Von Aleppo nach Donezk -der neue Aufstand des „Globalen Südens“

Nicolo Machiavelli sollte eigentlich allen Politikern, Journalisten und Politologen aus der Geschichte bekannt sein: die Lüge, die Manipulation gehört zum Arsenal der Machthaber, der Fürsten.

Nicolo Machiavlli

Aber nicht immer lässt sich diese Grundregel durchhalten. So fällt es den Verantwortlichen für die Medien schwer, den Massen vor den Fernsehern, an den Computern und über den Zeitungsseiten zu erklären, warum sich seit etwa einem Jahrzehnt im globalen Maßstab eine qualitative Machtverschiebung vollzieht, deren Anzeichen für diejenigen, die sich ernsthaft mit Weltpolitik beschäftigen, in dieser Woche in zwei Ereignissen deutlich werden: der Besuch des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad in den Vereinigten Arabischen Emiraten und der bevorstehdende Fall der bedeutenden ukrainischen Hafenstadt Mariupol in die Hände der russischen Armee – damit das Ende der Terrorherrshaft der Neo-Nazi-Gruppierung ASOW.

Auf den ersten Blick zwei sehr entfernte Ereignisse – doch sie symbolisieren zusammen mit dem Abstimmungsergebnis der UN-Vollversammlung vom 2. März über die Ukraine-Resolution ES-11/1. eine Tendenz, deren Verständnis sich die Politiker des Nordens/Westens mit der Sturheit eines Ochsen verweigern: die Repräsentanten von drei Vierteln der Weltbevölkerung sind nicht mehr bereit, sich dem Diktat des restlichen Viertels zu beugen. Dieser Prozess vollzieht sich quälend langsam, in der UN-Vollversammlung nutzen sie vorerst nur das Instrument der Stimmenthaltung und der Nichtteilnahme an der von den USA, Deutschland, Großbritannien und ihren Vasallen geforderten Zustimmung zur resolution. Sie feiern ihre Mehrheit der Stimmen, verschweigen uns aber das politische und ökonomische Gewicht der Nicht-JA-Sager u.a. China, Indien, Pakistan, Südafrika, Vietnam, Bangladesch, Angola, Namibia, Venezuela, Bolivien,Marokko, Algerien, Senegal, Sudan, Äthiopien usw.

À Propos – „Alternative Weltordnung“ nennt der britische „Economist“ vom 19.3.2022 das neue „Schreckgespenst“ für den NORD/WESTEN

Wie der „globale Süden“ in der UNO-Vollversammlung am 2. März 2022 über die Ukraine-Resolution abstimmte (Quelle „Der Spiegel“) Die „Blauen“ und die „Grauen“ sind die „Neuen“ die Nicht-JA-Sager – das hatte Präsident Trump schon erkannt!

Gegen die Resolution ES-11/1 „Aggression against Ukraine“ haben am 2. März 2022 fünf Mitgliedsstaaten der UNO gestimmt: Belasus, Eritrea, Nordkorea, Russland uns Syrien. 35 Staaten haben sich der Stimme enthalten, 12 Staaten haben nicht an der Abstimmung teilgenommen, was politisch einer Stimmenthaltung nahekommt. Das bedeutet, dass sich insgesamt 52 Staaten dem Druck der USA, der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Verbündeten nicht gebeugt haben – ein Verhältnis also von 141 Ja-Stimmen zu 52 „abweichenden“ Stimmen.

Eigentlich hätten sie es vor einem Jahrzehnt spüren müssen, dass ihr Regime-change in Kiew nicht von Dauer sein wird und dass der blutige Umsturzversuch in Syrien vor dem Hintergrund der russischen militärischen Unterstützung für das legitime Regime in Damaskus scheitern muss. Aber sie lernen nicht aus der Geschichte – nicht aus dem Iran, nicht aus Cuba, aus Vietnam, Afghanistan.

Bleibt eine Frage: Ist Verschleierung der Wahrheit gleichzusetzen mit einer Lüge? Lügt ein Staatsmann, wenn er die Wahrheit nicht ausspricht? Frau Baerbock ist enttäuscht von Präsident Putin und Außenminister Lawrow – man habe sie belogen!

Fragen wir andersherum:

Muss die deutsche Außenministerin, Annalena Baerbock, jedes Detail der durch ihre Partei seit Jahren organisierten Pläne und Aktionen eines Regime-Changes in Belarus fragenden Journalisten freigiebig preisgeben? Ist ihr Verschweigen dieser Fakten eine Lüge oder eine staatstragende Weisheit à la Machiavelli? Würden ihre Anhängerinnen und Bewunderer sie wählen, wenn sie eine Schwätzerin, eine Plaudertasche wäre?

Dass Frau Baerbock trotz ihrer zusammengeschusterten Autobiographie wenig Verständnis aufbringt für Völkerrecht und internationale Beziehungen, ist inzwischen allen bewußt, auch den Leuten in ihrer Partei, die sich nicht darum scheren. Frischen wir aber ihre nicht vorhandenen Geschichtsphilosophischen Kenntnisse etwas auf !!! Es geht um Manipulation – wenn ein französischer König seine innenpolitischen Feinde zur Hochzeit seiner Schwester lädt und sie zu Tausenden in einer Nacht umbringen lässt – ist er, Charles IX., im Jahre 1572 Retter des Vaterlandes!

Charles IX.

Wenn ein russischer Zar zur gleichen Zeit seine internen Widersacher zu Hunderten töten lässt, wird aus Iwan IV., aus Iwan Grosny (der Furchteinflößende, der Strenge) Iwan der Schreckliche – er ist ja Russe, kein edler Franzose! Soviel zur Manipulation mit Begriffen.

Iwan IV. „Grosny“

So viel zum Geschichtsbild unserer Trampolin-Springerin ! Sie hat intuitiv Machiavelli geschluckt: Es gibt einen historischen Bogen, der die Namen Machiavelli (1469- 1527), Iwan Grosny (1530 – 1584) Karl IX. von Frankreich (1550 – 1574) umspannt: im Zenit steht die Bartholomäus-Nacht 1572.

Das Massaker in der Bartholomäus-Nacht

Das Drama von Mariupol:

Was „unsere“ Politiker, auch Grüne, Sozialdemokraten und Linke (auch Gysi, Bartsch und Ramelow), ihren gläubigen Anhängern und Wählern nicht erklären können bei ihren Solidaritätbekundungen für Klitschko u. Co. – der Terror der ukrainischen Neo-Nazis seit mehr als 8 Jahren:

Ihr Terror

unverhüllte Nazi-Propaganda in der Ukraine, mit unseren Steuergeldern bezahlt
Ihre Blutspur

Das Wüten der ASOW-Faschisten wurde über die Grenzen der Ukraine bekannt. Während die deutschen, französischen, britischen Medien beharrlich den Deckel darüber hielten, ließ sich ein Abgeordneter des US-Repräsentantenhauses, John Conyers, Jr. aus dem Bundesstaat Michigan (Demokratische Partei), nicht davon abhalten, das Treiben dieser neo-Nazi-Söldner im amerikanischen Parlament öffentlich zu machen und eine Resolution einzubringen, die die Unterstützung des Trainings dieser Gruppe durch die USA verbot. Einstimmig wurde seine parlamentarische Initiative durch das Repräsentantenhaus unterstützt. (Nachzulesen unter https://web.archive.org/web/20150612175317/http://conyers.house.gov/index.cfm/press-releases?ID=0DC46F90-801E-433D-B565-5E8A67C81A83)

Aus der Homepage des Abgeordneten Conyers

Der Globale Süden ist dabei, unter Schmerzen die blutigen Lektionen zu lernen. Die Toten von Mariupol sollten mahnen – muss es immer Blut ein, das den Lernprozess der Politiker und Journalisten befördert?

In Solidarität Dr. Dieter Weigert, Berlin Prenzlauer Berg, 20. März 2022