprogramme jener Glasfenster. Es lohnt sich also für uns heute nicht nur wieder mal ein Theaterbesuch sondern auch eine Fahrt an die Oder und ein Gang zu St. Marien.
Das ist ein „Humvee“, produziert seit dem Irak-Krieg beim US-amerikanischen Industrie-Giganten General Motors. In und auf diesem hässlichen, wüstensandfarbenen Ungetüm fahren seit vorgestern die TALIBAN durch KABUL und andere Städte Afghanistans spazieren. Sollten die TALIBAN die Vorstellung hegen, eine Siegesparade zur Machtübernahme in der Hauptstadt durchzuführen, würden die Fernsehbilder in aller Welt Hunderte solcher Kisten zeigen – fabrikneu aus den USA eingeflogen – besetzt von Kämpfern in variantenreichen „Uniformen“, bewaffnet mit allem, was die Arsenale von Uncle Sam hergaben. Bei geschichtsbewussten Menschen stellen sich Erinnerungen ein – Peking im Sommer 1949, Saigon im Frühjahr 1975. Damals gab es noch keine HUMVEEs, aber amerikanisch ausgerüstete „Regierungstruppen“, die regimentweise zu den Siegern überliefen – samt ihren Waffen, Panzern, Jeeps.
Was hat das mit dem Herrn Steinmeier u tun? Vor einigen Stunden formulierte er: „Die Bilder der Verzweiflung am Flughafen Kabul sind beschämend für den politischen Westen.“ Und ??? Er war seit Jahrzehnten an führender Position in Berlin mitveranwortlich an der Seite von Schröder und Fischer für die Beteiligung der Bundesrepublik an den Kriegen der USA und der NATO. Wenn er von „Mitverantwortung“ spricht, dann sollte er die Konsequenz ziehen und als Bundespräsident das Schloss Bellevue noch heute verlassen, bevor der Schleier der Vergessenheit die Schreckensbilder des Flughafens Kabul zudeckt – für die nicht die TALIBAN, sondern die USA-Streitkräfte verantwortlich sind ! Und wenn das Wort „beschämend“ schon benutzt wird, dann bitte an der richtigen Stelle: es ist beschämend, wenn ein Herr Röttgen reflexartig nach einem Eingreifen der Bundeswehr schreit, bevor überhaupt Klarheit über die Lage am letzten Sonntag in Kabul herrschte- ein Herr Röttgen ist – und das ist wahrlich beschämend für unser politisches System – Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages! Auch er könnte sich ehrlich machen und den Rücktritt einreichen.
Unsere grüne (gemischt aus blau mit gelb !) Frau Ministerin – wofür? Krieg, Feminismus oder außenpolitische Verweigerung) – legt sich mit der Volksrepublik CHINA an. Mutig für eine, die „aus dem Völkerrecht kommt“, keinen ordentlichen Abschluss hat und gute Noten plus Disziplin vielleicht nur aus dem Trampolinspringen kennt.
Ob sie China und seine Geschichte wirklich kennt? Man muss es stark bezweifeln. Um ihr und ihresgleichen „auf die Sprünge zu helfen“, etwas Nachhilfe – unbezahlt: ein Blog, den ich vor Jahren, noch vor der CORONA-Pandemie, veröffentlicht habe und zu dem ich aktuelle Ergänzungen anfüge!
Meister SUN ZI
Ein Jugendtraum, seine Erfüllung Jahrzehnte aufgeschoben, klopft nun ans Fenster – das legendäre Port Arthur werde ich in wenigen Wochen betreten. Meine jüngeren Freunde und Gesprächspartner mögen mir den intellektuellen Überfall verzeihen, für sie erscheint dieser Ort in China (wie auch die Seeschlacht von Tsushima) so weit weg, die historische Periode der brutalen neuzeitlichen Kriege um dieses Felsennest am Gelben Meer lässt keine Saite in ihrer Gefühlswelt erzittern. Über einhundert Jahre sind vergangen, seit sich die Kaiser von Russland, Japan und China den wirtschaftlichen und weltpolitischen Einfluss im „Fernen Osten“ (in europäischer Sicht), auf uraltem chinesischen Kulturboden militärisch streitig machten und den Ortsnamen Port Arthur in die Schlagzeilen der Telegraphenmeldungen und Zeitungen brachten.
Der Name des Festungsortes war zwar englisch, wurde aber durch die russischen Eroberer genutzt – vielleicht um die zivilisierende, globalisierende Mission der Ausländer in China zu unterstreichen. Was uns revolutionsbewusste Jugendliche vor Jahrzehnten beim Hören der Namen Port Arthur, Tsushima und Kreuzer Warjag bewegte, waren die Strahlen der Morgensonne, die uns aus jenen blutigen Szenen der Weltgeschichte um 1904/05 entgegen leuchteten: In den glühenden Augen der Helden Lenin, Mao und Che Guevara lasen wir die geschichtliche Wahrheit, dass gerade die epochale Niederlage der russischen Flotte und des russischen Heeres gegen die junge aufstrebende asiatische Nation Japan die erste russische Revolution von 1905 entstehen ließ. Russen, Türken, Mexikaner, Chinesen wurden aus Objekten, aus Schachfiguren der Großmächte zu historischen Akteuren. Der Hegelsche Weltgeist, den wir begeistert studierten, suggerierte die Symbolkraft des Namens Port Arthur (also: Niederlage des russischen Zarenreiches = Asche, aus der die Oktoberrevolution entspringt) für die globale Revolution des 20. Jahrhunderts.
Die ersten Boote der Kriegsmarine der VR China – heute Museum in Qingdao
Die Hegelsche Dialektik ließ uns auch verstehen, wie sich die blutige Tradition des japanischen Faschismus, aus den Siegen gegen China und Russland vor über einhundert Jahren erwachsen, zum Sprengstoff für revolutionäre Bewegungen in Asien verwandelte.
Nun aber zu unserem Port Arthur zurück: in der nunmehrigen nordostchinesischen Hafenmetropole DALIAN finden sich heute Spuren jener Tage. Die meisten europäischen gedruckten Reiseführer ignorieren geflissentlich diese Fakten und Fotos. Ich fand glücklicherweise den Rowohlt-Verlag auch hier auf der Seite der Revolutionäre: vor über zwanzig Jahren hatten die Lektoren den Bielefelder Autoren Hartwig Bögeholz entdeckt und seine China-Impressionen in der Reihe „Anders reisen“ im Jahre 1997 publiziert. S. 184 ff: Ein Genuss !!!
Downtown DALIAN heute
nd dessen Eindrücke über Port Arthur-Dalian-Lüshun sollte man auf die Reise mitnehmen – was ich tun werde.
Vor allem werde ich die Chinesen fragen, was aus ihrem Traum, Dalian zu einem zweiten Hongkong werden zu lassen, geworden ist.
Bei den Erinnerungen an die VOR-CORONA-ZEIT schleicht sich vor mein inneres Auge jene Reise nach Nordostchina im Jahre 2019. Damals wollte mich einstimmen mit leichter Lektüre: Die schöne Li, das Perlenhemd, die törichte Buhle und natürlich I GING – das Buch der Wandlungen!
Auch das bot sich an
Leicht und flüssig die Erzählungen, die Moral locker dahingesprochen wie bei den Fabeln La Fontaines: Ein Jüngling auf dem Wege zur kaiserlichen Beamtenprüfung in der Hauptstadt, also dem sicheren Sprungbrett zur Karriere, wird von einem Mädchen und ihrer erfahrenen Kupplerin um seine Reisekasse geprellt. Sie gefällt ihm, er verfällt ihr mit Kasse und allen Reiseplänen, Familienpflichten und Verantwortung gegenüber den alten Eltern. Dieses Thema mehrfach variiert, auch ein Greis mit einigem Reichtum verfällt den Reizen des Mädchens („Die Kleine Nai“). Die Schönen haben erregende Namen – die schöne Li, die schöne Tu, Duftwolke und Morgenröte. Selbst der reiche Buchhändler Tschang „in seiner imposanten Fülle“ im gelben Rock eines Mandarins lässt sich von den körperlichen Vorzügen der „Pfirsichblüte“ und „Nephritwolke“ vom rechten Weg, von der Erfüllung seiner Pflichten abbringen – hat aber Glück, wird begnadigt und landet nicht in der Gosse. Ich glaubte schon auf dem rechten literarischen Weg zu sein – doch dann wurde es philosophisch. Zum Nachtisch hatte ich „I ging“, das „Buch der Wandlungen“, zurechtgelegt.
Aber – unter der Überschrift „Mong – die Jugendtorheit“ fand ich zu meinem Erstaunen fünf tausend Jahre alte Rezepte, wie diesen Verirrungen der Jünglinge begegnet werden sollte: ein Zeichen aus 13 Strichen, beginnend mit dem oberen Querstrich, angeschlossen die beiden oberen kleinen Längsstriche. Und nach dem mittleren horizontalen Teilungsstrich eine Gruppe verbundener Striche, die ein Tier darstellen könnte – ein Rückgrat, ein Schwanz und nach links vier Füße! Also ein Haustier, ein Hausschwein! Was hat das Hausschwein mit den Torheiten des Jünglings zu schaffen?
Die chinesische Schrift hat ihre Ordnungsprinzipien – keine Willkür in der Reihenfolge der Striche, keine Willkür in der Richtung, wie der Pinsel oder Kugelschreiber die Striche aufs Papier bringt. Also auch keine Willkür in der Deutung der vielfachen Verwendung des Tier-Zeichens mit seinen nur sieben Strichen:
Das moderne Wörterbuch erklärt die Silbe als meng, in unseren Breiten ausgesprochen MANG, im zeitgenössischen Chinesischen je nach Bedeutung in der ersten, zweiten oder dritten Aussprachegruppe. Das Hausschwein geht in seiner bildlichen Gestalt verloren, aber das Zeichen erhält vielfache Interpretationsvarianten! Zu unserer Überraschung gehen aber die Bedeutungen nicht allzusehr auseinander – und haben alle einen interessanten Bezug zu unserem Jüngling und seinen Irrungen – hier nur einige Beispiele: Genie, hintergehen, beschwindeln, betrügen, Kopf verlieren, benommen, bewusstlos, Elefant – in Zusammensetzungen: Betäubungsmittel, Schlaftrunk, verhüllen, verkleiden, Halbschlaf, Sand in die Augen streuen, dunstig, neblig, schummeln.
Nun stecke ich fest im Philosophischen, erinnere mich an meine Jugendlektüre – wie bei Balzac und Dumas der französische Jüngling aus der Provinz wie einst Bonaparte sein Glück in Paris macht – im Gegensatz zum törichten und sinnlich anfälligen Chinesen lässt er sich nicht ablenken auf dem Weg zu Ruhm, Reichtum und Ehre.
Im Gespräch mit einem chinesischen Freund aber kam gestern die Ernüchterung! Er gab zu bedenken, ob nicht die heutigen europäischen jungen Männer bei der Lektüre der Erzählungen von Balzac und Dumas die Rationalität und Strategie zur Maxime machten, aber das Risiko auf dem Wege nach oben, auf dem Wege in die weite Welt scheuten.
Er meinte, dass manche Berater chinesischer Politiker und Wirtschaftslenker von heute im stillen Kämmerlein munkeln, dass sich westliche Minister, Präsidenten, Konzernbosse immer noch vom Image jener Figuren aus den chinesischen Novellen und Kurzgeschichten leiten lassen, wenn sie zögerlich, halbherzig, zaudernd auf die verlockenden Angebote zur langfristigen Zusammenarbeit reagieren.
Zurück zur Lektüre – nach dem törichten Jüngling nun zu drei Mädchen und drei Wüstlungen – wobei ich bei Robert van Gulik angelangt wäre.
CHINA in der Tang-Periode, also in den Jahren 630 bis 700 unserer Zeitrechnung. Eine scheinbar leicht aufzulösende Kriminalgeschichte – drei sehr junge Mädchen, davon ein Zwillingspaar, und drei ältere Wüstlinge. Zwei der drei Herren werden in schneller Folge ermordet, der ermittelnde Richter, gleichzeitig Kriminaldirektor der Stadt, erkennt, dass die Aufklärung der zusammenhängenden Fälle in der Vergangenheit der Mädchen und der drei Herren beginnen muss. Die einfache Rechnung – jeder Wüstling hatte eines der Mädchen gekauft und brutal misshandelt, dass sich nun rächt – geht nicht auf! Obwohl ich gern anknüpfen würde an den vorigen Geschichten vom schönen Mädchen und dem törichten Jüngling aus dem kaiserlichen China,
Robert van Gulik
verlangt die Redlichkeit vom Schreiber den Bruch und die Offenlegung der nunmehrigen Quelle: mehr als ein Dutzend Bände von Kriminalerzählungen, erschienen erstmals zwischen 1950 und 1968 in englisch, niederländisch und japanisch aus der Feder des niederländischen Diplomaten, Historikers, Sinologen, Musikers und Zeichners Robert van Gulik (1910 – 1967).
Alle Handlungsfäden der sehr unterschiedlichen Geschichten, angesiedelt in verschiedenen Regionen und Städten des Kaiserreiches, laufen zusammen in einer Person, des Richters Di (englisch Dee), seiner Familie und einer kleinen Gruppe von Mitarbeitern Es sind nun nicht mehr die Erzählstile der verschiedenen chinesischen Autoren, die wundersame Verknüpfung von Schicksalen junger Menschen in den Jahrhunderten des Reiches der Mitte, die uns beeindrucken, sondern hier versucht uns erfolgreich ein europäischer Autor, Kenner der Materie durch Spannung, Details aus der Tätigkeit von Polizei, Verwaltung, Militär, durch die Offenlegung psychologischer Strukturen, Denkweisen, Tiefen der Motivationen von Händlern, Beamten, Kurtisanen, Künstler, Studenten, Krimineller das innere Wesen Chinas nahezubringen. Man spürt in jeder Zeile, in jeder Zeichnung die Liebe des Autoren zu diesen Menschen, das Mitgefühl in einer Zeit der Kriege, Bürgerkriege, der Hungersnöte und des politischen Terrors. Doch zurück zu jenen drei Mädchen und ihren Schicksalen – nachzulesen im Erzählband „The Willow Pattern“ (deutsch: „Mord nach Muster“), geschrieben 1964 und in Fortsetzungen zuerst in den Niederlanden veröffentlicht. Die Fabel: ein schon nicht mehr sehr junger Sohn aus dem reichem Hause Mei der kaiserlichen Residenz kauft eine sehr junge Kurtisane aus einem Bordell, macht sie zu seiner Ehefrau, umgibt sie mit Luxus und verschleiert in der „guten Gesellschaft“ ihre Herkunft. Das Mädchen, die nunmehrige Ehefrau, leidet unter der Isolation und Monotonie ihres Daseins, brennt mit einem Mann aus einer anderen Familie (Hoo) der Oberschicht durch, wird im Geheimen zu einer Perle der sexuellen Orgien in der Oberschicht, an der auch ihr bisheriger Ehemann teilhat. Der neue Liebhaber jedoch sucht daneben erotische Abenteuer durch die Verführung junger Mädchen in Komplizenschaft mit einem ebenfalls reichen und amoralischen Nachbarn (Yee), dem die schönen Zwillinge aber zum tödlichen Verhängnis werden. Der reiche Ehemann Mei aber kann trotz der erotischen Zerstreuungen seine Eifersucht nicht beherrschen, überrascht seine Frau mit ihrem Liebhaber im eigenen Hause und bezahlt diese Entdeckung mit dem Leben.
Richter Di schafft es, die Fäden des scheinbar unlösbaren Falles aufzutroddeln und den dritten noch lebenden Wüstling aufs Schafott zu bringen – durch den Nachweis, dass einer der drei Wüstlinge die Mutter der beiden schönen Zwillinge auf dem Gewissen hat und Rache das Motiv der Tötung des dritten Mannes Yee war. Anregung genug, bei van Gulik weiterzulesen – zum Beginn seiner Karriere als Richter in der Provinz und dem Gewinn einer neuen, zusätzlichen Nebenfrau! Eine Liebesgeschichte im alte China !!!
Vier Frauen durfte ein Bezirksrichter im kaiserlichen China haben, sie wohnten im geräumigen Gerichtsgebäude, hatten ihr eigenes abgetrenntes Privatquartier für sich, für die Kinder und Dienstboten. Robert van Gulik, der holländische Sinologe und Diplomat des 20. Jahrhunderts, hatte en passant in dem Band „The chinese gold murderers“ (deutsch: „Geisterspuk in Peng-lai“) beschrieben, wie sein berühmter Richter Di bei der Lösung eines Kriminalfalles zu einer zweiten Nebenfrau kam, obwohl er eigentlich mit der Hauptfrau und der ersten Nebenfrau sehr zufrieden war.
… mein liebster GULIK
Das Zeichen für einen Rechtsfall: an
Es ist die erste Station der langen Karriere des Richters, die unruhige Stadt Peng-lai im Norden, an der Grenze zu den Herrschaftsgebieten der Tataren und der Koreaner. Und es ist der fünfte Band der Serie Robert van Guliks über den Richter Di.
Trotz seiner Jugend – er ist 33 Jahre alt – und dem Mangel an taktischen Erfahrungen im Umgang mit den lokalen Autoritäten gelingt es dem Richter in wenigen Tagen, die imperiale Macht zu stabilisieren und – gegründet auf den gesunden Menschenverstand – Vertrauen in seine Person und sein Team zu wecken. Nun muss das Verschwinden einer Person aufgeklärt werden, der frisch verheirateten Frau des Reeders Koo, also einer Person der Oberschicht. Das achte Kapitel des Bandes erzählt im Detail, wie der Reeder dem Gericht die mögliche Entführung oder den möglichen Mord an seiner Ehefrau, einer Tochter aus dem gutem Hause Tsao, mitteilt und damit dem Richter die Aufklärung zur Pflicht macht.
Die Hafenstadt Penglai (蓬 莱 市, pinyin: Pénglái shì) gibt es heute noch, sie liegt westlich des bekannteren Yantai an der Bohai-Bucht in der Provinz Shandong und ist Teil der Großgemeinde Yantai. Vermutlich geht auch heute wie vor Jahrhunderten ein Großteil des chinesischen Seehandels mit Firmen aus beiden koreanischen Staaten über Penglai und Yantai. Diese Umgebung – Seehandel, Schmuggel, Sprach- und Kulturmix, Bandenkriminalität und Prostitution – prägt die Tochter des Literaten und Landbesitzers Tsao – durch ihren Vater vermeintlich auf dem Landgut beschützt.
Die junge Frau aber entgeht nur Tage nach ihrer Hochzeit um wenige Zentimeter einem Mordanschlag, gerät auf der Flucht in die Fänge einer kriminellen Bande, die sie als Prostituierte missbraucht. Nach all diesen brutalen Erlebnissen wird sie von der verängstigten Bordellbesitzerin dem Gericht übergeben – damit wäre der Fall der vermissten Braut aufgeklärt. Aber – die Normen der „guten Gesellschaft“ verbieten die „Rückgabe“ an Ehemann oder Vater – der geschändeten jungen Frau, der „beschädigten Ware“ wird Selbstmord nahegelegt! Für den Weg in ein Kloster fühlt sie sich nicht reif genug – sie sieht keinen Ausweg. Richter Di, ein Vorläufer der aufgeklärten Juristen der Neuzeit, bietet ihr die aus seiner Sicht beste Alternative – eine Nebenfrau in seinem Haushalt, da sie nicht unansehnlich ist, mit seiner ersten, der Hauptfrau vermutlich gut zurechtkommt und ihm – wie gesagt – rechtmäßig vier Frauen zustehen. Robert van Gulik lässt Richter Di in einem anderen Band der Krimi-Serie („The Chinese Nail Murders“) ein happy-end für die junge Frau und auch den geplagten Richter formulieren: „Er reflektierte, dass er wirklich sehr viel Glück mit seinen Frauen hatte. Seine First Lady war eine sehr kultivierte Frau, die älteste Tochter seines besten Freundes. Das gute Verständnis zwischen ihnen war ihm immer eine große Hilfe in Zeiten der beruflichen Anspannung und ihre zwei Söhne waren eine ständige Quelle der Freude. Seine zweite Frau war nicht ganz so gebildet, aber sie sah gut aus, war mit einem gesunden Menschenverstand ausgestattet und führte den großen Haushalt sehr effizient. Die Tochter, die sie ihm geschenkt hatte, besaß denselben ausgeglichenen Charakter. Seine dritte Frau hatte er aus Penglai mitgebracht, seinem ersten Posten.
Nach einigen schrecklichen Erfahrungen war sie von ihrer Familie verlassen worden und der Richter hatte sie als Gesellschafterin seiner First Lady in sein Haus genommen. Die First Lady war von ihr sehr angetan und hatte schon bald dem Richter nahegelegt, sie zu seiner Frau zu machen. Der hatte sich anfangs gesträubt, er wolle ihre Dankbarkeit nicht ausnutzen. Aber als sie ihm ihre Zuneigung zeigte, hatte er nachgegeben – und es nicht bereut. Sie war eine schöne, liebliche junge Frau und es war gut, dass sie nun zu viert Domino spielen konnten.“
Soviel zum Privatleben des Bezirksrichters Di im alten China!
Nach der Veröffentlichung meiner damaligen Geschichte über Richter Dis Nebenfrauen lehnte ich mich zufrieden zurück und wartete auf Kommentare – wie üblich.
Nun aber, da mich das Thema weiter verfolgte, regten sich der Sozialwissenschaftler, der genießende Leser und der Philosoph in mir, ließen mir keine Ruhe und bringen mich heute zur Präzision gewisser Passagen jener Geschichte. Was war geschehen? Ich ertappte mich bei intellektueller Oberflächlichkeit – ich hatte den niederländischen Sinologen, Diplomaten und Romancier Robert van Gulik in seiner Beziehung zur chinesischen Stadt Peng-lai als einzelnes, seltsames und bewundernswertes Wesen dargestellt, keine Minute darauf verwandt, ihn soziologisch aus seiner Zeit und aus jener Region des chinesischen Nordostens zu verstehen. Das Wort ist nun in der Welt, man möge mir verzeihen – aber die Redlichkeit des Autoren verlangt eine Präzisierung. Robert van Gulik, der Holländer, nimmt die Hafenstadt Peng-lai zum Handlungsort der erwähnten Kriminalerzählung „The chinese gold murderers“ (deutsche Version „Gespensterspuk in Pen-lai“) nicht wegen des spannenden Namens, sondern weil er sie kennt – und weil er dort auf holländische Spuren stößt!
Die Stadt selbst taucht unter verschiedenen Namen in den chinesischen Beschreibungen auf: Peng-lai, Dengzhou, Tengchow, Tschi-fu, Tshi-fu, Chefoo, Penglai in unterschiedlichen Beziehungen zum benachbarten Yantai. Auffällig aber die mehrfachen Bezüge zu Firmen und Banken aus den Niederlanden über die Jahrhunderte, die sicherlich dem geübten Auge des Wissenschaftlers und Diplomaten van Gulik bekannt gewesen sein müssten. Holländische Wirtschaftshistoriker und Soziologen weisen nach, dass während der vier Epochen der ökonomischen Aktivitäten des Westens in China vor 1941 (1557-1715, 1715 – 1842, 1842 – 1895 und ab 1895) verstärktes holländisches Auftreten in China vor allem in den beiden Perioden 1715-1842 und nach 1895 mittels Direktinvestitionen zu verzeichnen ist. Für den interessierten Beobachter van Gulik springen ins Auge die Investitionen und das praktische direkte Engagement holländischer Firmen beim Bau von Eisenbahnen und Hafenanlagen.
Einen Höhepunkt bildete der Ausbau der Docks, Wellenbrecher, Hafenanlagen und der Eisenbahnanschlüsse von Yantai und Peng-lai zwischen 1909 und 1923. Die Bauten bestehen noch heute und bilden touristische Attraktionen. Die wichtigste niederländische Reederei Java-China-Japan-Lijn (JCJL) hatte schon im Jahr 1903 in Yantai/Peng-lai eine ihrer strategisch bedeutendsten Agenturen errichtet. Vermutlich kannte van Gulik aus einer Diplomatenzeit auch führende Persönlichkeiten der beiden großen Unternehmen Nederlandsch Syndicaat voor China (Eisenbahnbau) und Nederlandsche Maatschappij voor Havenwerken (Hafenausbau und -anlagen) – und angesichts der engen Zusammenarbeit der holländischen Firmen mit Niederlassungen aus Deutschland und Großbritannien deren ausländische Partner. Soweit ein Versuch, Robert van Gulik in seinen Verflechtungen als Diplomat, Wissenschaftler und Schriftsteller zu erkennen.
Robert van Gulik schrieb während eines Aufenthalts in Beirut im Jahre 1956 die drei Kriminalerzählungen The Headless Corps, The Paper Cat, The Murdered Merchant und veröffentlichte sie 1961 zusammengefasst unter dem Titel „The Chinese Nail Murders“.
Er siedelte die Handlungen an in der fiktiven Bezirkshauptstadt Pei-chow – wie er schreibt – „nahe der Nordgrenze des chinesischen Kaiserreiches“. Im Unterschied zu Peng-lai, der real existiereden Hafenstadt nahe Yantai in der Provinz Shandong, die den Handlungsort eines anderen des Kriminalbandes („The Chinese Gold Murderers“) abgibt, lässt sich eine Stadt Pei-chow (auch unter Verwendung verschiedener Schreibvarianten) nicht nachweisen – weder in der Geschichte noch in der Gegenwart.
Gulik schrieb auf einer Kartenskizze den Namen pei-chow mit den chinesischen Zeichen
Das würde in moderner Schreibweise: Bei-zhou (übersetzt mit Nordland oder Nordprovinz), und in pinyin běi zhōu ( 北 州) heißen.
Liest man gründlich die Erzählungen des Bandes, findet man ausreichend Attribute des chinesischen Nordens – die kalten Steppenwinde, die Sandstürme aus den Wüstens des Nordostens, vermutlich heute die Gebiete der äußeren und inneren Mongolei oder Mandschuriens, die einfache Küche, in deren Mittelpunkt Wild und Fisch standen.
Man findet Verwandtschaftsbeziehungen der Bewohner dieser chinesischen Stadt zu Familien der Tatarenstämme, Hinweise auf Kleidungsstücke wie Turbane und Kapuzen der Tataren.
Liebte Robert van Gulik also besonders den chinesischen Nordosten? Die fiktive Stadt pei-chow lässt die Antwort offen, auch der Biograph Janwillem van de Wetering umgeht diese Frage. Man kann natürlich davon ausgehen, dass Gulik die wissenschaftliche und Reiseliteratur der europäischen Entdecker des 19. Jahrhunderts gekannt hat,
so die Publikation „Entdeckungsreisen in China“ des deutschen Geographen und Geologen Ferdinand von Richthofen – auf dessen Berichte über die Kohlevorkommen in China sich die wilhelminischen Eroberer des „Pachtgebietes“ in Shandong stützten.
In der neuesten Zeit angekommen, sind wir bei den imperialen Widersprüchen und militärischen Konflikten der Großmächte Rußland, Japan, Deutschland – ausgefochten auf chinesischem Boden, dabei das Blut von Chinesen skrupellos vergießend.
Der Traum des Zaren 1904
Mein Jugendtraum, seine Erfüllung Jahrzehnte aufgeschoben, klopft nun ans Fenster – Anfang 2019 ! Das legendäre Port Arthur werde ich in wenigen Wochen betreten. Meine jüngeren Freunde und Gesprächspartner mögen mir den intellektuellen Überfall verzeihen, für sie erscheint dieser Ort in China (wie auch die Seeschlacht von Tsushima) so weit weg, die historische Periode der brutalen neuzeitlichen Kriege um dieses Felsennest am Gelben Meer lässt keine Saite in ihrer Gefühlswelt erzittern. Über einhundert Jahre sind vergangen, seit sich die Kaiser von Russland, Japan und China den wirtschaftlichen und weltpolitischen Einfluss im „Fernen Osten“ (in europäischer Sicht), auf uraltem chinesischen Kulturboden militärisch streitig machten und den Ortsnamen Port Arthur in die Schlagzeilen der Telegraphenmeldungen und Zeitungen brachten.
Der Name des Festungsortes war zwar englisch, wurde aber durch die russischen Eroberer genutzt – vielleicht um die zivilisierende, globalisierende Mission der Ausländer in China zu unterstreichen. Was uns revolutionsbewusste Jugendliche vor Jahrzehnten beim Hören der Namen Port Arthur, Tsushima und Kreuzer Warjag bewegte, waren die Strahlen der Morgensonne, die uns aus jenen blutigen Szenen der Weltgeschichte um 1904/05 entgegen leuchteten: In den glühenden Augen der Helden Lenin, Mao und Che Guevara lasen wir die geschichtliche Wahrheit, dass gerade die epochale Niederlage der russischen Flotte und des russischen Heeres gegen die junge aufstrebende asiatische Nation Japan die erste russische Revolution von 1905 entstehen ließ. Russen, Türken, Mexikaner, Chinesen wurden aus Objekten, aus Schachfiguren der Großmächte zu historischen Akteuren. Der Hegelsche Weltgeist, den wir begeistert studierten, suggerierte die Symbolkraft des Namens Port Arthur (also: Niederlage des russischen Zarenreiches = Asche, aus der die Oktoberrevolution entspringt) für die globale Revolution des 20. Jahrhunderts. Die Hegelsche Dialektik ließ uns auch verstehen, wie sich die blutige Tradition des japanischen Faschismus, aus den Siegen gegen China und Russland vor über einhundert Jahren erwachsen, zum Sprengstoff für revolutionäre Bewegungen in Asien verwandelte.
Nun aber zu unserem Port Arthur zurück: in der nunmehrigen nordostchinesischen Hafenmetropole DALIAN finden sich heute Spuren jener Tage. Die meisten europäischen gedruckten Reiseführer ignorieren geflissentlich diese Fakten und Fotos. Ich fand glücklicherweise den Rowohlt-Verlag auch hier auf der Seite der Revolutionäre: vor über zwanzig Jahren hatten die Lektoren den Bielefelder Autoren Hartwig Bögeholz entdeckt und seine China-Impressionen in der Reihe „Anders reisen“ im Jahre 1997 publiziert. S. 184 ff: Ein Genuss !!! Und dessen Eindrücke über Port Arthur-Danian-Lüshun sollte man auf die Reise mitnehmen – was ich tun werde. Vor allem werde ich die Chinesen fragen, was aus ihrem Traum, Dalian zu einem zweiten Hongkong werden zu lassen, geworden ist.
Dr. Dieter Weigert, Berlin Prenzlauer Berg Sonntag, d. 29. August 2021 (noch mitten in der CORONA-Zeit)
PS. Für diejenigen Leser, die mir seit 2018 treu sind, ist eine Bitte um Verzeihung angebacht – der heutige Beitrag verwendete Passagen und Abbildungen aus blogs früherer Perioden (alles möglich im Rahmen von WordPress). Sollte Ihnen das nicht gefallen – schreiben Sie einen bösen Kommentar! Wer mir nicht glaubt, dass ich 2019 in Qingdao und anderen Städten war – hier eine kleine Auslese der bildlichen Belege – ohne Titel und ohne Kommentar:
Zur Ergänzung für die Herren Röttgen
Kriegstreiber Röttgen
und Nouripour,
und auch für die Trampolineuse ANNABELLA:
Vor 11 Monaten habe ich hier an dieser Stelle geschrieben:
WIDMUNG: Von allen mir bekannten Politikern ist Norbert Röttgen derjenige mit einer solch pathologischen Verachtung für das chinesische Volk und dessen epochemachenden Leistungen der letzten Jahrzehnte, dass ich nicht umhin kann, ihm diese Fotos ohne Text und ohne Kommentar zu widmen. Mit der Hoffnung auf eine Nicht-Wiederwahl zum Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestages Dr. Dieter Weigert, Berlin Prenzlauer Berg 29. August 2021
Heute, im Sommer 2022, ist die politische Lage verändert – Norbert Röttgens Partei hat die letzten Bundestagswahlen verloren, also aus der Traum vom Vorsitz des Auswärtigen Ausschusses. Aber dann kam der Krieg und die Schießwütigen haben Oberwasser. Und CHINA ist nun offizieller Hauptfeind Nr. 2 ! Soll die keinen wirklich abschreckende Bundeswehr gegen die Millionenarmee der Volksrepublik China gemeinam mit den USA, Australien etc. antreten? Man möchte diesen Leuten nicht nur zurufen – ab an die Ostfront ! Man muss ihnen entgegenschleudern – ab an die Front nach Fernost ! Da gibt s blutige Nasen – da sind noch Rechnungen offen – seit der Hunnenrede des Kaisers.
Bei den Erinnerungen an die VOR-CORONA-ZEIT schleicht sich vor mein inneres Auge jene Reise nach Nordostchina im Jahre 2019. Damals wollte mich einstimmen mit leichter Lektüre: Die schöne Li, das Perlenhemd, die törichte Buhle und natürlich I GING – das Buch der Wandlungen!
Auch das bot sich an
Leicht und flüssig die Erzählungen, die Moral locker dahingesprochen wie bei den Fabeln La Fontaines: Ein Jüngling auf dem Wege zur kaiserlichen Beamtenprüfung in der Hauptstadt, also dem sicheren Sprungbrett zur Karriere, wird von einem Mädchen und ihrer erfahrenen Kupplerin um seine Reisekasse geprellt. Sie gefällt ihm, er verfällt ihr mit Kasse und allen Reiseplänen, Familienpflichten und Verantwortung gegenüber den alten Eltern. Dieses Thema mehrfach variiert, auch ein Greis mit einigem Reichtum verfällt den Reizen des Mädchens („Die Kleine Nai“). Die Schönen haben erregende Namen – die schöne Li, die schöne Tu, Duftwolke und Morgenröte. Selbst der reiche Buchhändler Tschang „in seiner imposanten Fülle“ im gelben Rock eines Mandarins lässt sich von den körperlichen Vorzügen der „Pfirsichblüte“ und „Nephritwolke“ vom rechten Weg, von der Erfüllung seiner Pflichten abbringen – hat aber Glück, wird begnadigt und landet nicht in der Gosse. Ich glaubte schon auf dem rechten literarischen Weg zu sein – doch dann wurde es philosophisch. Zum Nachtisch hatte ich „I ging“, das „Buch der Wandlungen“, zurechtgelegt.
Aber – unter der Überschrift „Mong – die Jugendtorheit“ fand ich zu meinem Erstaunen fünf tausend Jahre alte Rezepte, wie diesen Verirrungen der Jünglinge begegnet werden sollte: ein Zeichen aus 13 Strichen, beginnend mit dem oberen Querstrich, angeschlossen die beiden oberen kleinen Längsstriche. Und nach dem mittleren horizontalen Teilungsstrich eine Gruppe verbundener Striche, die ein Tier darstellen könnte – ein Rückgrat, ein Schwanz und nach links vier Füße! Also ein Haustier, ein Hausschwein! Was hat das Hausschwein mit den Torheiten des Jünglings zu schaffen?
Die chinesische Schrift hat ihre Ordnungsprinzipien – keine Willkür in der Reihenfolge der Striche, keine Willkür in der Richtung, wie der Pinsel oder Kugelschreiber die Striche aufs Papier bringt. Also auch keine Willkür in der Deutung der vielfachen Verwendung des Tier-Zeichens mit seinen nur sieben Strichen:
Das moderne Wörterbuch erklärt die Silbe als meng, in unseren Breiten ausgesprochen MANG, im zeitgenössischen Chinesischen je nach Bedeutung in der ersten, zweiten oder dritten Aussprachegruppe. Das Hausschwein geht in seiner bildlichen Gestalt verloren, aber das Zeichen erhält vielfache Interpretationsvarianten! Zu unserer Überraschung gehen aber die Bedeutungen nicht allzusehr auseinander – und haben alle einen interessanten Bezug zu unserem Jüngling und seinen Irrungen – hier nur einige Beispiele: Genie, hintergehen, beschwindeln, betrügen, Kopf verlieren, benommen, bewusstlos, Elefant – in Zusammensetzungen: Betäubungsmittel, Schlaftrunk, verhüllen, verkleiden, Halbschlaf, Sand in die Augen streuen, dunstig, neblig, schummeln.
Nun stecke ich fest im Philosophischen, erinnere mich an meine Jugendlektüre – wie bei Balzac und Dumas der französische Jüngling aus der Provinz wie einst Bonaparte sein Glück in Paris macht – im Gegensatz zum törichten und sinnlich anfälligen Chinesen lässt er sich nicht ablenken auf dem Weg zu Ruhm, Reichtum und Ehre.
Im Gespräch mit einem chinesischen Freund aber kam gestern die Ernüchterung! Er gab zu bedenken, ob nicht die heutigen europäischen jungen Männer bei der Lektüre der Erzählungen von Balzac und Dumas die Rationalität und Strategie zur Maxime machten, aber das Risiko auf dem Wege nach oben, auf dem Wege in die weite Welt scheuten.
Er meinte, dass manche Berater chinesischer Politiker und Wirtschaftslenker von heute im stillen Kämmerlein munkeln, dass sich westliche Minister, Präsidenten, Konzernbosse immer noch vom Image jener Figuren aus den chinesischen Novellen und Kurzgeschichten leiten lassen, wenn sie zögerlich, halbherzig, zaudernd auf die verlockenden Angebote zur langfristigen Zusammenarbeit reagieren.
Zurück zur Lektüre – nach dem törichten Jüngling nun zu drei Mädchen und drei Wüstlungen – wobei ich bei Robert van Gulik angelangt wäre.
CHINA in der Tang-Periode, also in den Jahren 630 bis 700 unserer Zeitrechnung. Eine scheinbar leicht aufzulösende Kriminalgeschichte – drei sehr junge Mädchen, davon ein Zwillingspaar, und drei ältere Wüstlinge. Zwei der drei Herren werden in schneller Folge ermordet, der ermittelnde Richter, gleichzeitig Kriminaldirektor der Stadt, erkennt, dass die Aufklärung der zusammenhängenden Fälle in der Vergangenheit der Mädchen und der drei Herren beginnen muss. Die einfache Rechnung – jeder Wüstling hatte eines der Mädchen gekauft und brutal misshandelt, dass sich nun rächt – geht nicht auf! Obwohl ich gern anknüpfen würde an den vorigen Geschichten vom schönen Mädchen und dem törichten Jüngling aus dem kaiserlichen China,
Robert van Gulik
verlangt die Redlichkeit vom Schreiber den Bruch und die Offenlegung der nunmehrigen Quelle: mehr als ein Dutzend Bände von Kriminalerzählungen, erschienen erstmals zwischen 1950 und 1968 in englisch, niederländisch und japanisch aus der Feder des niederländischen Diplomaten, Historikers, Sinologen, Musikers und Zeichners Robert van Gulik (1910 – 1967).
Alle Handlungsfäden der sehr unterschiedlichen Geschichten, angesiedelt in verschiedenen Regionen und Städten des Kaiserreiches, laufen zusammen in einer Person, des Richters Di (englisch Dee), seiner Familie und einer kleinen Gruppe von Mitarbeitern Es sind nun nicht mehr die Erzählstile der verschiedenen chinesischen Autoren, die wundersame Verknüpfung von Schicksalen junger Menschen in den Jahrhunderten des Reiches der Mitte, die uns beeindrucken, sondern hier versucht uns erfolgreich ein europäischer Autor, Kenner der Materie durch Spannung, Details aus der Tätigkeit von Polizei, Verwaltung, Militär, durch die Offenlegung psychologischer Strukturen, Denkweisen, Tiefen der Motivationen von Händlern, Beamten, Kurtisanen, Künstler, Studenten, Krimineller das innere Wesen Chinas nahezubringen. Man spürt in jeder Zeile, in jeder Zeichnung die Liebe des Autoren zu diesen Menschen, das Mitgefühl in einer Zeit der Kriege, Bürgerkriege, der Hungersnöte und des politischen Terrors. Doch zurück zu jenen drei Mädchen und ihren Schicksalen – nachzulesen im Erzählband „The Willow Pattern“ (deutsch: „Mord nach Muster“), geschrieben 1964 und in Fortsetzungen zuerst in den Niederlanden veröffentlicht. Die Fabel: ein schon nicht mehr sehr junger Sohn aus dem reichem Hause Mei der kaiserlichen Residenz kauft eine sehr junge Kurtisane aus einem Bordell, macht sie zu seiner Ehefrau, umgibt sie mit Luxus und verschleiert in der „guten Gesellschaft“ ihre Herkunft. Das Mädchen, die nunmehrige Ehefrau, leidet unter der Isolation und Monotonie ihres Daseins, brennt mit einem Mann aus einer anderen Familie (Hoo) der Oberschicht durch, wird im Geheimen zu einer Perle der sexuellen Orgien in der Oberschicht, an der auch ihr bisheriger Ehemann teilhat. Der neue Liebhaber jedoch sucht daneben erotische Abenteuer durch die Verführung junger Mädchen in Komplizenschaft mit einem ebenfalls reichen und amoralischen Nachbarn (Yee), dem die schönen Zwillinge aber zum tödlichen Verhängnis werden. Der reiche Ehemann Mei aber kann trotz der erotischen Zerstreuungen seine Eifersucht nicht beherrschen, überrascht seine Frau mit ihrem Liebhaber im eigenen Hause und bezahlt diese Entdeckung mit dem Leben.
Richter Di schafft es, die Fäden des scheinbar unlösbaren Falles aufzutroddeln und den dritten noch lebenden Wüstling aufs Schafott zu bringen – durch den Nachweis, dass einer der drei Wüstlinge die Mutter der beiden schönen Zwillinge auf dem Gewissen hat und Rache das Motiv der Tötung des dritten Mannes Yee war. Anregung genug, bei van Gulik weiterzulesen – zum Beginn seiner Karriere als Richter in der Provinz und dem Gewinn einer neuen, zusätzlichen Nebenfrau! Eine Liebesgeschichte im alte China !!!
Vier Frauen durfte ein Bezirksrichter im kaiserlichen China haben, sie wohnten im geräumigen Gerichtsgebäude, hatten ihr eigenes abgetrenntes Privatquartier für sich, für die Kinder und Dienstboten. Robert van Gulik, der holländische Sinologe und Diplomat des 20. Jahrhunderts, hatte en passant in dem Band „The chinese gold murderers“ (deutsch: „Geisterspuk in Peng-lai“) beschrieben, wie sein berühmter Richter Di bei der Lösung eines Kriminalfalles zu einer zweiten Nebenfrau kam, obwohl er eigentlich mit der Hauptfrau und der ersten Nebenfrau sehr zufrieden war.
… mein liebster GULIK
Das Zeichen für einen Rechtsfall: an
Es ist die erste Station der langen Karriere des Richters, die unruhige Stadt Peng-lai im Norden, an der Grenze zu den Herrschaftsgebieten der Tataren und der Koreaner. Und es ist der fünfte Band der Serie Robert van Guliks über den Richter Di.
Trotz seiner Jugend – er ist 33 Jahre alt – und dem Mangel an taktischen Erfahrungen im Umgang mit den lokalen Autoritäten gelingt es dem Richter in wenigen Tagen, die imperiale Macht zu stabilisieren und – gegründet auf den gesunden Menschenverstand – Vertrauen in seine Person und sein Team zu wecken. Nun muss das Verschwinden einer Person aufgeklärt werden, der frisch verheirateten Frau des Reeders Koo, also einer Person der Oberschicht. Das achte Kapitel des Bandes erzählt im Detail, wie der Reeder dem Gericht die mögliche Entführung oder den möglichen Mord an seiner Ehefrau, einer Tochter aus dem gutem Hause Tsao, mitteilt und damit dem Richter die Aufklärung zur Pflicht macht.
Die Hafenstadt Penglai (蓬 莱 市, pinyin: Pénglái shì) gibt es heute noch, sie liegt westlich des bekannteren Yantai an der Bohai-Bucht in der Provinz Shandong und ist Teil der Großgemeinde Yantai. Vermutlich geht auch heute wie vor Jahrhunderten ein Großteil des chinesischen Seehandels mit Firmen aus beiden koreanischen Staaten über Penglai und Yantai. Diese Umgebung – Seehandel, Schmuggel, Sprach- und Kulturmix, Bandenkriminalität und Prostitution – prägt die Tochter des Literaten und Landbesitzers Tsao – durch ihren Vater vermeintlich auf dem Landgut beschützt.
Die junge Frau aber entgeht nur Tage nach ihrer Hochzeit um wenige Zentimeter einem Mordanschlag, gerät auf der Flucht in die Fänge einer kriminellen Bande, die sie als Prostituierte missbraucht. Nach all diesen brutalen Erlebnissen wird sie von der verängstigten Bordellbesitzerin dem Gericht übergeben – damit wäre der Fall der vermissten Braut aufgeklärt. Aber – die Normen der „guten Gesellschaft“ verbieten die „Rückgabe“ an Ehemann oder Vater – der geschändeten jungen Frau, der „beschädigten Ware“ wird Selbstmord nahegelegt! Für den Weg in ein Kloster fühlt sie sich nicht reif genug – sie sieht keinen Ausweg. Richter Di, ein Vorläufer der aufgeklärten Juristen der Neuzeit, bietet ihr die aus seiner Sicht beste Alternative – eine Nebenfrau in seinem Haushalt, da sie nicht unansehnlich ist, mit seiner ersten, der Hauptfrau vermutlich gut zurechtkommt und ihm – wie gesagt – rechtmäßig vier Frauen zustehen. Robert van Gulik lässt Richter Di in einem anderen Band der Krimi-Serie („The Chinese Nail Murders“) ein happy-end für die junge Frau und auch den geplagten Richter formulieren: „Er reflektierte, dass er wirklich sehr viel Glück mit seinen Frauen hatte. Seine First Lady war eine sehr kultivierte Frau, die älteste Tochter seines besten Freundes. Das gute Verständnis zwischen ihnen war ihm immer eine große Hilfe in Zeiten der beruflichen Anspannung und ihre zwei Söhne waren eine ständige Quelle der Freude. Seine zweite Frau war nicht ganz so gebildet, aber sie sah gut aus, war mit einem gesunden Menschenverstand ausgestattet und führte den großen Haushalt sehr effizient. Die Tochter, die sie ihm geschenkt hatte, besaß denselben ausgeglichenen Charakter. Seine dritte Frau hatte er aus Penglai mitgebracht, seinem ersten Posten.
Nach einigen schrecklichen Erfahrungen war sie von ihrer Familie verlassen worden und der Richter hatte sie als Gesellschafterin seiner First Lady in sein Haus genommen. Die First Lady war von ihr sehr angetan und hatte schon bald dem Richter nahegelegt, sie zu seiner Frau zu machen. Der hatte sich anfangs gesträubt, er wolle ihre Dankbarkeit nicht ausnutzen. Aber als sie ihm ihre Zuneigung zeigte, hatte er nachgegeben – und es nicht bereut. Sie war eine schöne, liebliche junge Frau und es war gut, dass sie nun zu viert Domino spielen konnten.“
Soviel zum Privatleben des Bezirksrichters Di im alten China!
Nach der Veröffentlichung meiner damaligen Geschichte über Richter Dis Nebenfrauen lehnte ich mich zufrieden zurück und wartete auf Kommentare – wie üblich.
Nun aber, da mich das Thema weiter verfolgte, regten sich der Sozialwissenschaftler, der genießende Leser und der Philosoph in mir, ließen mir keine Ruhe und bringen mich heute zur Präzision gewisser Passagen jener Geschichte. Was war geschehen? Ich ertappte mich bei intellektueller Oberflächlichkeit – ich hatte den niederländischen Sinologen, Diplomaten und Romancier Robert van Gulik in seiner Beziehung zur chinesischen Stadt Peng-lai als einzelnes, seltsames und bewundernswertes Wesen dargestellt, keine Minute darauf verwandt, ihn soziologisch aus seiner Zeit und aus jener Region des chinesischen Nordostens zu verstehen. Das Wort ist nun in der Welt, man möge mir verzeihen – aber die Redlichkeit des Autoren verlangt eine Präzisierung. Robert van Gulik, der Holländer, nimmt die Hafenstadt Peng-lai zum Handlungsort der erwähnten Kriminalerzählung „The chinese gold murderers“ (deutsche Version „Gespensterspuk in Pen-lai“) nicht wegen des spannenden Namens, sondern weil er sie kennt – und weil er dort auf holländische Spuren stößt!
Die Stadt selbst taucht unter verschiedenen Namen in den chinesischen Beschreibungen auf: Peng-lai, Dengzhou, Tengchow, Tschi-fu, Tshi-fu, Chefoo, Penglai in unterschiedlichen Beziehungen zum benachbarten Yantai. Auffällig aber die mehrfachen Bezüge zu Firmen und Banken aus den Niederlanden über die Jahrhunderte, die sicherlich dem geübten Auge des Wissenschaftlers und Diplomaten van Gulik bekannt gewesen sein müssten. Holländische Wirtschaftshistoriker und Soziologen weisen nach, dass während der vier Epochen der ökonomischen Aktivitäten des Westens in China vor 1941 (1557-1715, 1715 – 1842, 1842 – 1895 und ab 1895) verstärktes holländisches Auftreten in China vor allem in den beiden Perioden 1715-1842 und nach 1895 mittels Direktinvestitionen zu verzeichnen ist. Für den interessierten Beobachter van Gulik springen ins Auge die Investitionen und das praktische direkte Engagement holländischer Firmen beim Bau von Eisenbahnen und Hafenanlagen.
Einen Höhepunkt bildete der Ausbau der Docks, Wellenbrecher, Hafenanlagen und der Eisenbahnanschlüsse von Yantai und Peng-lai zwischen 1909 und 1923. Die Bauten bestehen noch heute und bilden touristische Attraktionen. Die wichtigste niederländische Reederei Java-China-Japan-Lijn (JCJL) hatte schon im Jahr 1903 in Yantai/Peng-lai eine ihrer strategisch bedeutendsten Agenturen errichtet. Vermutlich kannte van Gulik aus einer Diplomatenzeit auch führende Persönlichkeiten der beiden großen Unternehmen Nederlandsch Syndicaat voor China (Eisenbahnbau) und Nederlandsche Maatschappij voor Havenwerken (Hafenausbau und -anlagen) – und angesichts der engen Zusammenarbeit der holländischen Firmen mit Niederlassungen aus Deutschland und Großbritannien deren ausländische Partner. Soweit ein Versuch, Robert van Gulik in seinen Verflechtungen als Diplomat, Wissenschaftler und Schriftsteller zu erkennen.
Robert van Gulik schrieb während eines Aufenthalts in Beirut im Jahre 1956 die drei Kriminalerzählungen The Headless Corps, The Paper Cat, The Murdered Merchant und veröffentlichte sie 1961 zusammengefasst unter dem Titel „The Chinese Nail Murders“.
Er siedelte die Handlungen an in der fiktiven Bezirkshauptstadt Pei-chow – wie er schreibt – „nahe der Nordgrenze des chinesischen Kaiserreiches“. Im Unterschied zu Peng-lai, der real existiereden Hafenstadt nahe Yantai in der Provinz Shandong, die den Handlungsort eines anderen des Kriminalbandes („The Chinese Gold Murderers“) abgibt, lässt sich eine Stadt Pei-chow (auch unter Verwendung verschiedener Schreibvarianten) nicht nachweisen – weder in der Geschichte noch in der Gegenwart.
Gulik schrieb auf einer Kartenskizze den Namen pei-chow mit den chinesischen Zeichen
Das würde in moderner Schreibweise: Bei-zhou (übersetzt mit Nordland oder Nordprovinz), und in pinyin běi zhōu ( 北 州) heißen.
Liest man gründlich die Erzählungen des Bandes, findet man ausreichend Attribute des chinesischen Nordens – die kalten Steppenwinde, die Sandstürme aus den Wüstens des Nordostens, vermutlich heute die Gebiete der äußeren und inneren Mongolei oder Mandschuriens, die einfache Küche, in deren Mittelpunkt Wild und Fisch standen.
Man findet Verwandtschaftsbeziehungen der Bewohner dieser chinesischen Stadt zu Familien der Tatarenstämme, Hinweise auf Kleidungsstücke wie Turbane und Kapuzen der Tataren.
Liebte Robert van Gulik also besonders den chinesischen Nordosten? Die fiktive Stadt pei-chow lässt die Antwort offen, auch der Biograph Janwillem van de Wetering umgeht diese Frage. Man kann natürlich davon ausgehen, dass Gulik die wissenschaftliche und Reiseliteratur der europäischen Entdecker des 19. Jahrhunderts gekannt hat,
so die Publikation „Entdeckungsreisen in China“ des deutschen Geographen und Geologen Ferdinand von Richthofen – auf dessen Berichte über die Kohlevorkommen in China sich die wilhelminischen Eroberer des „Pachtgebietes“ in Shandong stützten.
In der neuesten Zeit angekommen, sind wir bei den imperialen Widersprüchen und militärischen Konflikten der Großmächte Rußland, Japan, Deutschland – ausgefochten auf chinesischem Boden, dabei das Blut von Chinesen skrupellos vergießend.
Der Traum des Zaren 1904
Mein Jugendtraum, seine Erfüllung Jahrzehnte aufgeschoben, klopft nun ans Fenster – Anfang 2019 ! Das legendäre Port Arthur werde ich in wenigen Wochen betreten. Meine jüngeren Freunde und Gesprächspartner mögen mir den intellektuellen Überfall verzeihen, für sie erscheint dieser Ort in China (wie auch die Seeschlacht von Tsushima) so weit weg, die historische Periode der brutalen neuzeitlichen Kriege um dieses Felsennest am Gelben Meer lässt keine Saite in ihrer Gefühlswelt erzittern. Über einhundert Jahre sind vergangen, seit sich die Kaiser von Russland, Japan und China den wirtschaftlichen und weltpolitischen Einfluss im „Fernen Osten“ (in europäischer Sicht), auf uraltem chinesischen Kulturboden militärisch streitig machten und den Ortsnamen Port Arthur in die Schlagzeilen der Telegraphenmeldungen und Zeitungen brachten.
Der Name des Festungsortes war zwar englisch, wurde aber durch die russischen Eroberer genutzt – vielleicht um die zivilisierende, globalisierende Mission der Ausländer in China zu unterstreichen. Was uns revolutionsbewusste Jugendliche vor Jahrzehnten beim Hören der Namen Port Arthur, Tsushima und Kreuzer Warjag bewegte, waren die Strahlen der Morgensonne, die uns aus jenen blutigen Szenen der Weltgeschichte um 1904/05 entgegen leuchteten: In den glühenden Augen der Helden Lenin, Mao und Che Guevara lasen wir die geschichtliche Wahrheit, dass gerade die epochale Niederlage der russischen Flotte und des russischen Heeres gegen die junge aufstrebende asiatische Nation Japan die erste russische Revolution von 1905 entstehen ließ. Russen, Türken, Mexikaner, Chinesen wurden aus Objekten, aus Schachfiguren der Großmächte zu historischen Akteuren. Der Hegelsche Weltgeist, den wir begeistert studierten, suggerierte die Symbolkraft des Namens Port Arthur (also: Niederlage des russischen Zarenreiches = Asche, aus der die Oktoberrevolution entspringt) für die globale Revolution des 20. Jahrhunderts. Die Hegelsche Dialektik ließ uns auch verstehen, wie sich die blutige Tradition des japanischen Faschismus, aus den Siegen gegen China und Russland vor über einhundert Jahren erwachsen, zum Sprengstoff für revolutionäre Bewegungen in Asien verwandelte.
Nun aber zu unserem Port Arthur zurück: in der nunmehrigen nordostchinesischen Hafenmetropole DALIAN finden sich heute Spuren jener Tage. Die meisten europäischen gedruckten Reiseführer ignorieren geflissentlich diese Fakten und Fotos. Ich fand glücklicherweise den Rowohlt-Verlag auch hier auf der Seite der Revolutionäre: vor über zwanzig Jahren hatten die Lektoren den Bielefelder Autoren Hartwig Bögeholz entdeckt und seine China-Impressionen in der Reihe „Anders reisen“ im Jahre 1997 publiziert. S. 184 ff: Ein Genuss !!! Und dessen Eindrücke über Port Arthur-Danian-Lüshun sollte man auf die Reise mitnehmen – was ich tun werde. Vor allem werde ich die Chinesen fragen, was aus ihrem Traum, Dalian zu einem zweiten Hongkong werden zu lassen, geworden ist.
Dr. Dieter Weigert, Berlin Prenzlauer Berg Sonntag, d. 29. August 2021 (noch mitten in der CORONA-Zeit)
PS. Für diejenigen Leser, die mir seit 2018 treu sind, ist eine Bitte um Verzeihung angebacht – der heutige Beitrag verwendete Passagen und Abbildungen aus blogs früherer Perioden (alles möglich im Rahmen von WordPress). Sollte Ihnen das nicht gefallen – schreiben Sie einen bösen Kommentar! Wer mir nicht glaubt, dass ich 2019 in Qingdao und anderen Städten war – hier eine kleine Auslese der bildlichen Belege – ohne Titel und ohne Kommentar:
Also bis dann in vier Wochen – Dieter Weigert, Berlin
Robert van Gulik schrieb während eines Aufenthalts in Beirut im Jahre 1956 die drei Kriminalerzählungen The Headless Corps, The Paper Cat, The Murdered Merchant und veröffentlichte sie 1961 zusammengefasst unter dem Titel „The Chinese Nail Murders“.
Er siedelte die Handlungen an in der fiktiven Bezirkshauptstadt Pei-chow – wie er schreibt – „nahe der Nordgrenze des chinesischen Kaiserreiches“. Im Unterschied zu Peng-lai, der real existiereden Hafenstadt nahe Yantai in der Provinz Shandong, die den Handlungsort eines anderen des Kriminalbandes („The Chinese Gold Murderers“) abgibt, lässt sich eine Stadt Pei-chow (auch unter Verwendung verschiedener Schreibvarianten) nicht nachweisen – weder in der Geschichte noch in der Gegenwart.
Gulik schrieb auf einer Kartenskizze den Namen pei-chow mit den chinesischen Zeichen
Das würde in moderner Schreibweise: Bei-zhou (übersetzt mit Nordland oder Nordprovinz), und in pinyin běi zhōu ( 北 州) heißen.
Liest man gründlich die Erzählungen des Bandes, findet man ausreichend Attribute des chinesischen Nordens – die kalten Steppenwinde, die Sandstürme aus den Wüstens des Nordostens, vermutlich heute die Gebiete der äußeren und inneren Mongolei oder Mandschuriens, die einfache Küche, in deren Mittelpunkt Wild und Fisch standen.
Man findet Verwandtschaftsbeziehungen der Bewohner dieser chinesischen Stadt zu Familien der Tatarenstämme, Hinweise auf Kleidungsstücke wie Turbane und Kapuzen der Tataren.
Liebte Robert van Gulik also besonders den chinesischen Nordosten? Die fiktive Stadt pei-chow lässt die Antwort offen, auch der Biograph Janwillem van de Wetering umgeht diese Frage. Man kann natürlich davon ausgehen, dass Gulik die wissenschaftliche und Reiseliteratur der europäischen Entdecker des 19. Jahrhunderts gekannt hat,
so die Publikation „Entdeckungsreisen in China“ des deutschen Geographen und Geologen Ferdinand von Richthofen – auf dessen Berichte über die Kohlevorkommen in China sich die wilhelminischen Eroberer des „Pachtgebietes“ in Shandong stützten.
Hoffend auf Kommentare ! Dieter Weigert, Berlin Prenzlauer Berg
Nach der Veröffentlichung meines blogs „Das alte China – des Richters Di zweite Nebenfrau“ lehnte ich mich zufrieden zurück und wartete auf Kommentare – wie üblich.
Nun aber, da mich das Thema weiter verfolgte, regten sich der Sozialwissenschaftler, der genießende Leser und der Philosoph in mir, ließen mir keine Ruhe und bringen mich heute zur Präzision gewisser Passagen jenes blogs.
Was war geschehen? Ich ertappte mich bei intellektueller Oberflächlichkeit – ich hatte den niederländischen Sinologen, Diplomaten und Romancier Robert van Gulik in seiner Beziehung zur chinesischen Stadt Peng-lai als einzelnes, seltsames und bewundernswertes Wesen dargestellt, keine Minute darauf verwandt, ihn soziologisch aus seiner Zeit und aus jener Region des chinesischen Nordostens zu verstehen. Das Wort ist nun in der Welt, man möge mir verzeihen – aber die Redlichkeit des Autoren verlangt eine Präzisierung.
Robert van Gulik, der Holländer, nimmt die Hafenstadt Peng-lai zum Handlungsort der erwähnten Kriminalerzählung „The chinese gold murderers“ (deutsche Version „Gespensterspuk in Pen-lai“) nicht wegen des spannenden Namens, sondern weil er sie kennt – und weil er dort auf holländische Spuren stößt!
Die Stadt selbst taucht unter verschiedenen Namen in den chinesischen Beschreibungen auf: Peng-lai, Dengzhou, Tengchow, Tschi-fu, Tshi-fu, Chefoo, Penglai in unterschiedlichen Beziehungen zum benachbarten Yantai. Auffällig aber die mehrfachen Bezüge zu Firmen und Banken aus den Niederlanden über die Jahrhunderte, die sicherlich dem geübten Auge des Wissenschaftlers und Diplomaten van Gulik bekannt gewesen sein müssten. Holländische Wirtschaftshistoriker und Soziologen weisen nach, dass während der vier Epochen der ökonomischen Aktivitäten des Westens in China vor 1941 (1557-1715, 1715 – 1842, 1842 – 1895 und ab 1895) verstärktes holländisches Auftreten in China vor allem in den beiden Perioden 1715-1842 und nach 1895 mittels Direktinvestitionen zu verzeichnen ist. Für den interessierten Beobachter van Gulik springen ins Auge die Investitionen und das praktische direkte Engagement holländischer Firmen beim Bau von Eisenbahnen und Hafenanlagen.
Einen Höhepunkt bildete der Ausbau der Docks, Wellenbrecher, Hafenanlagen und der Eisenbahnanschlüsse von Yantai und Peng-lai zwischen 1909 und 1923. Die Bauten bestehen noch heute und bilden touristische Attraktionen.
Die wichtigste niederländische Reederei Java-China-Japan-Lijn (JCJL) hatte schon im Jahr 1903 in Yantai/Peng-lai eine ihrer strategisch bedeutendsten Agenturen errichtet. Vermutlich kannte van Gulik aus einer Diplomatenzeit auch führende Persönlichkeiten der beiden großen Unternehmen Nederlandsch Syndicaat voor China (Eisenbahnbau) und Nederlandsche Maatschappij voor Havenwerken (Hafenausbau und -anlagen) – und angesichts der engen Zusammenarbeit der holländischen Firmen mit Niederlassungen aus Deutschland und Großbritannien deren ausländische Partner.
Soweit ein erster Versuch, Robert van Gulik in seinen Verflechtungen als Diplomat, Wissenschaftler und Schriftsteller zu erkennen. Ich hoffe aus Kommentare.