Der Alte Berliner Garnisonfriedhof im Bezirk Mitte (an der Linienstraße in unmittelbarer Nähe zum Rosenthaler Platz) ist ein Kulturdenkmal preußischer Geschichte und seit Jahren bieten seine Gebäude bildenden Künstlern Raum für Ausstellungen.
2017: AUSSTELLUNG „FARBEN DES EWIGEN FRIEDENS“
Lucia Fischer
Eine der interessantesten Expositionen konnte man im Jahre 2017 bewundern: „Farben des ewigen Friedens“ der Berliner Malerin Lucia Fischer, eröffnet am 9. September 2017. Zum Verständnis der Beziehung Bildende Kunst und Preußischer Militärfriedhof stellen wir die Einführungsworte von Dr. Dieter Weigert, Vorsitzender des Fördervereins Alter Berliner Garnisonfriedhof e. V. zur Eröffnung der Ausstellung vor.

DR. DIETER WEIGERT:
Zum fünften Mal seit 2014 lädt unser Verein zur Eröffnung einer Kunstausstellung im Lapidarium und im ehemaligen Verwalterhaus des alten Offizierskirchhofs, diesmal unter dem Titel „Farben des ewigen Friedens“ und diesmal nicht figürliche, nicht gegenständliche, sondern abstrakte Kunst, Arbeiten der Berliner Malerin Lucia Fischer, einer dezidierten Vertreterin des abstrakten Expressionismus.
Angesichts dieser abstrakt-expressionistischen Arbeiten, angesichts des Fehlens jeglicher religiöser oder moralischer Symbole, der Abwesenheit von Bildern des Schreckens von Krieg und Gewalt, ebenso von figürlichen Darstellungen eines friedlichen Paradieses im Jenseits – woher nehmen wir das Recht, ihre Arbeiten unter dem Titel „Farben des ewigen Friedens“ auszustellen? Die Antwort liegt in den unendlichen Dimensionen der Farben, die auf uns einwirken und die das Leben, die Träume, den Humanismus, die Freiheit von Gewalt und Tod verkörpern. Kräftige Farben in ihrer Durchdringung, in ihrem Fluss, in den Verästelungen bis in winzige Linien und Punkte – das ist die Sprache dieser Malerin, die sie dem Krieg und der Gewalt entgegensetzt, das ist ihre Botschaft. Diese Sprache bedarf keiner Figur, keines Gegenstandes, keiner religiösen oder moralischen Symbolik. Es ist die Sprache des abstrakten Expressionismus seit Wassili Kandinsky, seit über einem Jahrhundert. Bleiben wir einen Augenblick im Geschichtlichen – der große kirgisische Dichter Tschingis Aitmatow zitierte in der Einführung zu seinem Roman „Der Tag zieht den Jahrhundertweg“ Fjodor Dostojewski. Ich erlaube mir dieses eine Zitat: „Das Phantastische muss sich so eng mit dem Realen berühren, dass es nahezu glaubhaft wird.“ In diesem Satz liegt für mich das Wesen der Kunst von Lucia Fischer.
Die Absage an das Figürliche in der Periode zwischen 1900 und 1915, das Eigenleben, die Eigendynamik, die „Befreiung“ der Farben – von Lyrikern und Prosaikern wie Rilke, Dostojewski, Döblin, van Hoddis, Johannes R. Becher begleitet und inspiriert. Das Figürliche ist der Schein, das Phänomen – das Wesen, das Innere ist die Abstraktion, die nur in der Spontaneität der Farbsetzung ihren Ausdruck finden kann.
Gemeinsam ist den Dichtern und bildenden Künstlern dieser Zeit: die seelische Vertiefung, die Sensibilisierung der Kunst, die Verbindung zum Nichtmateriellen, zum Unsichtbaren und Nichtgreifbaren, sie sind politisch und weltanschaulich engagiert, sie fühlen sich mehrheitlich sozialistischen Idealen verpflichtet. In dieser Bewegung sieht sich Lucia Fischer verwurzelt – ästhetisch und weltanschaulich-politisch. Der Zufall wollte es – Hegel hätte das Wirken des Weltgeistes zur Erklärung bemüht – , dass Lucia Fischer aus der Stadt Essen kommt, der Waffenschmiede der preußischen Könige und der deutschen Kaiser, der Region, aus der die Mehrheit der auf diesem Friedhof liegenden Offiziere ihre Kanonen, Degen und Säbel bezogen.
Wie ihre Vorläufer vor über einhundert Jahren sucht Lucia Fischer nicht zu vermitteln – weder in der Kunst, noch in der Weltanschauung, noch in der Politik – sie kämpft, sie sucht neue Wege, sie reibt sich an den Widerständen, am Material, sie will neue Räume entdecken – unser bisher den Spinnweben vorbehaltenes Lapidarium wurde ihr neuestes Experimentierfeld, womit wir wieder bei den Farben wären.

Haben die einzelnen Farben für den abstrakt-expressionistischen Künstler auch keinen figürlichen Bezug, so sind sie doch nicht bedeutungslos, sie korrespondieren mit Werten, Grundmustern, die wiederum unendliche Variationsreihen und Verbindungen erlauben. Bei Wassili Kandinsky beispielsweise ist Grün die Farbe der Ruhe, ist Weiß das große Schweigen, die Spannung zwischen Blau und Gelb bedeutet ihm Leidenschaft und Geistigkeit.
Zurück zum Thema: Wir suchen in den Bildern den gegenständlichen Frieden, und was finden wir? Expressiv-abstrakte Farben in einer Formensprache, die überrascht, die verblüfft, die erregt, die alle unsere Sinne anspricht.
Die Erregung kommt aus dem Fließen der Farben, einer Technik, erfunden im Kontext der Glasinstallation von Lucia Fischer. Wie setzt sie die Farben? Die Frage ist falsch gestellt – wie bringt sie die Farben zum Fließen, wie bringt sie die Farben zum Halten, was entsteht, wenn der Farbfluss zum Halten kommt? Winzige, aber doch wahrnehmbare erhabene Spuren in der Fläche. Es ist wie beim Puddingkochen – das Bild des warmen Puddings in einer Porzellanform – das Positiv – lässt ahnen, aber nur ahnen! wie das Bild des kalten, gestürzten Puddings auf dem Teller aussehen könnte – aber erst zum Finale ist die endgültige, die negative Form erkennbar. So beim Glas – erst das Vorzeigen auch der Rückseite, auch der Unterseite führt uns zum totalen Erlebnis des Kunstwerkes. Lucia Fischers Gemälde, Aktionen, Glasinstallationen präsentieren uns Seelenzustände, die aber nicht vordergründig lesbar sind. Es bedarf einer Öffnung für jene ausdrucksstarken Bilder, für die expressive Sprache der Künstlerin, um ihr Anliegen in unsere Gefühlswelt eindringen zu lassen: der EWIGE FRIEDEN, die Abkehr von Gewalt, die Rückkehr zur natürlichen GEMEINSCHAFT mit ihren gewaltfreien, solidarischen Spielregeln, wie sie Jean-Jaques Rousseau beschrieb und Dichter wie Rainer Maria Rilke poetisch benannten.
Damit steht Lucia Fischer in der Tradition amerikanischer Künstlerinnen und Künstler des 20. Jahrhunderts, überschreitet aber vor allem in ihren Glasinstallationen die Grenzen jener amerikanisch dominierten Periode – aus dem Paint-Dripping von Jackson Pollock, dem lyrischen Action-Painting der Helen Frankenthaler und insbesondere dem leuchtenden, ostasiatisch-lustvollen spontanen Farbspielen von Sam Francis hat sie eine ästhetisch und stilistisch auch für sich selbst neue Herausforderung geschaffen, für die die Kunstwissenschaft und Kunstkritik noch eine treffende Bezeichnung finden muss.
Sehr deutlich wird diese Grenzüberschreitung doppelt sichtbar beim Vergleich des Gemäldes von Helen Frankenthaler „Blaue Raupe“ aus dem Jahr 1961 und den heutigen neun Glastafeln von Lucia Fischer.
Erstens: Diese Glastafeln, eigens für unsere Ausstellung hier in unserem Lapidarium des altehrwürdigen preußisch-deutschen Offiziersfriedhofs in einem mehrmonatigen spannungsgeladenen, intellektuell anstrengenden Prozess geschaffen, lassen jeden Bezug zur Figürlichkeit vermissen. Keine bewusste, gezielte, gewollte Andeutung einer Raupe, einer Frau, einer Blume, eines Himmelskörpers, wenn auch die spontan sich herausbildenden dominierenden Rundungen viel Raum zu spekulativen Assoziationen bieten.
Zweitens: das Material Glas verhindert das spontane Verschmelzen von Bildträger und aufgetragenen dünnflüssigen Farben mit überraschenden Ergebnissen für den Künstler und den Betrachter, das einen Wesenszug der Malerei Helen Frankenthalers ausmachte. Glas widersetzt sich solchen Bestrebungen, die spontan verlaufenden Farben bei Lucia Fischer liegen zum Teil unvermischt aufeinander und demonstrieren so den Prozess im Ergebnis, dem eigentlichen Anliegen der Künstlerin. Und das für uns Betrachter Spannende: herumwandernd erfühlen wir durch das Glas sozusagen den Entstehungsprozess ein zweites Mal beim Betrachten der Farbschichten in umgekehrter Richtung, fast wie die Wirkung eines mittelalterlichen Kirchenfensters.
Abschließend: Das heutige weltanschaulich-politische Engagement von Lucia Fischer, ihre aktive Suche nach Wegen und Formen, die menschlichen Beziehungen von Krieg und Gewalt zu befreien, übersteigt den Einsatz der Helen Frankenthaler und ihrer Freunde in den USA der Nachkriegszeit des letzten Jahrhunderts für Bürgerrechte und intellektuelle Freiheiten. So ist auch Lucia Fischers Traum zu verstehen, ihre Glastafeln vielleicht eines Tages in Berliner oder Potsdamer Kirchen zu finden, deren Gemeinden sich weltanschaulich den globalen Zielen des ewigen Friedens, der Gewaltlosigkeit und des Humanismus verpflichtet fühlen. Auf diese Art hat sich Lucia Fischer auch mit dem Motto des diesjährigen Tages des offenen Denkmals MACHT UND PRACHT auseinandergesetzt: die Pracht der Farben gegen die Macht des Krieges – die Farben des ewigen Friedens gegen eine Zukunft des Krieges.
Friedhöfe und Kirchen

Wie in Dörfern und Städten des Königreiches Preußen sind Kirchen und Friedhöfe eine Einheit. Der alte Garnisonfriedhof an der Linienstraße ist also im weiteren Sinne der „Kirchhof“ der am damaligen „Spandauisch Tor“ erbauten Garnisonkirche. Um die Geschichte dieses Friedhofes zu verstehen und zu erfühlen, ist ein Verständnis der Geschichte und des kulturhistorischen Wertes der Garnisonkirche Vorausssetzung.
Die Kirche – damals an der Berliner Stadtmauer (heute Hackescher Markt)
1703 in Anwesenheit von König Friedrich I. feierlich eingeweiht, war die Alte Berliner Garnisonkirche durch ihre Bau- und Architekturgeschichte sowie ihre mehrfachen Um- und Ausbauten mit der Kultur- und Militärgeschichte der Mark- Brandenburg, des Königreichs Preußen und seiner Residenz Berlin eng verbunden. Ihr Untergang – 1943 ausgebombt und in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts abgetragen – wirkt wie ein Symbol für die Größe und den Untergang Preußens. Das benachbarte Gebäude der ehemaligen Garnisonschule ist erhalten geblieben (Anna-Louisa-Karsch-Straße 8).
Die Namen kulturgeschichtlich bedeutender Architekten wie Martin Grünberg, Johann Philipp Gerlach oder Karl Friedrich Schinkel, herausragender bildender Künstler wie Johann Friedrich Walther, Adolph Menzel und Christian Bernhard Rode wie auch des Orgelbaumeisters Joachim Wagner sind eng mit der Entwicklung der Alten Berliner Garnisonkirche verknüpft.
In den Grüften der Kirche waren über achthundert Offiziere der Berliner Garnison und deren Familienangehörige beigesetzt.
Als Kirche für das Militär präsentierte sich die Berliner Garnisonkirche zwischen 1703 und 1943 dem Betrachter janusköpfig: einerseits war sie ein Ort der stillen Andacht von Soldaten, Offizieren und deren Familien – andererseits eine Kultstätte, in der man sich laut und mit geschwellter Brust der militärischen Siege rühmte. Woran liegt es, dass die Kirche, die einst glanzvolle Tage erlebte, heute vergessen scheint? Wohl daran, dass sie nie so berühmt wie die „Königliche Hof- und Garnisonkirche“ in Potsdam wurde. Zudem erlebte die Kirche ab 1918, als die Garnison aufgelöst wurde und Kaiser Wilhelm II. ins holländische Doorn floh, stille Zeiten. Nach der Zerstörung 1943 lag die Kirche dann als eine von vielen Ruinen inmitten der zerstörten Stadt. Sie wurde abgerissen und geriet fast gänzlich in Vergessenheit.
Der Standort der Garnisonkirche befand sich in Berlin-Mitte, dort wo die Anna-Louisa-Karsch-Straße (früher Neue Friedrichstraße) in die Spandauer Straße mündet . Eine Inschrift über der Tür des Hauses Anna-Louisa-Karsch-Straße 9 verweist darauf, dass dieses Gebäude einst als Garnison-Pfarramt genutzt wurde. Auf dem Nachbargrundstück, wo sich heute eine Straßenbahnhaltestelle befindet, am Schnittpunkt von Garnisonkirchplatz, Spandauer Straße, Anna-Louisa-Karsch-Straße, Spandauer Straße und der Straße An der Spandauer Brücke, stand die Garnisonkirche.
Der Platz der ehemaligen Kirche ist heute umbaut – auf dem Terrain hinter dem S-Bahnhof Hackescher Markt sind Bürogebäude entstanden, Gaststätten, die Zentrale der GASAG, ein Hotel und andere Einrichtungen.
DIE KIRCHE IM 18. JAHRHUNDERT
Die Garnisongemeinde zu Berlin entstand 1655 als erste ihrer Art in Brandenburg-Preußen. Ihre Gründung steht im Zusammenhang mit dem Neuaufbau des Staatswesens nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges. Das neu geschaffene stehende Heer bedurfte einer bis dahin nicht vorhandenen Garnisonsstruktur und inneren Ordnung. In der von strenger ständischer Gliederung und Leibeigenschaft geprägten Gesellschaft übernahm das Regiment obrigkeitliche Funktionen für die Soldaten; die Kirchgemeinde sollte von jenen der Stadtbürgerschaft unabhängig sein.

Der Grundstein für die Berliner Garnisonkirche wurde im Jahre 1701 gelegt. Will man ihre Geschichte erzählen, muss man weiter zurückblicken: in die Regierungsjahre Friedrich Wilhelms, des Großen Kurfürsten (1640 – 1688).
Wüst war die Mark 1648 nach dreißig langen Jahren Krieg; Mensch und Tier getötet, ganze Orte verlassen – ein Neuanfang unter Führung des jungen Fürsten Friedrich Wilhelm musste auch den militärischen Schutz der Kurmark bedeuten. Das Geld für ein stehendes Heer, für die Befestigung der Städte wurde den Ständen aufgebürdet. Vor 350 Jahren, im Sommer 1653, konnte der Kurfürst den Widerstand der Stände brechen – der Kompromiss mit dem Landtag sah eine jährliche Summe von 530 000 Talern für das kurfürstliche Heer vor. Die Gegenleistung: Friedrich Wilhelm sicherte den adligen Grundbesitzern alle ständischen Privilegien wie Steuer- und Zollfreiheit, Obrigkeitsrecht über die Bauern, Verfügung über deren Frondienste, Festschreibung von bestehenden Leibeigenschaftsverhältnissen zu. Als der Große Kurfürst die Söldnerheere nicht mehr vollständig auflöste und mit dem Aufbau eines stehenden Heeres begann, schickte man die Feldprediger nicht nach Hause. Sie wurden Regimentern zugeordnet, um die Soldaten nicht nur während des Krieges, sondern ebenso in Friedenszeiten zu betreuen. So entstand schrittweise mit den Garnisonen auch eine militärkirchliche Struktur
Die erste Kirche (1703-1720)

Die erste Garnisonkirche im preußischen Staat wurde auf Weisung König Friedrichs I. als Kirche der Berliner Garnisongemeinde von 1701-1703 erbaut. Der Entwurf stammte vom Hofbaumeister Martin Grünberg (1655 – 1706). Dieser hatte mit Johann Arnold Nering einen berühmten Vorgänger, mit Philipp Gerlach einen nicht minder bekannten Nachfolger. Er selbst scheint vergessen, obwohl von ihm bedeutende Berliner Kirchen stammen und er an nahezu allen großen Bauvorhaben seiner Zeit mitwirkte: am Zeughaus, am Großen Friedrichshospital und am Bau des Charlottenburger Schlosses.
Einweihung der Kirche war am 1. Januar 1703. Grünberg schuf einen Zentralbau auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes und gestaltete den Bau sparsam, ganz zweckmäßig auf die Funktion zugeschnitten. 11 Eingänge garantierten den geordneten Einzug der in Formationen zum Gottesdienst einrückenden Soldaten. Im Innern fand sich ein schlichter Raum mit Kanzel und Altar. Emporen boten Platz für die Regimenter.
Die erste Kirche stand nur 17 Jahre. 1720 sollte ein alter Pulverturm unmittelbar neben der Kirche abgetragen werden. Der Turm explodierte am 12. August, kurz nach 10 Uhr. Die eigentliche Ursache des Unglückes blieb ungeklärt. 72 Menschen wurden getötet, darunter auch 35 Soldatenkinder, die gerade am Schulunterricht teilgenommen hatten. Das Schulgebäude war völlig zerstört, die Garnisonkirche stark beschädigt.
Ein Modell dieses Gebäudes ist in den Ausstellungsräumen des historischen Kirchhofs der Berliner Garnison in Berlin Mitte zu sehen – Kleine Rosenthaler Straße 3 (in der Nähe des Rosenthaler Platzes)
Die zweite Kirche (1722-1943)
Schon unmittelbar danach entstand der Plan des Wiederaufbaus. Bauherr war nunmehr König Friedrich Wilhelm I. (1713 – 1740). Er ließ die Trümmer beiseite räumen, besorgte das Geld und beauftragte den Oberbaudirektor Philipp Gerlach, mit den Entwürfen. Es entstand ein Quersaalbau auf rechteckigem Grundriß (ca. 58 m x 31,4 m) mit 11 : 5 Achsen. Um den reibungslosen Einmarsch der Regimenter zu sichern, wurden wie schon bei der Grünbergschen Kirche mehrere Eingänge konzipiert, diesmal acht.
Den Bau bekrönte ein hohes Dach. Es fehlten allerdings ein Kreuz oder gar ein Turm. Der Gottesdienst wurden den Mannschaften und Offizieren nicht durch Glockengeläut, sondern durch Trommelschlag angekündigt.
Im Innern war die Kirche schlicht gehalten. In der Mitte des Raumes befand sich ein einfacher Tischaltar, an der nördlichen Langseite die Kanzel, ihr gegenüber, an der Eingangsseite, die königliche Loge.
Die Kanzel gehörte mit der Orgel zu den Schmuckstücken der Kirche. Beide waren reich verziert – mit dem zur Sonne aufstrebenden Adler, mit Engelsfiguren, mit Harnisch, Helmbüschen und Kriegszeug – schließlich sollten die Besucher daran erinnert werden, dass sie sich in einer Militärkirche befanden. Als einzig erhaltenes Ausstattungsstück der ersten Kirche kam ein Taufstein in das neue Gebäude. Es handelt sich um eine meisterlich ausgeführte, mit plastischem Schmuck reich versehene Sandsteinarbeit, die vermutlich von Andreas Schlüter stammt. Seit 1994 ist dieser Taufstein in der Nikolaikirche zu sehen.
Eine Gruft in der Kirche scheint nichts Besonderes. Die unterirdische Begräbnisstätte in der Berliner Garnisonkirche darf sich dennoch so bezeichnen, entwickelte sie sich doch im Laufe der Zeit zum Prominentenfriedhof der preußischen Armee. Im Jahre 1723 angelegt, arbeitete König Friedrich Wilhelm I. persönlich die Gebührenordnung für Beisetzungen in der Gruft aus – wichtige Einnahmen für die Kirchengemeinde.
Unter Friedrich II. erfuhr die Garnisonkirche im Innern zahlreiche Veränderungen, die den Ruf der Kirche als Traditionsstätte begründeten. Fahnen und Standarten aus den Schlachten der Schlesischen Kriege wurden in der Kirche zur Schau gestellt. Der beauftragte König den Maler und Radierer Christian Bernhard Rode (1725 – 1797) mit der Anfertigung patriotischer Gemälde, die an gefallene „Helden“ des Siebenjährigen Krieges erinnern sollten. So entstanden nach 1759 Huldigungen an Kurt Christoph Graf von Schwerin, Ewald von Kleist, Hanns Karl von Winterfeld und Jakob von Keith. Ein fünftes Gemälde fertigte B. Rode Jahre später, vermutlich erst nach 1786 an – es stellte Hans Joachim von Zieten dar
DIE KIRCHE IM 19. JAHRHUNDERT
Preußens Niederlage bei Jena und Auerstedt 1806 schlug auch auf die Berliner Garnisonkirche zurück. Nach Napoleons Einzug in Berlin wurde die Kirche zu einem Heu- und Branntweinmagazin zweckentfremdet. Damit nicht genug, wurden in der Gruft auf der Suche nach Trophäen die Särge erbrochen und geplündert. Die Fahnen aus den Schlesischen Kriegen hatte man vor den Franzosen versteckt. Das 19. Jahrhundert darf für die Kirche als das Jahrhundert der Umbauten bezeichnet werden. Nach den großen Umbauten von 1817, 1863 und 1900 präsentierte sich die Kirche ihrem Besucher jeweils in neuem Antlitz.
Nach 1815 war sie im Stile des Schinkelschen Klassizismus gestaltet und durch ein kostbares Geschenk des Kirchenpatrons Friedrich Wilhelm III. bereichert worden – das Altargemälde von Karl Begas „Christus am Oelberge“. Der König ordnete 1822 auch die Anbringung vergoldeter Kreuze aus Eisen auf den Giebelseiten des Daches an und entschied 1835 über Details der Aufhängung eines zweiten Altargemäldes, das er der Kirche geschenkt hatte.
1863 wurde das Kircheninnere durch die Geheimen Oberbauräte Friedrich August Stüler und August Ferdinand Fleischinger verändert und erneuert. Auf Stülers Pläne geht auch der Einbau eines Altartisches aus den Jahren 1853/54 zurück, der als eine der wenigen steinerne Zeugen der wechselvollen Geschichte der Kirche heute im Lapidarium auf dem Alten Garnisonfriedhof zu sehen ist – leider ohne die steinernen Originalsäulen.
Die grauweiße Tischplatte besteht aus schlesischem Marmor (Großkunzendorf in Schlesien), die roten Innenfelder der Spiegel aus französischem Marbre du Roi (Villefranche-de-Conflent, Departement Pyrenées-Orientales) und die grünen äußerem Rahmen der Spiegel aus niederschlesischem „Gabbro“ (Zobtenberg, Sudetenvorland).
Die Kirche erfuhr, wiederum auf Befehl ihres Patrons, am Ende des Jahrhunderts einen völligen Umbau.
Adolph Menzel sollte unverhofft Gelegenheit bekommen, einige Helden aus der Zeit Friedrichs des Großen persönlich zu Angesicht zu bekommen. Im Jahre 1873 öffnete der Kirchenvorstand in Menzels Anwesenheit viele der 900 Särge in der Gruft zur Feststellung der Namen. In einem Sarg wurde ein preußischer Feldmarschall vollkommen konserviert vorgefunden, mit Haupthaar sowie dem Schwarzen Adlerorden auf der Brust. Menzel sagte sofort: „Das ist Keith, den erkenne ich an der Ähnlichkeit!“
Mehrfach muss der Künstler in jenem Jahr die Kellertreppe, die von der Seite der Predigerhäuser zum Gewölbe führte, hinab gestiegen sein. An den geöffneten Särgen fertigte er Bleistift-Studien von Leichen und Uniformen, die sich in der Gruft über mehr als ein Jahrhundert zum Teil völlig erhalten hatten.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts war die Garnisonkirche wieder stärker in das öffentliche Leben getreten. Garnisonprediger Friedrich Adolph Strauß, von 1858 bis 1869 im Amt, konnte in der Kirche wiederholt Mitglieder der königlichen Familie begrüßen. Den Dankgottesdiensten nach den Kriegen Preußens gegen Dänemark und Österreich wohnte Wilhelm I. persönlich bei. Beginnend in den dreißiger Jahren, erwies sich die Garnisonkirche wegen ihrer Orgel und Akustik als begehrte Bühne für Musiker aus Berlin und anderen deutschen Städten.
Garnisonprediger Emil Frommel (1828-1896) war Sohn des Direktors der großherzoglich-badischen Galerie in Karlsruhe. Als Student der Theologie nimmt Frommel an den revolutionären Ereignissen 1848 als Burschenschaftler teil, distanziert sich aber im Herbst von der Bewegung. Auf Empfehlung eines Freundes wird Frommel als Prediger der Gardedivision nach Berlin geholt. Im Februar 1870 bezieht er das Garnisonpfarrhaus in der Neuen Friedrichstraße. Im Juli gingen die Gardedivisionen ins Feld. Nach dem Sieg bei Wörth drängte auch Frommel die Vorgesetzten, ihn an die Front zu schicken. Er wird Soldat, geht an die Front ins Elsaß. Nach der Kapitulation Straßburgs hält er den Gedenkgottesdienst in der Thomaskirche. Auf eigenen Wunsch bleibt er in Straßburg und wird zum Garnisonpfarrer von Straßburg ernannt. Frommel, geschmückt mit dem Eisernen Kreuz, hielt im Juni 1871die Predigt beim Dankgottesdienst in Anwesenheit des Kaisers in der Garnisonkirche. 1871 ist Kirchentag in der Garnisonkirche: die Oktober-Konferenz. Frommel kam am ersten Tag zu Wort, auf besonderen Wunsch des Kaisers. Unter Frommel erlebt die Garnisonkirche ab 1872 einen Besucherzuwachs, besonders von Seiten der Offiziersfamilien der Garnison.
Auch zu Kaiser Wilhelm II. sind die Beziehungen Frommels eng. 1890 nimmt er auf Weisung des Kaisers als Komittee-Mitglied an der Reichs-Schulkonferenz teil, einberufen zur Bekämpfung des Sozialismus und der Reste der humanistischen Bildung, und ist dort einer der härtesten Verfechter des nationalen Gedankens und einer „Reform“ des Schulsystems.
Als „Volksschriftsteller“ wird Emil Frommel bekannt und berühmt, seine Themen sind die Kriegserlebnisse und das einfache, bescheidene Leben, die Abkehr von Utopien, das Sich-Abfinden mit den Bedingungen des Alltags. Sein Wunsch war es gewesen, auf dem Garnisonfriedhof ein Kruzifix gesetzt zu bekommen. Der Leipziger Bildhauer Trebst führte es in Carrara-Marmor aus.
Die Kirche im Jahre 1896
Am Abend des 13. April 1908 gegen 8 Uhr bricht Feuer in der Garnisonkirche aus. Der Brand war in der Nähe der Orgel ausgebrochen und hatte das gesamte Kircheninnere oberhalb der Emporen erfasst. Die alte Kanzel, der Taufstein und einzelne Altargeräte konnten den Flammen noch entrissen werden, ebenso das an Urkunden und Akten reiche Archiv der Kirche. Dagegen konnten das große Altarbild, die Bilder Rodes, die Fahnen und die Orgel nicht gerettet werden. Obwohl 1896 eine zweite evangelische Berliner Garnisonkirche am Südstern gebaut worden war, ordnete Wilhelm II. den unverzüglichen und orginalgetreuen Wiederaufbau der Alten Berliner Garnisonkirche an. Nur das Dach hatte jetzt eine Mansardenform erhalten. Am 29. August 1909 wurde der Neubau in Gegenwart des Kaisers feierlich eingeweiht.
Der Zusammenbruch des Kaiserreiches blieb für die Berliner Garnisonkirche nicht ohne Folgen. Nun war die Garnison aufgelöst und damit wohl auch deren Gemeinde. Einen Patron hatte die Garnisonkirche auch nicht mehr. Deren Status und Rechtsverhältnisse als vormalige königliche Stiftung erwiesen sich im republikanischen System als äußerst kompliziert. Unter der Obhut des Reichswehrministeriums stehend, wurde die Kirche vom Garnison-Kirchen-Kollegium verwaltet. Von 1919 bis 1933/34 gehörte diesem der Feldpropst der Armee und der Marine, D. Friedrich Gottlob Erich Schlegel, an. Nach 1919, als in der Kirche kurzzeitig Kinovorführungen stattgefunden hatten, stand sie während der Weimarer Republik vor allem Traditionsverbänden der Reichswehr zur Verfügung.
Bis 1936 scheint sich eine Regelung der unklaren Rechtsverhältnisse hingezögert zu haben. Dann bemühte sich die Wehrmacht um das Patronat. Sie betrachtete sich als rechtmäßiger Nachfolger, da das Vermögen der einstigen königlichen Stiftung nicht nur aus Schenkungen Friedrich Wilhelms I., sondern auch aus Spenden von Heeresangehörigen erwachsen war. Trotz aller rechtlichen Unklarheiten erlebte das Gotteshaus weiterhin seinen kirchlichen Alltag. Bis in das Jahr 1943 geben die Kirchenbücher Auskunft. Am 21. November soll das Kirchengebäude seinen letzten Gottesdienst erlebt haben, bevor es am 23. November 1943 von einer Bombe getroffen zur Ruine ausbrannte.
DAS ENDE DER BERLINER GARNISONKIRCHE
Im Trümmerfeld Berlin war die zerstörte Garnisonkirche nur eine Ruine unter tausenden. So wurde es still um die Kirche. Im Herbst 1947 berichteten Zeitungen über Plünderungen in den Grüften. Man sei in die offenen Gewölbe eingestiegen, habe nach Wertsachen gesucht, sich am Holz der Särge bedient, die Sohlen der Militärstiefel abgetrennt.
Nachdem die Eingänge daraufhin verschlossen wurden, 1949 sich aber ähnliche Vorgänge wiederholt hatten, entschlossen sich Magistrat und Synodalverband, eine Umbettung der Toten vorzunehmen. 199 Särge wurden zu diesem Zeitpunkt in der Kirche gezählt. Die Reste der Toten wurden zum Stadtsynodal-Friedhof in Stahnsdorf überführt und dort in würdiger Weise bestattet. Es schien schwer zu sein, für das große und stark zerstörte Gebäude der Kirche in der Nachkriegszeit einen Nutzer zu finden. Die zuständige Groß-Berliner Grundstücksverwaltungs-AG, die im Auftrag der Deutschen Treuhandverwaltung arbeitete, versuchte dies erfolglos. Schon 1949 wurde deshalb erwogen, die Ruine zu sprengen – ohne dass diese Pläne ausgeführt wurden.
Erst Ende 1960 kam ein Abriss wieder ins Gespräch. Pro und Kontra standen sich gegenüber: Einerseits stellte die Ruine eine Gefahrenquelle dar, und ein baldiger Aufbau war nicht in Sicht, andererseits gebot der kulturgeschichtliche Wert der Kirche ihre Erhaltung. 1962 wurde die Ruine abgetragen, ungeachtet des Denkmalcharakters der Kirche.
Ein Verzeichnis der in den Grüften der Berliner Garnisonkirche zwischen 1703 und 1829 beigesetzten Personen ist beim Vorstand des Fördervereins Alter Berliner Garnisonfriedhof e.V. erhältlich, ein Auszug aus dieser Liste ist nachzulesen in der Publikation „Der Adler weicht der Sonne nicht – 300 Jahre Berliner Garnisonkirche“ von Barbara Kündiger und Dieter Weigert, Berlin
Der Friedhof an der Linienstraße
In Berlin gehörte rund zweieinhalb Jahrhunderte die Alte Garnisonkirche zum Stadtbild. Heute sucht man sie jedoch vergeblich – sie ist verschwunden. 1701 bis 1703 erbaut, war sie die erste Garnisonkirche Preußens. Im zweiten Weltkrieg zerstört, wurden ihre Überreste 1961 abgetragen.
Der Alte Garnisonfriedhof im Bezirk Mitte ist der älteste Militärfriedhof Berlins. Sein Anfang fällt mit der Gründung Preußens zusammen. Die Auflösung Preußens 1947 markiert sein Ende.
Der Spannungsbogen von Schicksalen, wie er an den Grabsteinen ablesbar ist, umfasst den preußischen Generalfeldmarschall, der im Verdacht steht, in seiner Jugend Sympathien für die französische Revolution gehegt zu haben, über die Offiziere aus den Kriegen gegen das Napoleonische Frankreich von 1813/15 bis zur Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus. Aber auch vom dichtenden „Don Quichote der Romantik“ hugenottischer Herkunft über den adligen Volksschriftsteller bis zum Mitbegründer der Ägyptologie in Berlin spannt sich dieser Bogen Berlin-brandenburgischer Kulturgeschichte.Die Berliner Bildhauerschule im 19. Jahrhundert und die aus ihr hervorgegangenen hier vertretenen Grabdenkmale haben diesen Friedhof zu einem Kleinod unter den historischen Friedhöfen Berlins werden lassen. Grabdenkmale nach Entwürfen Karl Friedrich Schinkels, David Gillys, Friedrich Tiecks, Ludwig Wichmanns, August Sollers finden sich auf diesem Friedhof, hergestellt zur Blütezeit des Berliner Eisenkunstgusses in den Werkstätten der Kgl. Eisengießerei.

Grabstein Holtzendorff – nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel, 1829
DIE ENTSTEHUNG DER GARNISONFRIEDHÖFE
AN DER LINIENSTRASSE
Die „Alten Berliner Garnisonfriedhöfe“ entstanden zwischen 1701 und 1706 gleich zu Beginn der Anlage der Spandauer Vorstadt. Sie wurden auf dem Gelände des Mittelmarktes bzw. der sogenannten „Stadtfreiheit“, also außerhalb der alten Stadtbefestigung, angelegt. Von Anfang an wurde das Friedhofsgelände von der Laufgasse (Gormannstraße), durchzogen. Auf dem östlichen Teil erfolgte die Beisetzung der Gemeinen und auf dem westlichen Teil die der Offiziere und ihrer Angehörigen.
Die nördliche Grenze der Friedhöfe entstand im Jahre 1705. Vom Alten Spandauer Heerweg, heute die Oranienburger Straße, wurde in östlicher Richtung bis zur Großen Frankfurter Straße eine Circumvalationslinie abgesteckt, hinter der bald die neue Stadtmauer wuchs. Der damit entstandene Straßenzug trug gleich den Namen „Linie“, es ist seit 1821 offiziell die Linienstraße.
Das äußere Bild beider Friedhöfe verdeutlichte auch die unterschiedliche Belegung. Während es auf dem Gemeinenfriedhof nur Reihengräber gab und Zeitzeugen von einem „Belegungschaos“ sprachen, bestanden auf dem Offiziersfriedhof fast ausschließlich Erbbegräbnisplätze.

Der Offiziersfriedhof (O.) und der Gemeinenfriedhof (G.)
in der ersten Jahrzehnten ihres Bestehens –
erkennbar sind die ursprünglichen Namen der Strassen und Gassen der
Spandauer Vorstadt
DIE FRIEDHÖFE IM 18. UND 19. JAHRHUNDERT

Nachdem 1705 die Linienstraße angelegt worden war, wurde fortan von den „neuen Friedhöfen in der Linienstraße“ gesprochen. „Neu“- als im Sinne nicht mehr auf dem Friedhof des Heiliggeist-Hospitals. Aus den Auswertungen der Sterberegister und Kirchenbücher geht hervor, dass der Offiziersfriedhof im 18. Jahrhundert ein Schattendasein geführt haben muss. Die bedeutenden Beisetzungen fanden in den Grüften der Kirche statt. Nur ärmere Familien ließen ihre verstorbenen Angehörigen auf den Friedhöfen beerdigen.
Mit dem Preußischen Landrecht von 1794 wurde der Garnisonfriedhof aus seiner anfänglichen Bedeutungslosigkeit herausgerückt. Erst in seiner Folge entwickelte sich der Friedhof zu einer personal- und kunstgeschichtlich bedeutungsvollen Anlage. Vornehmlich betraf dies den heute noch erhaltenen Offiziersfriedhof, aber auch der Soldatenfriedhof erfuhr hierdurch eine Aufwertung. Das Preußische Landrecht legte u.a. fest: „…in den Kirchen und in bewohnten Gegenden der Städte sollen keine Leichen beerdigt werden“.
Der Garnisonfriedhof wurde über Berlin hinaus bekannt, als führende Offiziere um Adolph von Lützow nach 1815 hier ihre letzte Ruhe fanden. Das Grab des legendären Führers der „schwarzen Freischar“, Adolph von Lützow (1782 – 1834), ist durch zwei Gedenksteine gekennzeichnet, einer davon gewidmet von den Waffengefährten.
Auf dem Friedhof sind Offiziere dieser für Preußen ruhmreichen Periode beigesetzt, so Peter von Colomb, C. F. von dem Knesebeck, K. F. von Holtzendorff, F. de la Motte Fouqué, Carl Andreas von Boguslawski, K. G. von Loebell, E. L. von Tippelskirch, Leopold von Lützow, K. L. H. L. von Borstell.
Mitte des 19. Jahrhunderts war offensichtlich geworden, daß die nunmehrige Innenstadt-Lage des Friedhofs eine weitere Nutzung in Frage stellte. So kam es 1860 in der Hasenheide und im Wedding zur Gründung neuer Garnisonfriedhöfe. Nachdem noch Gefallene des Krieges von 1866 auf dem Gemeinenfriedhof beigesetzt worden waren, wurde der Friedhof 1867 geschlossen. In der Folge wurde das Gelände zur Naherholung genutzt. Die Flächen wurden bis 1890 als Laubenparzellen verpachtet, danach als Bauland verkauft.
VIDEO-LINK

Die Grabanlage des Generals von Brauchitsch, eine Eisenguß-Stele
nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel,
auf einem Foto vor 1939
DER OFFIZIERSFRIEDHOF IM 20. JAHRHUNDERT
Der Offiziersfriedhof diente weiterhin als Begräbnisplatz. Zuletzt natürlich nicht mehr in seiner ursprünglichen Bedeutung als Friedhof einer Berliner Garnison. Die evangelische Garnisongemeinde war nie eine reine Parochial-, sondern immer eine Personalgemeinde, der die in Berlin ansässigen Militärs oder ehemalige Militärangehörige angehörten. In diesem Sinne als Gemeindefriedhof ist der „Offizierskirchhof“, wie er auch genannt wurde, bis zum Jahre 1945 genutzt worden, auch zur Umbettung der in den Weltkriegen Gefallenen. An der Ostseite war eine Kapelle im Ziegelbau aus dem Ende des 19. Jahrhunderts vorhanden.
Das noch bestehende Verwaltungsgebäude ist ein Putzbau aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Die Verstorbenen wurden auf dem Friedhof überwiegend erdbestattet, vereinzelt waren Familiengrüfte angelegt worden. Die Grabstellen waren oftmals mit wertvollen Gitteranlagen umgeben. Um die Jahrhundertwende waren entlang der östlichen Begrenzungsmauer zusätzlich vereinzelte Mausoleen errichtet worden. Der Offiziersfriedhof blieb in dieser Gestaltung bis zum Ausbruch des II. Weltkrieges erhalten und befand sich in einem guten äußeren Zustand.

Der Offiziersfriedhof um 1976

An einen der traurigsten Abschnitte deutscher Geschichte gemahnen die Massengräber auf dem früheren Feld VI für die Opfer aus den letzten Tagen des II. Weltkrieges.
Ein Verzeichnis der auf diesem Gräberfeld beigesetzten Toten aus dieser Zeit ist als Liste des Deutschen Roten Kreuzes vorhanden. Andere Quellen sprechen von mehr als 1 000 beigesetzten Kriegsopfern, die während der Kampfhandlungen um die Befreiung Berlins in den umliegenden Straßen umgekommen waren und nach zum Teil nur provisorischen Beisetzungen hier ihre letzte Ruhe gefunden haben. Der Kreis der Geschichte schließt sich; mit diesen Massengräbern endet ein Abschnitt deutscher Militärgeschichte, der etwa zeitgleich mit der Gründung dieses Alten Berliner Garnisonfriedhofs begonnen hatte. Das gemeinsame Schicksal dieser Opfer, ihre Gräber lassen diesen Teil des Friedhofs besonders bedeutungsvoll erscheinen.

Heute finden sich auf den Grabstellen oder in den Beisetzungsregistern Namen altpreußischer Geschlechter, deren Nachfahren dann im Widerstandskampf gegen den Nationalsozialismus, für Freiheit und Recht ihr Leben eingesetzt und verloren haben. Damit schließt sich auch hier wiederum der Kreis der Geschichte. In diesem Zusammenhang sind auf dem Friedhof noch heute auffindbar Namen wie Herwarth von Bittenfeld, von der Schulenburg, von Stülpnagel.
In den Begräbnisregistern finden sich aus früher Zeit die Namen von Treskow, von Schlabrendorf, von Seydlitz, von Witzleben, von Wartenberg, von Moltke, von Gersdorff.
Auch Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft fanden ihre letzte Ruhe auf diesem Friedhof, wie der im KZ Buchenwald 1941 zu Tode gefolterte Dr. Wilhelm von Braun, dessen Grab nicht mehr aufzufinden ist und die polnische Widerstandskämpferin Sonia Horn.
In Einzelfällen wurden während des II. Weltkrieges gefallene Offiziere und Soldaten, z.T. mit militärischen Ehren, beigesetzt oder einzelne gefallene Soldaten auch unmittelbar nach den Kämpfen Anfang Mai in Einzelgräbern bestattet, wie der 18-jährige Toni Feller. Toni Feller ist am 18. Februar 1927 in Weilburg/Lahn, Kreis Oberlahn geboren. Aufgewachsen ist er in Arfurt/Lahn, wo er bis 1942 seinen Wohnsitz hatte. Seine Eltern waren Simon und Katharina Feller. Ab 1942 lernte er an der Fliegertechnischen Vorschule in Oschersleben/Bode. Im Herbst 1944 erhielt Feller – 17jährig – seine Beorderung zum Deutschen Volkssturm.
Mit Ausnahme von zwei Mitschülern wurden alle Militärschüler aus Oschersleben in einer Pionierkompanie zusammengefaßt. Nach dreiwöchiger Ausbildung kam der erste Einsatz in Jüterbog. Gleich am ersten Tag wurde der Zug von Feller eingeschlossen. Unter Verlust des Zugführers und eines Drittels der Kompanie konnte der Rest sich zurückziehen. In Marienfelde wurden sie von russischen Panzern überrollt. Die übriggebliebenen zehn Mann gingen nach
Berlin und wurden einer neuen Kompanie zugeteilt. Den nächtlichen Bombenhagel überlebten von der Kompanie nur Toni Feller und Richard Noll, ebenfalls ein Mitschüler aus Oschersleben. Der nächste Einsatzort war das Regierungsviertel. Zwei Tage vor der Kapitulation Berlins verliert sich die Spur von Toni Feller. Nach vorhandenen Unterlagen ist er am 1. Mai am Dönhoffplatz gefallen. Sein Grab ist erhalten.
Zum Schicksal des Dr. Wilhelm von Braun siehe www.biographien offiziere preußen – garnisonfriedhofberlin.de
DER OFFIZIERSFRIEDHOF NACH 1945
Der jeweilige Zustand und die Metamorphose des Friedhofareals seit dem Ende des II. Weltkrieges ist vor den sich verändernden politischen Verhältnissen im Ostteil Berlins und in der Relevanz der Entwicklung der Spandauer Vorstadt zu sehen, die, obwohl im Stadtzentrum gelegen, jahrzehntelang aus den bauplanerischen und denkmalpflegerischen Konzepten gestrichen wurde.
Die Grabanlagen waren von den Bombenangriffen weitestgehend verschont geblieben. April/Mai 1945 wurden über 1.000 Kriegsopfer in Massengräbern beigesetzt. Danach stand der Alte Garnisonfriedhof als Militäreinrichtung unter alliierter Aufsicht, folgend ohne wesentliches öffentliches Interesse – in keinem Stadtführer erwähnt.
Auffallend für die 50/60er Jahre war der ständige Verfall der Anlage. Mausoleen stürzten ein bzw. wurden eingeebnet; Eisenkunstgitter, Grabsteine und die Kapelle verschwanden.
Der Stadtbezirk Mitte verfügte schließlich die Schließung des Garnisonfriedhofes als Begräbnisstätte. Das Jahr 1978 war für die historische Friedhofsanlage von Bedeutung, da die Friedhofsordnung für Ost-Berlin auf dem Begräbnisplatz einen pflegeleichten, allen Traditionen widersprechenden, „Wohngebietspark“ vorsah. Die in den 80er Jahren, nach dem Verfall und Abriss ganzer Häuserreihen, errichteten Plattenbauten, z. B. auf der anliegenden Linienstraße, tangieren zumindest diese Absicht.
Die dem internationalen Trend folgende parkartige Umgestaltung und Einebnung des Areals, der über 300 der noch vorhandenen 489 Grabdenkmäler zum Opfer fielen, charakterisierte der „Sonntag“, das kulturpolitische Wochenblatt der DDR, als kulturgeschichtlich nicht reparable „Bulldozer“-Aktion der Obrigkeit.
Zu den massiven Abräumungen kam die vollständige Beseitigung der bisher vorhandenen Wege und Feldeinteilungen. Rasenflächen wurden angelegt. Erhalten und teilweise gepflegt sowie später restauriert blieben vor allem einige Grabstätten, die der damaligen sich ändernden Preußen-Geschichtsbeschreibung der DDR nutzbar gemacht werden konnten wie Adolph von Lützow, Freiherr de la Motte Fouqué und von Brauchitsch. Durch das Engagement von ehrenamtlichen Mitarbeitern des Kulturbundes, die sich in einer Interessengemeinschaft zusammenfanden, wurden neben denkmalpflegerischen Arbeiten „vor Ort“ seit Anfang der 80er Jahre auch dokumentarische und kulturhistorische Aktivitäten zum Erhalt der Friedhofsanlage geleistet, die für erste Rekonstruktions- und Konservierungsmaßnahmen dominant waren. Der Friedhof und einzelne Grabstätten wurden unter Denkmalschutz gestellt.
Seit 1991 unterstand der Friedhof der Aufsicht der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz, seit 1995 dem Naturschutz- und Grünflächenamt Mitte.
Der „Förderverein Alter Berliner Garnisonfriedhof e. V.“ bemüht sich seit 1993 um Öffentlichkeitsarbeit, um die Erschließung zusätzlicher finanzieller Quellen im privaten und öffentlichen Bereich für Restaurierung und Konservierung der Grabmale.
BEDEUTENDE PERSÖNLICHKEITEN
Der erste bisher bekannte urkundliche Beleg für eine Grabstelle auf dem Friedhof gilt einem Kinde: Christian Tettschlag ist am 3. Januar im Jahre 1706 auf dem „neuen Garnison-Kirchhofe“ begraben worden.
Die letzte Beisetzung für Olga Görler fand statt im Jahre 1961 auf einer Wahlstelle aus dem Jahre 1949. Ein Gang über den heutigen Friedhof ruft Assoziationen vor allem zu zwei Abschnitten deutscher Geschichte hervor:
1. Der Zeitabschnitt der napoleonischen Kriege in den Jahren 1806-1815, insbesondere aber die Zeit der Befreiungskriege 1813/15. Eine Reihe von Zeitzeugen dieser Ereignisse, als geistige Vorbereiter und Initiatoren oder als aktive Teilnehmer der Befreiungskriege bekanntgeworden, sind auf dem Friedhof beigesetzt. Hierzu gehören Namen wie von Boguslawski, von dem Knesebeck, von Holtzendorff, von Lützow, von Colomb, de la Motte Fouqué, Herwarth von Bittenfeld.
2. Der Zeitabschnitt des II. Weltkrieges. Direkt zählen hierzu die teils namenlosen, in den Massengräbern beigesetzten Opfer aus den letzten Tagen des Krieges, insbesondere gehören hierzu das Grab der jungen polnischen Widerstandskämpferin Sonia Horn und die nicht mehr vorhandene Grabstelle des im KZ Buchenwald 1942 ermordeten Juristen Dr. von Braun.
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(In der folgenden Auflistung kennzeichnen die rot unterlegten Namen Personen, die in der Berliner Garnisonkirche beigesetzt wurden.)
Franz Heinrich von Barfuß
1740 – 1796
Die Grabstelle ist die älteste, heute auf dem Friedhof noch vorhandene und exakt nachweisbare Begräbnisstätte. Im Sterberegister findet sich die für den Stil der damaligen Zeit typische Eintragung: Major im hochlöbl. Infantrie Regiment v. Kunheim, alt 55 J. gebürtig aus der Mittel-Marck, luth, Religion, hinterläßt angeblich 1 Frau Gemahlin, 1 Sohn und 2 Töchter, sind alle minorenne, wohnhaft vor dem Königstor in der … Ekke … gerade der Zuckersiederei Stüler, gestorben in der Nacht vom 10. auf den 11. Nov. an den Schlag-Fluß beerd. 14.11. auf unserem Garnison- Kirchhof. Das Grab liegt im Feld VI.

Friedrich Adolf Ludwig von Bismarck
(1766-1830, beigesetzt am 15.4. auf dem Berliner Offiziersfriedhof an der Linienstraße), Generalleutnant, Sohn des Rittmeisters Karl Alexander v. B. aus Schönhausen, 1779 Fahnenjunker im Kürassierregiment 7, 1786 Kornett, 1790 Sekondeleutnant, Teilnahme am Feldzug gegen Frankreich (Valmy) 1792/95, 1793 Premierleutnant, 1798 Stabsrittmeister beim Regiment Garde du Corps (KüR 13), 1801 Major, 1809 Kommandeur des
brandenburgischen Kürassierregiments, 1810 Roter Adlerorden, 1813 Generalmajor, 1814 Kommandeur von Leipzig, 1816 Generalleutnant
Johann Eberhard Ernst Herwarth von Bittenfeldt
Generalmajor, geboren am 16.12.1753, gestorben am 27.1.1833. Er war Kgl. preußischer Generalmajor, Teilnehmer an den Antinapoleonischen Kriegen und Inspekteur der Garnison- und Reservebataillone zwischen Oder und Weichsel. Sein Ururenkel wird im 20. Jahrhundert zum Kreis der Widerstandskämpfer des 20. Juli gehören. Ab 1773 war H.v.B. Fähnrich, dann Offizier im Infanterie-Regiment Herzog von Braunschweig, dessen Teilnahme am Feldzug gegen die französische Republik Goethe eindrucksvoll in der „Campagne in Frankreich“ beschrieb.



Albert von Boguslawski
Geboren am 24.12.1834, gestorben am 7.9.1905, Generalleutnant, Enkel des K. A. von Boguslawski. Er war ein bekannter Militärschriftsteller und setzte sich für eine zwei- statt dreijährige Dienstzeit ein. In seinem Buch „Armee und Volk 1806“ versucht er nachzuweisen, daß nicht die Armee, sondern hauptsächlich die Zauderpolitik den Zusammenbruch Preußens verursacht hatte. Sein Grab befindet sich im Feld IV, zusammen mit seiner Ehefrau Camilla.
Karl Andreas von Boguslawski
Geboren am 19.9.1758, gestorben am 21.9.1817, Kgl. Preußischer Generalmajor. Er wirkte an der Seite Scharnhorsts an der Neugestaltung der preußischen Armee mit und war Leiter der Kriegsschule. Schriftstellerische Betätigung führte ihn u.a. zur Übersetzung von Vergils „Landbau“ in Versen.



Karl Leopold Heinrich Ludwig von Borstell
General der Kavallerie, Mitglied der Preußischen Staatsrats. Geboren am 30.12.1773, gestorben am 9.5.1844. Er war ein verdienter preußischer Offizier während der Befreiungskriege und ohne Frage ein entschiedener Patriot und ein Original im preußischen Offizierscorps, er zeichnete sich durch eigenwillige Entscheidungen aus. Seine Grabanlage ist nicht mehr vorhanden, die Stadt Berlin hat ihrem Ehrenbürger im Feld II einen Gedenkstein gewidmet.

Ludwig Matthias Nathanael Gottlieb von Brauchitsch
Geboren am 7.5.1757, gestorben am 19.1.1827. Als Kgl. Preußischer Generalleutnant war er vom Jahre 1808 bis zu seinem Tode Kommandant, ab 1820 auch Gouverneur von Berlin. Damit war er auch Dienstherr der Garnisongemeinde. Sein Grabmal (Schinkel-Schule) gilt aus kunstgeschichtlicher Sicht als das bekannteste auf diesem Friedhof. Das Grab befindet sich im Feld IV

Historsche Aufnahme der Grabstele von Brauchitsch

General von Brauchitsch
Ernst Sigismund von Boyen
Geboren am 27.7.1726, gestorben am 12.6.1806, Kgl. Preußischer General der Kavallerie, Onkel des Generalfeldmarschalls und preußischen Kriegsministers Leopold Herrmann Ludwig von Boyen (1771-1848). Das Grab befindet sich im Feld VI.
Christoph Heinrich Gottlob von Braun
General der Infanterie (1714-1798, beigesetzt im Gouverneursgewölbe der Berliner Garnisonkirche) als Fähnrich in anhaltinischen, ab 1735 als Leutnant in preußischen Diensten
(IR 27). 1746 Kompaniechef, 1767 Oberst und Kommandeur des IR 27, 1774 Chef des IR 13, 1777 Generalmajor, 1781 Kommandant von Berlin, 1784 Ritter des Schwarzen Adler-Ordens
Dr. Wilhelm von Braun
1883-1941, antifaschistischer Jurist, ermordet im KZ Buchenwald. Seine Urne befand sich in der Familiengruft von Braun/von Gersdorf (Feld IV), die nicht mehr vorhanden ist.
28. August 2011
Rede des Vorsitzenden des Fördervereins Alter Berliner Garnisonfriedhof,Dr. Dieter Weigert, zum Gedenken an
Dr. Wilhelm von Braun, ermordet am 29. August 1941 im Konzentrationslager Buchenwald

Das Schicksal des königlich-preußischen Hauptmanns Dr. Wilhelm von Braun
Gedenken an Dr. Wilhelm von Braun
Wir gedenken heute eines Mannes, dessen Lebens- und Leidensweg mehrfach die überkommenen Konventionen, die Standesnormen des königlich-preußischen Offiziers und Juristen des 19. /20. Jahrhunderts durchbricht.

Der Platz auf dem Friedhof, an dem sich bis etwa 1979 die Grabdenkmale der Eltern des Dr. Wilhelm von Braun befanden
Das traditionelle Leitbild, wie es die Knesebecks, Brauchitschs, Holzendorffs, Lützows hier auf diesem Berliner Offizierskirchhof an der Linienstraße verkörpern, wird durch die vier Eckpunkte bestimmt:
erstens Offizier oder preußischer Beamter von der Wiege bis zur Bahre,
zweitens protestanisch,
drittens normgerechtes Familien- und Sexualverhalten,
viertens politisch neutral, passiv und loyal gegenüber der staatlichen Obrigkeit.

Grabanlage des Großvaters mütterlicherseits,
des Großindustriellen Friedrich Eduard Hoffmann,
auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof (Chausseestrasse)
in Berlin Mitte
Den ersten Ausbruch aus den Zwängen der Konvention versucht der Offizierssohn Wilhelm von Braun mit 21 Jahren. Hineingeboren 1883 in eine typisch märkische Offiziersfamilie – Vater Regimentskommandeur, einer der Ahnen sogar Stadtkommandant Berlins am Ende des 18. Jahrhunderts nimmt Wilhelm von Braun schon in jungen Jahren, kurz nach der Beförderung zum Artillerie-Leutnant im Jahre 1904, den Abschied, um sich der Wissenschaft und dem Jurastudium zu verschreiben. Er promoviert 1910 an der Universität Heidelberg zum Dr. der Jurisprudenz und promoviert nach Aussagen seines Neffen Ralph von Gersdorff (Brief an mich vom 2.Oktober 1995 und mündliche Aussage bei einem Besuch im Jahre 1996) zum Dr. der Theologie, was wir bisher aber nicht nachweisen können. Der erste Ausbruch muss unterbrochen werden, da ihn 1914 der Weltkrieg holt – an die Ostfront, die er zwar überlebt, und danach türkische Dienste. Braun beendet den Krieg in russischer Gefangenschaft.
Johann Georg Emil von Brause
(1774 – 1836, beigesetzt am 13.4. auf dem Alten Offizierskirchhof) Generalmajor, Kommandeur des Berliner Kadettenkorps 1817, Sohn eines preußischen Offiziers, 1788 Eintritt in die Académie militaire, 1794 Fähnrich im IR 18, 1796 Sekondeleutnant,
1805 Generaladjutant beim Generalmajor von Knobelsdorff, 1807 Stabskapitän, 1808 dem Generalstab zugeordnet, enge Zusammenarbeit mit den Obersten von Scharnhorst, von Massenbach. Als umfassend gebildeter Offizier setzte sich von Brause entschieden für grundlegende Veränderungen im System der Aus-und
Weiterbildung des preußischen Offizierskorps ein. Adjutant der Generäle von Blücher, von Bülow, 1811 Major, 1812 Orden Pour le mérite, 1813 Gouverneur des Prinzen Wilhelm, Adjutant beim General von L’Estocq, 1817 Roter Adlerorden, Kommandeur des Kadettenkoprs, 1818 Oberst, 1825 Generalmajor, 1834 Direktor der Allgemeinen Kriegsschule zu Berlin

Peter von Colomb
Geboren am 19.7.1775, gestorben am 12.11.1854. Er war hugenottischer Abstammung, verwandt mit der Mutter der Brüder Humboldt und ein Schwager Blüchers. Als Rittmeister und Kampfgefährte Lützows nahm er in den Jahren 1813/14 an den Napoleonischen Kriegen teil und zeichnete sich als Anführer einer Freischar aus. Er war zuletzt General der Kavallerie und ab 1841 Kommandant von Berlin. Sein Grab befindet sich im Feld VI.


Johann Wilhelm von Dittmar
(1725-1792, beigesetzt am 6.2. in der Berliner Garnisonkirche) Generalmajor,
1744 Eintritt in das Feldartilleriekorps, 1748 Sekondeleutnant, 1761 Kompaniechef und Stabskapitän,
1778 Oberstleutnant und Kommandeur des AR 3, 1782 Oberst, 1785 Chef AR 3, 1785 Chef AR 1 und Generalinspekteur Artillerie, 1786 Erhebung in den erblichen Adelsstand, 1788 Generalmajor, Direktor des 3. Departements im Oberkriegskollegium, Vater von 19 Kindern
Friedrich Albrecht Gotthilf Freiherr von Ende
Generalleutnant, geboren am 15.2. 1765, gestorben am 4.10. 1829.
Der Sohn eines Staatsministers des Kurfürsten von Hannover und Königs von England und einer Gräfin von der Schulenburg war nach dem Besuch der Kadettenanstalt Kavallerieoffizier im Dragoner-Regiment von Estorff. Mit 17 Jahren wurde er Leutnant, trat später in belgische Dienste und kämpfte in der belgischen aufständischen Armee 1790 gegen Österreich. In den hannoverschen Dienst als Rittmeister und Oberadjutant zurückgekehrt, nahm er an den Feldzügen gegen Frankreich 1792/1794 teil, erlitt beim Sturm auf Frankfurt/Main eine Verwundung und erhielt im Dezember 1792 den Orden Pour le Mérite.
1798 zum Major befördert, bemühte er sich um die Aufnahme in die preußische Armee, die aber trotz energischer Fürsprache Scharnhorsts beim preußischen König erst 1803 erfolgte.
Als Major im Berliner Regiment Garde du Corps war Major von Ende aktiver Teilnehmer der Bildungs- und Strukturreform-Versuche in der preußischen Armee zwischen 1803 und 1806, er war Mitglied in der von Scharnhorst geführten „Militärischen Gesellschaft zu Berlin“ und stand in engem Kontakt zu jungen reformfreudigen Offizieren wie Clausewitz, Rühle von Lilienstern, Boyen und Knesebeck. Die Niederlage in der Schlacht bei Auerstedt am 14. Oktober 1806 und den Zusammenbruch von Armee und Staat Preußens erlebte von Ende als Eskadronchef im Dragonerregiment Nr. 1 König von Bayern. Mit Erlaubnis Scharnhorsts und des Königs scheidet von Ende 1808 aus der preußischen Armee aus und wird am Hofe des Herzogs von Weimar Hofmarschall der Großfürstin Maria Pawlowna, wirkt in dieser Position zusammen mit anderen preußischen Offizieren wie Rühle von Lilienstern und von Müffling konspirativ gegen die französische Besetzung. Sowohl in den Briefsammlungen Goethes als auch des Herzogs Karl August von Weimar sind wertvolle Zeugnisse der Tätigkeit von Endes zu finden, insbesondere über den Gedankenaustausch zu mathematischen und naturwissenschaftlichen Themen.
Mit dem Ausbruch des Krieges 1813 kehrt von Ende in das preußische Heer zurück, wird Generalstabsoffizier bei Blücher, ab 1814 bei Yorck. Den Rang eines Obersten erhält er 1814, den eines Generalmajors 1815, gleichzeitig wird er Kommandant und Landwehrinspekteur von Köln. 1825 wird er als Generalleutnant in den Ruhestand versetzt.
Am 4. Oktober 1829 starb General von Ende in Berlin, sein Grab befindet sich auf dem Alten Garnisonfriedhof, die Grabstelle liegt im ehemaligen Nordfeld, heute Feld I. Das Grabmal ist nicht mehr vorhanden.
Hinweise auf die Beisetzung von Endes auf dem Garnisonfriedhof ergaben sich vor einigen Jahren im Zusammenhang mit Recherchen zu den Mitgliedern der „Militärischen Gesellschaft zu Berlin“ in den Beisetzungslisten der Berliner Garnison.
Leider ist es bisher nicht gelungen, ein Porträt des Generals von Ende zu entdecken.
Friedrich Heinrich Carl Baron de la Motte Fouqué
Geb. am 12.02.1777, gestorben am 23.01.1843. Er entstammte einer adligen hugenottischen Emigrantenfamilie. Der Großvater war General unter Friedrich II. Fouqué war ab 1794 acht Jahre im aktiven Militärdienst. 1813 meldete er sich für die freiwilligen Verbände gegen Napoleon. Ende 1813 quittierte er den Dienst aus gesundheitlichen Gründen. Zu seinem militärischen Freundeskreis zählten u.a. von Gneisenau, von Valentini und von dem Knesebeck.
Im Januar 1803 heiratete Fouqué Karoline Rochow, geborene von Briest. Wohnsitz war nun für etwa 30 Jahre Schloß Nennhausen. Fouqué arbeitete als Schriftsteller und Herausgeber. Nennhausen wurde Treffpunkt für einen literarischen Freundeskreis. Von der Vielzahl romantischer Dichtungen ist das bis in die Gegenwart bekannteste Werk „Undine“. Dieses 1811 entstandene Kunstmärchen wurde von E.T.A. Hoffmann und A. Lortzing vertont. H.W. Henze erarbeitete daraus ein Ballett.
Das Grab befindet sich im Feld III.

Johann Friedrich Friedel
Von Johann Friedrich Friedel (1722-1793) war unter Fachleuten sicher, dass er als Mitarbeiter Knobelsdorffs seine Spuren im Park von Rheinsberg, beim Schlossbau von Zerbst, im Park von Sanssouci in Potsdam und in der Stadt Berlin hinterlassen hatte. Den Besuchern des Offizierskirchhofs der Berliner Garnison an der Linienstraße war sein Grabmal nur als “anonymer Urnenhügel” aufgefallen, da nur Lebensdaten, nicht aber Namen im Sockel eingemeißelt waren. Recherchen stellten die Verknüpfungen her – Friedel und seine Söhne Carl Friedrich und Johann Friedrich Julius Wilhelm verbergen sich hinten den Daten. Für den zweiten der königlichen Bauadjutanten in den Reihen der Berliner Garnisongemeinde hätte es doch mehr Gründe als für seinen Kollegen Richter gegeben, in der Kirche beigesetzt zu werden – angesichts seiner Verdienste um den Ausbau der Garnisonschule im Jahre 1785. Aber sein Grab befindet sich auf dem Kirchhof.


Emil Frommel
Geboren am 5.1.1828, gestorben am 9.11.1896. Er war der Sohn des Zeichners, Stahlstechers und späteren Direktors der Großherzoglichen Kunstgalerie in Karlsruhe, Karl Frommel. Seit 1869 war Emil Frommel Garnisonprediger und ab 1872 Hofprediger in Berlin. Im deutsch-französischen Krieg 1870/71 wurde er zum Soldaten in seines Königs schwarzem Rock und zog mit ins Feld. Die reaktionäre Allianz von Thron und Altar, das Segnen von Fahnen und Standarten, fanden in ihm einen Verfechter. Gleichwohl verstand er es, seine Erlebnisse volkstümlich in Wort und Schrift festzuhalten. Dies brachte ihm das Attribut eines Volksschriftstellers ein. An seinem Wohnhaus in der Anna-Luisa Karsch-Strasse erinnert eine Tafel an sein Wirken. Sein Grab befindet sich im Feld IV.

Emil Frommel mit dem EK für Nichtkombattanten

Gero Erdmann Constantin von Gersdorff
Geboren am 10. Mai 1913 – Gestorben im Lazarett nach Fluzeugabsturz am 9.1. 1942, Neffe des im Familiengrab beigesetzten Hauptmanns Dr. Wilhelm von Braun. Rittmeister im 9. Kavallerieregiment, Mitverschwörer der Widerstandsgruppe Henning von Tresckow. Beigesetzt mit militärischen Ehren auf dem Garnisonfriedhof.

Levin von Geusau
(1734–1808)
Der spätere Chef des Generalstabs der preußischen Armee wurde als Sohn eines markgräflich badischen Landvogts im thüringischen Creutzburg (bei Eisenach) geboren, begann seine militärische Laufbahn mit 18 Jahren im Füsilierregiment Nr. 40 (von Kreytz) und nahm als Fähnrich, Sekondeleutnant und schließlich Kapitän und Stabsoffizier (Quartiermeistersleutnant) am Siebenjährigen Krieg teil. König Friedrich II. erkannte sehr früh die kartographischen und zeichnerischen Fähigkeiten des jungen Offiziers, beförderte ihn zum Major, kurz vor seinem Tode im Jahre 1786 zum Obersten und setzte ihn kontinuierlich zu Generalstabsarbeiten in seiner Suite ein.
Friedrich Wilhelm II. ernannte Geusau zu seinem Generaladjutanten, 1790 zum Generalmajor sowie zum Chef des Feldjägerkorps. Ab November 1790 versetzte ihn der König in das Ober-Kriegs-Direktorium und übertrug ihm die Leitung des Ersten Departements mit der Konsequenz des Ausscheidens aus dem aktiven Armee-Dienst. Schon 1796 wird Geusau reaktiviert, zum Generalleutnant befördert und zum Chef des preußischen Generalstabs (Generalquartiermeister) und Generalinspekteur sämtlicher Festungen ernannt. Auch das Ingenieurkorps wurde ihm unterstellt, so daß General von Geusau eine Fülle an strategischen Entscheidungen zu verantworten hatte – eine Situation, an der er besonders in den Jahren unmittelbar vor 1806 scheitern mußte. Diese Überforderung wurde schon 1792/94 sichtbar, als Geusau für die logistische Vorbereitung der Feldzüge gegen Frankreich und Polen zuständig war, diese Tätigkeit vorwiegend aus den Büros des Oberkriegskollegiums erfolgte und nach dem Urteil der Militärexperten wenig Kreativität aufwies.
Die offensichtlichen Schwächen der Stabsarbeit unter dem strategisch unbeweglichen und unter seinem Alter leidenden Geusau wurden durch Scharnhorst und seine reformfreudigen Mitarbeiter zwischen 1801 und 1806 zum Ausgangspunkt ihrer Bemühungen um grundlegende Veränderungen gemacht, ohne daß sie aufgrund der gesellschaftlichen Strukturen des alten Preußens reale Möglichkeiten zur Umsetzung hatten.
General von Geusau hatte durch seine starre Haltung, durch sein Unvermögen zu einer realistischen Lagebeurteilung und vor allem durch seine Ablehnung der Vorschläge Scharnhorsts zu dringlichen Stabsaktivitäten noch im Sommer 1806 unmittelbar zu den verheerenden Niederlagen von Jena und Auerstedt beigetragen. Im Dezember 1806 zog er die Konsequenz für sein Versagen, beantragte seine Entlassung aus allen Dienststellungen und zog sich ins Privatleben zurück. Am 30. Dezember 1808 wurde von Geusau auf dem Offiziersfriedhof an der Linienstraße beigesetzt.
Karl Ludwig Bogislaw von Goetze
(1743-1806, beigesetzt am 18.Februar 1806 in der Berliner Garnisonkirche, Gouverneursgewölbe) Generalleutnant, Kommandant von Berlin
Der Sohn eines preußischen Generals begint seine militärische Laufbahn 1758 als Gefreiterkorporal im IR 36,
wird 1763 Leutnant und 1764 in den Generalquartiermeistersatb in die Nähe des Königs nach Potsdam versetzt.
1783 Kapitän und Kompaniechef im IR 4, 1787 Quartiermeisterleutnant, Orden Pour le mérite im Feldzug in Holland.
1789 zum Obersten befördert und als Militärberater in die Türkei entsandt.1793 zurück aus der Türkei, Teilnahme an den Feldzügen gegen Frankreich, 1794 Generalmajor, Roter Adlerorden, Chef des IR 18, Feldzug gegen den polnischen Aufstand, 1798 Kommandant von Berlin, 1800 Generalleutnant
Georg Goens
Geboren am 15.4.1859, gestorben am 26.7.1918. Er war Nachfolger Frommels im Garnisonpfarramt. Mit der „Geschichte der Königlichen Berlinischen Garnisonkirche“, erschienen 1897, hatte er sich um die Geschichte der Garnisongemeinde verdient gemacht. Sein Grab befindet sich im Feld IV.


Karl Franz Freiherr von der Goltz
1740-1804 , (beigesetzt 17.4. in der Gruft der Garnisonkirche) Generalleutnant, Geh. Staats- und Kriegsminister
1758 Kornett im Regiment Garde du Corps, 1762 Leutnant, 1770 Abschied, Eintritt in die polnische Armee, polnischer Generaladjutant, 1787 Rückkehr ins preußische Heer, Oberst der Kavallerie, Intendant im Oberkriegskollegium, 1789 in den Grafenstand erhoben, 1793 Generalmajor, 1794 Generalintendant, 1798 Generalleutnant, 1799 Kriegsminister, Direktor des 1. Departements des Oberkriegskollegiums, 1803 Roter Adlerorden,
Karl Ludwig Gontard
Preußischer Oberstleutnant, geboren am 30.7.1764, gestorben am 1.3.1839. Als Platzmajor übergab er im Jahre 1806 die Stadt Berlin den heranrückenden französischen Truppen. Umstritten blieb sein Verhalten. Er war ein Sohn des Baumeisters Carl Philipp Christian von Gontard (1731-1791). Ehrenbürger der Stadt Berlin. Seine Grabanlage ist nicht mehr vorhanden, die Stadt Berlin hat ihm einen Gedenkstein gewidmet.


Julius August Reinhold von Grawert
(1746 -1821) General von der Infanterie, Ritter des Ordens Pour le mérite (1789), Ritter des Ordens vom Schwarzen Adler (1810)
Eberhard von Hager
Generalleutnant (1723 – 1790) , beigesetzt in der Berliner Garnisonkirche
1742 Fähnrich im IR 22, 1757 Kompaniechef, 1768 Kommandeur des IR 22, Ritter des Ordens Pour le mérite, 1776 Oberst, 1783 Chef des IR 38, 1784 Generalmajor, 1790 Generalleutnant und Direktor des 1. Departements im Oberkriegskollegium
Karl Friedrich von Holtzendorff
Generalleutnant, Geboren am 17. August 1764, gestorben am 26.9.1828. Seine militärische Laufbahn begann er im Artillerieregiment I. Er war Teilnehmer des Feldzuges gegen den polnischen Aufstand von 1794 und der Feldzüge von 1806 und 1813/15 gegen Napoleon. Ab 1825 war Holtzendorff Generalinspekteur des preußischen Militärerziehungs- und Bildungswesens. Die künstlerisch hochwertige Bronzetafel an seinem Grabstein trägt die Inschrift: Dem General Lieutenant von Holtzendorff – die Offiziere der Artillerie MDCCCXXIX. Er befindet sich im Feld III.

Friedrich Adolf Graf von Kalckreuth
1737-1818, beigesetzt am 13.6. in der Garnisonkirche Berlin, General-Feld-Marschall und Gouverneur Berlins
Vater kursächsischer Major, 1752 Eintritt in die Armee im Garde du Corps als Standartenjunker, 1753 Kornett, 1757 Leutnant, 1758 Generaladjutant beim Prinzen Heinrich von Preußen, 1760 Rittmeister, 1762 Major, 1769 Eskadronchef im Dragonerregiment 8, 1775 Oberstleutnant, 1782 Oberst, Kommandeur Dragonerregiment Nr. 8, 1784 Chef des Kürassierregiments Nr. 7, 1785 Generalmajor, 1786 in den Grafenstand erhoben, 1788 Chef des Dragonerregiment Nr. 5, Generalinspekteur der west- und ostpreußischen Kavallerie, 1790 Generalleutnant, 1792 Roter Adlerorden, Teilnahme am Feldzug gegen Frankreich 1792/95 (Mainz, Kaiserslautern), 1793 Schwarzer Adlerorden für Mainz (24.7.1793), 1795 Gouverneur von Danzg und Thorn, 1798 General von der Kavallerie, 1807 Verteidigung von Danzig gegen Napoleon, Orden Pour le mérite, Russ. Alexander-Newski-Orden, Schwedischer Schwert-Orden, Generalfeldmarschall, Gouverneur von Königsberg, Kommandierender General von Ostpreußen und Litauen, 1809 Gouverneur von Berlin, 1813 Gouverneur von Breslau, 1814 Berlin
Christoph Wilhelm von Kalckstein
1682-1759, beigesetzt in der Berliner Garnisonkirche, Feld-Marschall
1702 Eintritt in das hessen-kasselsche Grenadierregiment, 1704 Adjutant beim Erbprinzen von Kassel, 1709 Übertritt in die preußische Armee, eingestellt als Major IR 5, 1715 als Oberstleutnant zum IR 1 versetzt, 1718 Oberst, Gouverneur beim Kronprinzen Friedrich, 1723 Kommandeur IR 1, gleichzeitig Gouverneur beim Kronprinzen, 1729 Chef IR 25, Ende der Tätigkeit als Gouverneur, 1733 Generalmajor, 1736 Oberaufsicht Berliner Charité, 1741 Generalleutnant, Schwarzer Adlerorden für Brieg am 9.5., 1745 General von der Infanterie, Gouverneur von Glogau, 1747 Generalfeldmarschall

James von Keith, Feldmarschall
Geboren auf Schloss Inverugie (Schottland) am 11. Juni 1696, beteiligt am bewaffneten Aufstand der Anhänger der Stuarts gegen die englische Krone. Nach Mißlingen der Aktion mußte er nach Frankreich fliehen, trat in spanische Dienste, ab 1728 als General, später Feldmarschall in der russischen Armee. 1743 Botschafter Rußlands in Schweden, ab 1747 am Hofe Friedrichs II. In Potsdam. Der preußische König befördete ihn zum Feldmarschall, zeichnte ihn mit dem Schwarzen Adlerorden aus und ernannte ihn 1749 zum Gouverneuer der Festung Berlin.
Am 14. Oktober 1758 in der Schlacht von Hochkirch gefallen, beigesetzt in den Grüften der Berliner Garnisonkirche. Die mumifizierte Leiche des Feldmarschalls wurde von Menzel 1873 in den Grüften der Garnisonkirche gezeichnet.

Friedrich Heinrich Ferdinand Emil Graf Kleist von Nollendorf
1772-1823, beigesetzt am 20.2. in der Garnisonkirche, 1821 Ehrenbürger der Stadt Berlin, Sohn des Domdechanten Brandenburg/Havel Geheimer Rat Friedrich Conrad v.Kleist, Mutter eine geb. von Schwerin,
1775 Page am Hofe des Prinzen Heinrich, 1778 Fähnrich im IR 46, 1783 Sekondeleutnant, 1784 Adjutant, 1790 Generalstab, 1792 Kapitän, Teilnahme am Feldzug gegen Frankreich 1792/95, 1792 Orden Pour le mérite, 1793 Inspektionsadjutant bei General von Möllendorff, 1795 Major, 1796 Aufnahme in den Johanniterorden, 1799 Bataillonskommandeur im IR 13, 1803 Generaladjutant (Infanterie) bei König Friedrich Wilhelm III., 1805 Oberstleutnant, 1806 Oberst, Jena/Auerstedt, 1808 Generalmajor und Chef der niederschlesischen Brigade, 1809 Stadtkommandant von Berlin, 1810 Roter Adlerorden Klasse III, 1812 Rußlandfedzug, Befehlshaber der Infanterie des mobilen Korps, Roter Adlerorden Klasse II und I, Orden der Ehrenlegion, Generalleutnant, Feldzüge 1813/15: 1813 Kommandant des mobilen Armeekorps, EK II, EK I für Bautzen, Schwarzer Adlerorden für Kulm, 1814 Chef IR 6, General der Infanterie, Nachfolger des General von Yorck als Befehlshaber der preußischen Truppen, 1814 Erhebung in den Grafenstand „Graf Kleist von Nollendorf“, 1821 Ruhestand mit dem Titel Generalfeldmarschall

Karl Friedrich von dem Knesebeck
Geboren am 5.5.1768, gestorben am 12.1.1848. Er war als Oberst Generaladjudant des Königs Friedrich Wilhelm III. und beteiligte sich in den Befreiungskriegen am Zustandekommen des Bündnisses zwischen Preußen und Rußland gegen Frankreich. In der Militärgeschichte wurde ihm der Plan zugeschrieben, Napoleon in die Weiten Rußlands zu locken, um ihn hierdurch strategisch zu besiegen. Die französische Kriegsgeschichtsschreibung soll v.d. Knesebeck gleichfalls als Urheber dieses Feldzugsplanes ansehen. Allerdings bescheinigten ihm Gneisenau und Mehring eine zögernde Haltung, Fontane dagegen rühmte seine Entschlußkraft. Ein Jahr vor seinem Tode wurde er zum Generalfeldmarschall befördert. Die Eintragung im Begräbnisregister lautet:
„19.1.1848 Generalfeldmarschall Freiherr von dem Knesebeck, Exz. Marienplatz im Gitter links neben der verst. Gemahlin“ Das Grab befindet sich im Feld III,
Valmy, September 1792
Unter den Offizieren, die in der Garnisonkirche oder auf dem -friedhof beigesetzt wurden, sind auch solche Persönlichkeiten, die an den Feldzügen Preußens gegen das revolutionäre Frankreich 1792-1794 und gegen die polnischen Aufständischen 1794 teilnahmen und in ihren Lebenserinnerungen, ihren Briefen oder ihren militärhistorischen Analysen eindrucksvoll Schilderungen der Feldzüge, der politischen Entwicklungen und vieler persönlichen Details ihres Offiziersdaseins hinterlassen haben.
Der bekannteste unter ihnen war der damalige Leutnant Karl Friedrich von dem Knesebeck (1768–1848). Einer der Schnittpunkte der Geschichte der preußischen Armee und der Biographien ihrer Offiziere war die Kanonade von Valmy am 20. September 1792, die durch Goethes bekannten Satz „Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen“ Berühmtheit erlangte. Dabei gewesen sind zusammen mit K. F. v. d. Knesebeck in den preußischen Regimentern vor Valmy: Heinrich von Minutoli (1772-1846), Carl Andreas von Boguslawski (1758-1817), Georg Friedrich Ludwig von Tempelhoff (1737-1807), Johann Eberhard Ernst Herwarth von Bittenfeld (1753-1833), Heinrich Christoph Karl Hermann Graf von Wylich und Lottum (1773-1830), Friedrich Adolf Ludwig von Bismarck (1766-1830), Johann Carl Ludwig Braun (1771-1835), Johann Wilhelm von Krauseneck (1774-1850), Johann Otto Heinrich von Schmidt (1758-1841), Ludwig Mathias Nathaniel Gottlieb von Brauchitsch (1757-1827), Peter von Colomb (1775-1854), Karl Ludwig von Oppeln-Bronikowski (1766-1842), Karl Leopold Heinrich Ludwig von Borstell (1774-1844), Ludwig Ernst Philipp von Toll (1775-1851).
Von denen, die in den Grüften der Garnisonkirche beigesetzt wurden, hatten Friedrich Heinrich Ferdinand Graf Kleist von Nollendorf (1772-1823), Karl Ludwig Bogislaw von Goetze (1743-1806), Karl Franz Freiherr von der Goltz (1740-1804), Anton Wilhelm von L’Estocq (1738-1815), Friedrich Adolf Graf von Kalckreuth (1737-1818) an diesen Feldzügen teilgenommen.
IV/79 Karl Friedrich von dem Knesebecks Brief an Gleim in Halberstadt aus dem Lager bei Verdun, 3. September 1792, also drei Wochen vor Valmy . Der Brief, geprägt von den Illusionen des preußischen Offizierskorps, beginnt mit den Worten: „Die größten Schwierigkeiten sind gehoben, zwei Festungen sind in unseren Händen. Es hält uns nichts mehr auf, gerade nach Paris zu gehen!“
Eine Kriegsheirat 1815
Auch in Kriegszeiten wurde in der Garnisonkirche getauft, getraut und getrauert. Karl Friedrich von dem Knesebeck, Königlich-Preußischer Oberst im Generalstab, heiratete im Alter von 49 Jahren am 7. Mai 1815, acht Wochen nach der Rückkehr Napoleons von Elba und sechs Wochen vor der Schlacht von Waterloo, die damals 42jährige Adolphine, geborene von Klitzing, geschiedene von Werdeck – eine Jugendfeundin Heinrich von Kleists.

Adolphine Susanne Luise Karoline Johanna von dem Knesebeck
Ehefrau des Generals von dem Knesebeck, gesch. von Werdeck, geb. von Klitzing
Geboren am 27.9.1772, gestorben am 26.3.1844.
Als Tochter des preußischen Generalmajors Karl Friedrich von Klitzing (1728-1786) wächst Adolphine (Schreibweise auch Adolfine) auf dem Familiengut Schorbus in der Nähe von Cottbus auf und kommt in ihrer Jugend in enge freundschaftliche Beziehung zu Heinrich von Kleist. 1791 heiratet sie den preußischen Kriegs- und Steuerrat Christoph Wilhelm von Werdeck, einen trockenen Beamten, der ihren geistigen Ansprüchen nicht gerecht wird und von dem sie sich schließlich 1813 scheiden läßt. Während der Potsdamer Amtszeit ihres Ehemanns wird sie enge Vertraute der preußischen Königin Luise; in dieser Zeit und auf mehreren Auslandsreisen kommt es zu weiteren intensiven Kontakten zu H. V. Kleist und seinem Kreis und zu einem regen Briefwechsel. Überliefert sind Stellen aus dem Tagebuch einer Schweizreise Adolphine von Werdecks vom August 1803, in der sie die Begegnung mit Heinrich von Kleist schildert.
Heinrich von Kleist hatte in ein Exemplar von Moses Mendelssohns „Phädon“ seiner Freundin Adolphine von Werdeck die folgende Widmung geschrieben: „Wo die Nebel des Trübsinns grauen, flieht die Teilnahme und das Mitgefühl. Der Kummer steht einsam und vermieden von allen Glücklichen wie ein gefallener Günstling. Nur die Freundschaft lächelt ihm. Denn die Freundschaft ist wahr, und kühn, und unzweideutig. H.K.“
Im Jahre 1815 heiratet Adolphine, die geschiedene von Werdeck, den damaligen preußischen Obersten Karl Friedrich von dem Knesebeck (1768 – 1848), lebt in Berlin und entwickelt eine rege schriftstellerische Produktion. Leider sind die meisten Briefe, Tagebücher und Reisebeschreibungen verloren.

Die Berliner Dichterin und Novellistin Helene von Hülsen (1829 – 1892), Gemahlin des preußischen Offiziers und Theaterintendanten Botho von H. (1815 – 1886) hatte in der Wochenschrift „Der Bär von Berlin“ in den Jahrgängen 1889/90 in einer Fortsetzungsfolge Briefe Adolphines von dem Knesebeck aus den Jahren 1825 bis 1840 an Familienangehörige veröffentlicht, die ein interessantes Bild der Berliner Hof-, Diplomaten- und Militär-Gesellschaft zeichnen und auch den lebendigen Stil der Jugendfreundin Heinrich von Kleists verdeutlichen. Die Schriftstellerin H.v. Hülsen charakterisiert ihre Großtante mit bewundernden Worten: „Adolfine von dem Knesebeck, geborene von Klitzing, war eine durchaus eigentümliche, in ihrer Art einzige Erscheinung … Ungewöhnliche Schärfe des Verstandes, Güte des Herzens, eigenartige Lebensverhältnisse und Schicksale hatten diesen Charaktere so originell und scharf ausgeprägt, daß er der Mehrzahl der Fernerstehenden ein unlösbares Problem blieb, und selbst in ihrem engeren Familienkreise oft nicht verstanden wurde. In den Kreisen des Hofes ihres oft beißenden Witzes halber mehr gefürchtet als geliebt und bewundert, zeigte Adolfine von dem Knesebeck ihr warmes, für alle, die sie liebte, so opferfähiges Herz nur wenigen in seinem ganzen Reichtume …“ In der Vorrede zu der Briefsammlung hatte übrigens Helene von Hülsen sehr beredt die Begegnung ihrer Großtante mit dem damaligen ersten Konsul Bonaparte in Paris geschildert – für die Familie ein Ereignis von welthistorischer Bedeutung.

Johann Wilhelm von Krauseneck
General der Infanterie, Chef des Preußischen Generalstabes von 1829 bis 1850. Geboren am 13. Oktober 1774, gestorben am 2. November 1850.
Seine militärische Laufbahn begann er als Artillerist, Ingenieur und Topograph in Ansbach, Teilnahme Feldzug gegen die französische Republik 1793/94, Offizier im Generalstab ab 1813, Kommandant der Festungen Graudenz und Mainz 1812/1814. Krauseneck gehörte im 19. Jahrhundert zu den angesehensten Offizieren der preußischen Armee.
Die Grabstelle ist nicht erhalten.
Curt Kruge
(1889 – 1914), Leutnant, gefallen in Polen, Sohn des Generalleutnants Konrad Kurt Kruge

Grabstein, Fritz Klimsch zugeschrieben
Friedrich Karl von Langenair
(1737 – 1802) Generalmajor, Ritter des Ordens Pour le mérite, beigesetzt in den Grüften der Berliner Garnisonkirche
Anton Wilhelm von L’Estoq
Am Dienstag, d. 10. Januar 1815 meldeten die „Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen“: „Am 5ten dieses, früh um ein Viertel auf 6 Uhr, endigte eine Lungen-Entzündung das thatenvolle Leben Sr. Exzellenz des Generals der Cavallerie, Ritters des Königl. großen schwarzen und des rothen Adler-, imgleichen des Verdienst-Ordens, auch des Russischen St. Alexander-Newsky und Stt. Georgen-Ordens zweiter Klasse, Domprobst zu Brandenburg etc. etc., Herrn Anton Wilhelm von L’Estocq, im 77sten Jahre seines Alters.“
Geboren 1738 in Celle als Sohn eines preußischen Offiziers hugenottischer Abstammung, trat L’Estocq 1757 als Fahnenjunker in das Berliner Regiment Gensd’armes ein und nahm im Siebenjährigen Krieg an den Schlachten von Zorndorf, Kunersdorf und Torgau teil. 1761 erhielt er für das Gefecht bei Langensalza den Orden Pour le mérite. Im Jahre 1768 wurde er Premierleutnant und in das Regiment des Husaren-Generals von Zieten versetzt, dessen Adjutant er wurde. In kürzester Zeit durchlief er die Stationen Stabsrittmeister, Major und Oberstleutnant, schließlich ernannte König Friedrich Wilhelm II. 1790 den Husarenoffizier L’Estocq zum Obersten und Bataillonskommandeur im Regiment von Eben (Husarenregiment Nr. 2).
Im Feldzug gegen Frankreich 1793/94 nahm er an den Gefechten bei Kaiserslautern, Morsbrunn und Trippstadt teil und wurde 1794 Kommandeur des Husarenregiment Nr. 2. Nach dem Frieden von Basel (1795) war das Regiment Nr. 2 Bestandteil des Armeekorps in Westfalen, das die Demarkationslinie zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich überwachte.
1803 wurde der inzwischen zum Generalmajor avancierte L’Estocq im nach der dritten polnischen Teilung gewonnenen Neu Ostpreußen eingesetzt und zum Chef des Husarenregiments Nr. 9 sowie zum Oberkommandierenden aller in diesem Gebiet stationierten preußischen Truppen ernannt.
1805 erreichte er den Rang eines Generalleutnants, den Feldzug 1806/07 erlebte er in der Schlacht bei Preußisch-Eylau, dort konnte er mit dem Schwarzen Adler Orden ausgezeichnet werden.
L’Estocq war einer der wenigen Generale, die ihren Rang nach dem Zusammenbruch der alten preußischen Armee behalten durften. 1807 belohnte ihn der König darüberhinaus mit der Domprobstei von Brandenburg/Havel und ernannte ihn zum Mitglied der Immediatkommission zur Untersuchung der Kapitulationen und sonstiger Ereignisse des letzten Krieges.
Einen der Höhepunkte der militärischen Karriere des Generals von L’Estocq bildete die Berufung zum Gouverneur der Residenz Berlin am 12.11. 1808. Im Jahre 1815 starb L’Estocq in Berlin und wurde am Sonntag, d. 8. Januar in den Grüften der Garnisonkirche mit feierlichen Ehren bei Anwesenheit der königlichen Prinzen und der Berliner Generalität beigesetzt.
Friedrich von Lingelsheim
Generalleutnant, geboren am 13. November 1755, gestorben am 13. Januar 1835.
Seine Karriere begann Lingeslheim als Kadett in Berlin, nahm als Fähnrich am Feldzug 1778/79 teil, wurde 1798 Kommandeur des Kadettenkorps Berlin. Als Chef sämtlichen Kadettenanstalten Preußens seit 1806 hat er sich Verdienst um die Modernisierung der Lehrpläne und die Verbesserung der sozialen Lage der Kadetten erworben. Die Grabstelle befindet sich im Feld I.
Karl Georg von Loebell
Generalleutnant, geboren am 2. Oktober 1777, gestorben am 15. Oktober 1841. Kadett zu Berlin, Fähnrich im Kürassierregiment Herzog von Weimar zusammen mit Friedrich de la Motte Fouqué, stationiert in Aschersleben. Nahm 1794 am Feldzug gegen die französische Republik teil und erlebte als Adjutant des Generals von Quitzow die Niederlage von Jena und Auerstedt 1806. Teilnahme an den Feldzügen von 1813/15 im brandenburgischen Kürrassierregiment Nr. 6. 1840 Kommandant von Berlin und Chef der Landgendarmerie.
Das Grab ist im Feld IV.
Adolph von Lützow
Geboren am 18.5.1782, gestorben am 6.12.1834. Er war der Führer der schwarzen Freischar in den Befreiungskriegen 1813/14. Die Eintragung im Sterberegister lautet: Herr Ludwig Adolph Wilhelm Freiherr von Lützow, Generalmajor, aus Berlin gebürtich, Evgl. Gl. hinterlässt seine Ehegattin ohne Kinder, Thiergartenstraße No. 34. Sterbeursache: Schlagfluß. Begräbnis: 10. Dezember 1. Garnisonfriedhof. In militärgeschichtlicher Hinsicht dürfte es sich um die bekannteste Persönlichkeit handeln, die auf dem Garnisonfriedhof beigesetzt ist. Sein Grabstein trägt die Inschrift Ludwig Adolph von Lützow, Führer eines Freicorps im Befreiungskriege 1813 und 1814, errichtet von seiner früheren Gemahlin, der Gräfin Ahlefeldt. Ein zweiter, stehender Grabstein, war von seinen Waffengefährten gestiftet worden. Beide Grabmale sind in diesem Jahrhundert erneuert worden. Das Grab liegt im Feld I.
Johann Heinrich Freiherr Menu von Minutoli
Generalleutnant und Ägyptologe, geboren am 12. Mai 1772 in Genf, gestorben am 20. September 1846.
Nach dem Offiziersdienst in der preußischen Armee beendete von Minutoli nach einer Kriegsverletzung 1793 seine aktive Laufbahn. Er wurde zum Kadettencorps kommandiert und im Jahre 1811 als Major Gouverneur des Prinzen Carl von Preußen.
1820 begab sich von Minutoli im königlichen Auftrag auf eine lange vorbereitete wissenschaftliche Expedition nach Nordafrika.
Um die Jahrhundertwende war nicht zuletzt unter dem Einfluß Goethes die abendländische Kulturwelt vornehmlich der griechischen Antike verpflichtet, die altägyptische Kultur blieb hierbei im Schatten. Mit den napoleonischen Feldzügen in Ägypten erkannte man stärker den eigenständigen Wert dieser Kultur. In diesem Kontext ist die Expedition zu sehen. Es gelang von Minutoli als erstem Europäer die Stufenpyramide des Königs Djoser in Sakkara zu öffnen und zu erkunden. Sie gilt als das erste steinerne Monumentalbauwerk der altägyptischen Kultur. Aufgrund der archäologischen Erkundungen gelang es ihm, einen umfangreichen Schatz an Altertümern zu sammeln, um sie nach Deutschland zu bringen.
Der größte Teil ging bei einem Schiffbruch in der Elbemündung verloren. Den kleineren Teil, der auf dem Landwege befördert worden war, verkaufte von Minutoli an den preußischen König. Auf diesem Grundstock aufbauend, wurde 1824 die Berliner Ägyptische Sammlung eingerichtet. Freiherr von Minutoli war 1820 zum Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften ernannt worden. Gedenkstein im Feld III.
Carl Rudolph von Mosch
(1718 – 1798) Generalleutnant, Chef Kadettenkorps
Ritter des Ordens pour le mérite, beigesetzt am 27. Juli 1798 in der Gruft der Garnisonkirche
August Wilhelm von Neumann-Cosel
Generalleutnant, geboren am 17.April 1786, gestorben am 20. Mai 1865.
Teilnehmer an den Feldzügen 1806 und 1813/1815, Sohn des Generals David von Neumann, des Verteidigers von Cosel 1806/1807. Im Jahre 1808 Generaladjutant, 1815 Kommandeur des Garde-Jägerbataillons, 1838 Chef des Stabes beim Prinzen von Preußen, 1840 Generaladjutant König Friedrich Wilhelm IV. und Inspekteur der preußischen Jäger- und Schützenverbände. Das gußeiserne Grabkreuz befindet sich im Feld II.
Karl Ludwig von Oppeln-Bronikowski
Generalleutnant, geboren am 4. Februar 1766, gestorben am 5. Juli 1842. War Offizier im Infanterie-Regiment Herzog von Braunschweig und hatte am Feldzug 1806 teilgenommen. Adjutant Friedrich Wilhelm III., wurde er 1807 vom König zum Mitglied der Militär-Reorganisations-Kommission ernannt und Flügeladjutant im Preußischen Kriegsministerium. 1817-1821 Kommandant der Festung Erfurt.
Die Grabstelle befindet sich im Feld I.
Joachim Friedrich Wilhelm von Oppen
1747-1815, beigesetzt am 23.10. auf dem Garnisonkirchhof, Generalmajor
1763 Elíntritt in des Artilleriekorps der preußischen Armee, Offizier ab 1772, 1794 Stabskapitän und Professor für Mathematik an der Artllerieschule, 1806/07 Verteidigung von Danzig, 1807 Pour le mérite, 1808 Mitglied der Untersuchungskommission für die Kriegsereignisse, 1809 Brigadier der preußischen Artilleriebrigade, 1811 Oberst, 1813 Generalmajor, Roter Adlerorden, 1814 Kommandeur der mobilen Artillerie in Berlin,
Karl von Neander von Petersheiden
Hauptmann der Artillerie, Kartograph, Ingenieur und Erfinder, geboren am 25. Dezember 1761, gestorben am 30. April 1842. Bruder des Generals Johann Friedrich Wilhelm Neander von Petersheiden und des Obersten und Direktors der Berliner Artillerie- und Ingenieurschule Johann Christoph. Als Kapitän und Kompaniechef Teilnahme am Feldzug gegen die französische Republik 1793/94. Träger des Ordens Pour le Mérite. Als Hauptmann und Batteriechef schied er nach der Niederlage von 1806 aus der Armee aus und widmete sich der Kartographie. Schon Um 1800 hatte er den chaotischen Zustand der Berliner Straßennamen und Hausnumerierung erkannt und 1801 „Neue Anschauliche Tabellen von der gesammten Residenz-Stadt Berlin…“ , ein Grundstücks-, Bewohner- und Eigentümerverzeichnis publiziert. Neander war auch der Verfasser eines Entwurfs zur Verbesserung der Berliner Straßenbeleuchtung, zu dessen Durchsetzung er vom König zum „Chef der Erleuchtungskompagnie“ ernannt wurde.
Das Grab ist nicht erhalten.

Grab Max Plüddemann, Granitstele mit Text und Relief
Max Plüddemann
Kaiserlicher Konteradmiral
1846 – 1910
Der Segler SMS Leipzig, auf dem Plüddemann als Kapitän zur See
1889/1890 Kommandant war.
Kapitän zur See Max Plüddemann (3. v. l.) neben Konteradmiral Deinhard
an Bord der SMS Leipzig, 1889
War auch kurze Zeit Kolonialbeamter auf den Karolinen.
Obwohl Konteradmiral Plüddemann 1900/1901 nicht aktiv an der Niederschlagung des Volksaufstandes gegen die ausländischen Mächte in China („Boxeraufstand“) beteiligt war, hatte er sich publizistisch an der Heldenverehrung für die deutschen Offiziere und Soldaten hervorgetan und Artikel über die „Lehren“ für künftige Aktionen der Marineinfanterie aus den Kämpfen in China geschrieben.
Nach dem Ausscheiden aus der Flotte als Schriftsteller tätig
(„Modernes Seekriegswesen“, „Der Krieg um Cuba im Sommer 1898“)
und Herausgeber des jährlichen Flottenkalenders.
Die SMS Oldenburg, auf der Korvettenkapitän Plüddemann 1886 Kommandant war.
Gemälde des bekannten Marinemalers Hugo Graf.
Max Plüddemann (2.v.r., neben dem Kapitän zur See Tirpitz)
beim Stapellauf der SMS Falke, Kiel 1891,
in Erwartung des Kaisers
Geboren in Stettin, wohnte in Kleinmachnow bei Potsdam.,
während seiner aktiven Zeit als Kapitän von Kriegsschiffen
und Befehlshaber von Flottenverbänden an der Expansion
des kaiserlich-deutschen Kolonialreiches im Pazifik beteiligt.
Relief auf dem Grabstein
(dargestellt vermutlich die SMS Leipzig)
Hermann George Heinrich Christian Baron von Puttkamer
Geboren am 10.9.1804, gestorben am 19.4.1844. Er war als Hauptmann a.D. der erste bestallte Spezialdirektor der Berlin-Potsdamer Eisenbahn. Sein Grab befindet sich im Feld III. Das Grabkreuz aus Gußeisen wurde kürzlich restauriert.
Ernst Ludwig von Pfuel
(1718 – 1789) Generalmajor, Direktor 2.Dept. Kriegskollegium, Absolvent der Ritterakademie Brandenburg/Havel
beigesetzt am 26. Juli 1789 in der Berliner Garnisonkirche
Hieronymus Franz Seraph Roedlich
(1767-1833) Die wohlhabende bürgerliche mährische Familie Roedlich konnte dem jungen Franciscus eine gute Privatbildung im elterlichen Hause angedeihen lassen – er sollte Beamter werden, tritt aber nach kurzzeitiger Tätigkeit bei einer Domänenverwaltung mit 18 Jahren als Kadett in das Kaiserliche Österreichische Dragonerregiment Nr.4, das neuformierte Kosakenkorps, ein und nimmt am Feldzug gegen die Türken 1788/89 als Unterleutnant teil.
Schon in diesen ersten Dienstjahren erfüllte Roedlich Aufklärungs- und Kurieraufträge für den kommandierenden General in Galizien und war an Landvermessungen als Kalkulator beteiligt. In den folgenden Jahren diente er in den verschiedensten Stäben in der Türkei und in Rußland und wurde 1796 offiziell zum Hauptmann im Generalstabe ernannt. In den Feldzügen Österreichs gegen Napoleon nahm er u.a. an den Schlachten von Arcole, Rivoli teil, gehörte zur Verhandlungsdelegation in Napoleons Hauptquartier von Monte Bello 1797, diente im Auftrage des österreichischen Kaisers 1798 im neapolitanischen Heer bis zu dessen Zerschlagung durch Napoleon, war ab 1799 in vielfältigen Stabs- und Truppenkommandos in Österreich, Deutschland, Italien eingesetzt und erhielt schließlich 1805 ein Angebot zum Übertritt in preußische Dienste, das aber erst nach dem Tilsiter Frieden 1807 realisiert wurde, an dessen Zustandekommen Roedlich als Geheimkurier zwischen Wien und Memel Anteil hatte.
Als preußischer Oberstleutnant leistete Roedlich zwischen 1807 und 1813 offene und konspirative diplomatische Dienste, war Verbindungsoffizier zu den in Preußen und Polen stationierten französischen Truppen und wurde 1813 als Oberst in den Stab von General Blücher versetzt, wo er u.a. mit Rühle von Lilienstern und Krauseneck zusammenarbeitete und zum Kommandanten von Frankfurt/Main ernannt wurde. 1814 erhielt er das Offizierskreuz der französischen Ehrenlegion. Nach dem Sieg über Napoleon 1815 war Roedlich zum Generalmajor befördert worden, im Kommando am Rhein angestellt, zum Landwehrinspekteur nach Ostpreußen und 1817 nach Düsseldorf versetzt worden. Zwischen 1807 und 1830 wurde Roedlich in der preußischen Armee durch eine Anzahl technischer Erfindungen bekannt wie auch durch Publikationen zu Fragen der Militärtechnik, der Kartographie, der Kriegsgeschichte, der Geographie und des Transportwesens.
Sein Grab auf dem Offizierskirchhof ist nicht mehr erhalten.
Johann Jakob August Rühle von Lilienstern
Geboren am 16.4.1780, gestorben am 1.7.1847. Der spätere preußische General und Chef des Generalstabs der Armee stammte aus einer märkischen Offiziers- und Gutsbesitzersfamilie (Königberg/Prignitz). Geprägt durch die Jahre als Kadett in Berlin und Offizier im Regiment Garde (IR 15) zu Potsdam und die enge lebenslange Freundschaft mit Heinrich von Kleist, konnte sich R.v.L. im militärischen Dienst vor allem durch seine Leistungen als Kartograph, Historiker, Pädagoge auszeichnen. Von 1802 bis 1805 war er Mitglied der von Scharnhorst gegründeten und geführten „Militärischen Gesellschaft zu Berlin“, damit in die Gruppe von jüngeren preußischen Offizieren eingebunden, die sich nach den Feldzügen gegen Frankreich 1792-1795 und gegen den polnischen Aufstand von 1794 für grundlegende Reformen in Armee und Gesellschaft Preußens einsetzte.
Nach der preußischen Niederlage 1806 war er einige Jahre an den Hof des Herzogs von Weimar abkommandiert, war wissenschaftlich und schriftstellerisch tätig und beteiligte sich aktiv im Kreis der Offiziere um Scharnhorst, Boyen und Clausewitz an der Reorganisation der Armee. R.v.L. war Mitglied der preußischen Delegation auf dem Wiener Kongreß 1814/15 und arbeitete ab 1815 in der zweiten Abteilung des Kriegsministeriums, dem Generalstab, die er ab 1819/21 leitete. In dieser Periode initiierte er die Bildung einer staatlichen Einrichtung für den Druck von Karten und graphischen Werken, die als Königliches Lithographisches Institut 1818 in Berlin geschaffen wurde und als deren erster Direktor er bekannt wurde.
Im Jahre 1837 wurde er von König Friedrich Wilhelm III. zum Direktor der Allgemeinen Kriegsschule zu Berlin ernannt. R.v.L. gab den ersten Schulatlas in Deutschland heraus und verfaßte eine Reihe philosophischer und militärhistorischer Schriften.
Die Lage seines Grabes ist nicht bekannt.
Carl von Schachtmeyer
Geboren am 27.8.1779, gestorben am 17.3.1825. Er war Kgl. Oberst und Kommandeur des Kaiser-Alexander-Grenadier-Regiments. Sein Grab befindet sich im Feld III.
Theodor Schiemann
Geboren am17.7.1847, gestorben am 26.1.1921. Historiker und Professor für osteuropäische Geschichte, Lehrer an der Preußischen Kriegsakademie.Die Lage des Grabes ist nicht bekannt.
Kurd Wolfgang Wilhelm Gustav von Schöning
Generalmajor, geboren am 13. August 1789, gestorben am 2. April 1859.
Der Sohn eines preußischen Gutsbesitzers und Landrats tritt mit 11 Jahren in die Berliner Kadettenanstalt ein, wird im Kriegsjahr 1806 Fähnrich, dann Sekondeleutnant im Infanterieregiment Nr. 35 “Prinz Heinrich” und ist aktiv am Neuaufbau der preußischen Armee nach Jena und Auerstedt beteiligt. An den Feldzügen 1813/1815 nimmt er aktiv im 1. Westpreußischen Infanterieregiment Nr. 6 teil, erhält den Orden des Eisernen Kreuzes 2. und 1. Klasse und wird 1814 zum Premierleutnant befördert.
1815 wird er, nunmehr Kapitän im Berliner Kaiser-Alexander-Grenadier-Regiment, als Adjutant in den Stab der Grenadierbrigade versetzt. Im Jahre 1820 wählt ihn Prinz Karl von Preußen zu seinem Adjutanten. 1827 nimmt er seinen Abschied vom Militärdienst und widmet sich voll der wissenschaftlichen und publizistischen Tätigkeit, gleichzeitig wird er zum Hofmarschall des Prinzen ernannt, erhält 1845 der Roten Adler Orden und wird 1856 zum Generalmajor ernannt sowie durch König Friedrich Wilhelm IV. mit dem offiziellen Titel „Historiograph der Armee“ ausgezeichnet.
S. war einer der bekanntesten und anerkannten Militärschriftsteller des 19. Jahrhunderts. Insbesondere sein Lebenswerk über die Generale der kurbrandenburgisch-preußischen Armee bis zum Jahre 1840 war Standard-Handbuch der Lehre und Forschung im preußischen Heer. Von herausragender Bedeutung sind weiterhin die Publikationen „Geschichte des Regiments Garde du Corps“, „Geschichte des Bayerischen Erbfolgekrieges“ und „Der Generalfeldmarschall von Schöning“. Der General von Schöning wurde am 5. April 1859 auf dem Offiziersfriedhof an der Linienstraße beigesetzt.
Die Grabstelle ist nicht mehr vorhanden.
Lewin Rudolph von der Schulenburg
1721-1788 Generalleutnant
1743 Eintritt in die preußische Armee als Gefreiterkorporal, IR 25, 1745 Fähnrich, 1750 Sekondeleutnant, 1758 Kapitän und Flügeladjutant des Königs, 1760 Major, 1771 Oberst, 1779 Generalmajor, Departements- und Kriegsminister, 1787 Generalleutnant, Chef des 3. Departements des Oberkriegskollegiums, Direktor des Potsdamer Waisenhauses, Geheimer Staats- und Kriegsminister
Familie von Stülpnagel
Daniel Friedrich Gottlob Teichert
Preußischer Oberstleutnant der Artillerie, geboren am 1. Februar 1796 in Berlin, gestorben an der Cholera am 21. September 1853. Freiwilliger im Jahre 1813, später Artillerieoffizier und Lehrer an der Artillerieschule in Berlin, als preußischer Major gewählter Abgeordneter der Deutschen Nationalversammlung in Frankfurt am Main 1848/49. Ab 1849 Beamter im Preußischen Kriegsministerium.
Das gußeiserne Grabdenkmal in Gestalt eines neugotischen Tabernakels befindet sich im Feld V.
Friedrich Karl von Langenair
(1737 – 1802) Generalmajor, Ritter des Ordens Pour le mérite, beigesetzt in den Grüften der Berliner Garnisonkirche

Särge in den Grüften unter der Garnisonkirche, gezeichnet von Adolf Menzel
Anton Wilhelm von L’Estoq
Am Dienstag, d. 10. Januar 1815 meldeten die „Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen“: „Am 5ten dieses, früh um ein Viertel auf 6 Uhr, endigte eine Lungen-Entzündung das thatenvolle Leben Sr. Exzellenz des Generals der Cavallerie, Ritters des Königl. großen schwarzen und des rothen Adler-, imgleichen des Verdienst-Ordens, auch des Russischen St. Alexander-Newsky und Stt. Georgen-Ordens zweiter Klasse, Domprobst zu Brandenburg etc. etc., Herrn Anton Wilhelm von L’Estocq, im 77sten Jahre seines Alters.“
Geboren 1738 in Celle als Sohn eines preußischen Offiziers hugenottischer Abstammung, trat L’Estocq 1757 als Fahnenjunker in das Berliner Regiment Gensd’armes ein und nahm im Siebenjährigen Krieg an den Schlachten von Zorndorf, Kunersdorf und Torgau teil. 1761 erhielt er für das Gefecht bei Langensalza den Orden Pour le mérite. Im Jahre 1768 wurde er Premierleutnant und in das Regiment des Husaren-Generals von Zieten versetzt, dessen Adjutant er wurde. In kürzester Zeit durchlief er die Stationen Stabsrittmeister, Major und Oberstleutnant, schließlich ernannte König Friedrich Wilhelm II. 1790 den Husarenoffizier L’Estocq zum Obersten und Bataillonskommandeur im Regiment von Eben (Husarenregiment Nr. 2).
Im Feldzug gegen Frankreich 1793/94 nahm er an den Gefechten bei Kaiserslautern, Morsbrunn und Trippstadt teil und wurde 1794 Kommandeur des Husarenregiment Nr. 2. Nach dem Frieden von Basel (1795) war das Regiment Nr. 2 Bestandteil des Armeekorps in Westfalen, das die Demarkationslinie zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich überwachte.
1803 wurde der inzwischen zum Generalmajor avancierte L’Estocq im nach der dritten polnischen Teilung gewonnenen Neu Ostpreußen eingesetzt und zum Chef des Husarenregiments Nr. 9 sowie zum Oberkommandierenden aller in diesem Gebiet stationierten preußischen Truppen ernannt.

1805 erreichte er den Rang eines Generalleutnants, den Feldzug 1806/07 erlebte er in der Schlacht bei Preußisch-Eylau, dort konnte er mit dem Schwarzen Adler Orden ausgezeichnet werden.
L’Estocq war einer der wenigen Generale, die ihren Rang nach dem Zusammenbruch der alten preußischen Armee behalten durften. 1807 belohnte ihn der König darüberhinaus mit der Domprobstei von Brandenburg/Havel und ernannte ihn zum Mitglied der Immediatkommission zur Untersuchung der Kapitulationen und sonstiger Ereignisse des letzten Krieges.
Einen der Höhepunkte der militärischen Karriere des Generals von L’Estocq bildete die Berufung zum Gouverneur der Residenz Berlin am 12.11. 1808. Im Jahre 1815 starb L’Estocq in Berlin und wurde am Sonntag, d. 8. Januar in den Grüften der Garnisonkirche mit feierlichen Ehren bei Anwesenheit der königlichen Prinzen und der Berliner Generalität beigesetzt.
Friedrich von Lingelsheim
Generalleutnant, geboren am 13. November 1755, gestorben am 13. Januar 1835.
Seine Karriere begann Lingeslheim als Kadett in Berlin, nahm als Fähnrich am Feldzug 1778/79 teil, wurde 1798 Kommandeur des Kadettenkorps Berlin. Als Chef sämtlichen Kadettenanstalten Preußens seit 1806 hat er sich Verdienst um die Modernisierung der Lehrpläne und die Verbesserung der sozialen Lage der Kadetten erworben. Die Grabstelle befindet sich im Feld I.
Karl Georg von Loebell
Generalleutnant, geboren am 2. Oktober 1777, gestorben am 15. Oktober 1841. Kadett zu Berlin, Fähnrich im Kürassierregiment Herzog von Weimar zusammen mit Friedrich de la Motte Fouqué, stationiert in Aschersleben. Nahm 1794 am Feldzug gegen die französische Republik teil und erlebte als Adjutant des Generals von Quitzow die Niederlage von Jena und Auerstedt 1806. Teilnahme an den Feldzügen von 1813/15 im brandenburgischen Kürrassierregiment Nr. 6. 1840 Kommandant von Berlin und Chef der Landgendarmerie.
Das Grab ist im Feld IV.
Adolph von Lützow
Geboren am 18.5.1782, gestorben am 6.12.1834. Er war der Führer der schwarzen Freischar in den Befreiungskriegen 1813/14. Die Eintragung im Sterberegister lautet: Herr Ludwig Adolph Wilhelm Freiherr von Lützow, Generalmajor, aus Berlin gebürtich, Evgl. Gl. hinterlässt seine Ehegattin ohne Kinder, Thiergartenstraße No. 34. Sterbeursache: Schlagfluß. Begräbnis: 10. Dezember 1. Garnisonfriedhof. In militärgeschichtlicher Hinsicht dürfte es sich um die bekannteste Persönlichkeit handeln, die auf dem Garnisonfriedhof beigesetzt ist. Sein Grabstein trägt die Inschrift Ludwig Adolph von Lützow, Führer eines Freicorps im Befreiungskriege 1813 und 1814, errichtet von seiner früheren Gemahlin, der Gräfin Ahlefeldt. Ein zweiter, stehender Grabstein, war von seinen Waffengefährten gestiftet worden. Beide Grabmale sind in diesem Jahrhundert erneuert worden. Das Grab liegt im Feld I.
Johann Heinrich Freiherr Menu von Minutoli
Generalleutnant und Ägyptologe, geboren am 12. Mai 1772 in Genf, gestorben am 20. September 1846.
Nach dem Offiziersdienst in der preußischen Armee beendete von Minutoli nach einer Kriegsverletzung 1793 seine aktive Laufbahn. Er wurde zum Kadettencorps kommandiert und im Jahre 1811 als Major Gouverneur des Prinzen Carl von Preußen.
1820 begab sich von Minutoli im königlichen Auftrag auf eine lange vorbereitete wissenschaftliche Expedition nach Nordafrika.
Um die Jahrhundertwende war nicht zuletzt unter dem Einfluß Goethes die abendländische Kulturwelt vornehmlich der griechischen Antike verpflichtet, die altägyptische Kultur blieb hierbei im Schatten. Mit den napoleonischen Feldzügen in Ägypten erkannte man stärker den eigenständigen Wert dieser Kultur. In diesem Kontext ist die Expedition zu sehen. Es gelang von Minutoli als erstem Europäer die Stufenpyramide des Königs Djoser in Sakkara zu öffnen und zu erkunden. Sie gilt als das erste steinerne Monumentalbauwerk der altägyptischen Kultur. Aufgrund der archäologischen Erkundungen gelang es ihm, einen umfangreichen Schatz an Altertümern zu sammeln, um sie nach Deutschland zu bringen.
Der größte Teil ging bei einem Schiffbruch in der Elbemündung verloren. Den kleineren Teil, der auf dem Landwege befördert worden war, verkaufte von Minutoli an den preußischen König. Auf diesem Grundstock aufbauend, wurde 1824 die Berliner Ägyptische Sammlung eingerichtet. Freiherr von Minutoli war 1820 zum Ehrenmitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften ernannt worden. Gedenkstein im Feld III.
Carl Rudolph von Mosch
(1718 – 1798) Generalleutnant, Chef Kadettenkorps
Ritter des Ordens pour le mérite, beigesetzt am 27. Juli 1798 in der Gruft der Garnisonkirche
August Wilhelm von Neumann-Cosel
Generalleutnant, geboren am 17.April 1786, gestorben am 20. Mai 1865.
Teilnehmer an den Feldzügen 1806 und 1813/1815, Sohn des Generals David von Neumann, des Verteidigers von Cosel 1806/1807. Im Jahre 1808 Generaladjutant, 1815 Kommandeur des Garde-Jägerbataillons, 1838 Chef des Stabes beim Prinzen von Preußen, 1840 Generaladjutant König Friedrich Wilhelm IV. und Inspekteur der preußischen Jäger- und Schützenverbände. Das gußeiserne Grabkreuz befindet sich im Feld II.
Karl Ludwig von Oppeln-Bronikowski
Generalleutnant, geboren am 4. Februar 1766, gestorben am 5. Juli 1842. War Offizier im Infanterie-Regiment Herzog von Braunschweig und hatte am Feldzug 1806 teilgenommen. Adjutant Friedrich Wilhelm III., wurde er 1807 vom König zum Mitglied der Militär-Reorganisations-Kommission ernannt und Flügeladjutant im Preußischen Kriegsministerium. 1817-1821 Kommandant der Festung Erfurt.
Die Grabstelle befindet sich im Feld I.
Joachim Friedrich Wilhelm von Oppen
1747-1815, beigesetzt am 23.10. auf dem Garnisonkirchhof, Generalmajor
1763 Elíntritt in des Artilleriekorps der preußischen Armee, Offizier ab 1772, 1794 Stabskapitän und Professor für Mathematik an der Artllerieschule, 1806/07 Verteidigung von Danzig, 1807 Pour le mérite, 1808 Mitglied der Untersuchungskommission für die Kriegsereignisse, 1809 Brigadier der preußischen Artilleriebrigade, 1811 Oberst, 1813 Generalmajor, Roter Adlerorden, 1814 Kommandeur der mobilen Artillerie in Berlin,
Karl von Neander von Petersheiden
Hauptmann der Artillerie, Kartograph, Ingenieur und Erfinder, geboren am 25. Dezember 1761, gestorben am 30. April 1842. Bruder des Generals Johann Friedrich Wilhelm Neander von Petersheiden und des Obersten und Direktors der Berliner Artillerie- und Ingenieurschule Johann Christoph. Als Kapitän und Kompaniechef Teilnahme am Feldzug gegen die französische Republik 1793/94. Träger des Ordens Pour le Mérite. Als Hauptmann und Batteriechef schied er nach der Niederlage von 1806 aus der Armee aus und widmete sich der Kartographie. Schon Um 1800 hatte er den chaotischen Zustand der Berliner Straßennamen und Hausnumerierung erkannt und 1801 „Neue Anschauliche Tabellen von der gesammten Residenz-Stadt Berlin…“ , ein Grundstücks-, Bewohner- und Eigentümerverzeichnis publiziert. Neander war auch der Verfasser eines Entwurfs zur Verbesserung der Berliner Straßenbeleuchtung, zu dessen Durchsetzung er vom König zum „Chef der Erleuchtungskompagnie“ ernannt wurde. Das Grab ist nicht erhalten.
Der Konteradmiral des Kaisers

Grab Max Plüddemann, Granitstele mit Text und Relief

Max Plüddemann
Kaiserlicher Konteradmiral
1846 – 1910
Max Plüddemanns Wirken als Marineoffizier für Kaiser und Reich umfasst vier Komplexe, die sich auch zeitlich zuordnen lassen:
Südsee (1884 -1885),
strategischer Kriegsschiffbau (1886 – 1889 und 1890 – 1896),
Ostafrika ( 1989 – 1890) und
das Wirken als Publizist (nach 1897)

Der Segler SMS Leipzig, auf dem Plüddemann als Kapitän zur See
1889/1890 Kommandant war.

Kapitän zur See Max Plüddemann (3. v. l.) neben Konteradmiral Deinhard
an Bord der SMS Leipzig, 1889
Max Plüddemann war nach der Beendigung seiner aktiven Laufbahn 1897
außerordentlich arbeitsam als Publizist, Historiker und Übersetzer.
(„Modernes Seekriegswesen“, „Der Krieg um Cuba im Sommer 1898“, Übersetzung des
Briefwechsels und der Tagebücher der englischen Königin Victoria
Herausgeber des jährlichen Flottenkalenders.)
Obwohl er 1900/1901 nicht aktiv an der
Niederschlagung des Volksaufstandes gegen die ausländischen Mächte in China
(„Boxeraufstand“) beteiligt war, hatte er sich publizistisch an der Heldenverehrung
für die deutschen Offiziere und Soldaten hervorgetan und Artikel über die „Lehren“ für
künftige Aktionen der Marineinfanterie aus den Kämpfen in China geschrieben.

Die SMS Oldenburg, auf der Korvettenkapitän Plüddemann 1886 Kommandant war.
Gemälde des bekannten Marinemalers Hugo Graf.

Max Plüddemann (2.v.r., neben dem Kapitän zur See Tirpitz)
beim Stapellauf der SMS Falke, Kiel 1891,
in Erwartung des Kaisers
Geboren in Stettin, wohnte in Kleinmachnow bei Potsdam.,
während seiner aktiven Zeit als Kapitän von Kriegsschiffen
und Befehlshaber von Flottenverbänden an der Expansion
des kaiserlich-deutschen Kolonialreiches im Pazifik
und an der Niederschlagung des Aufstandes der afrikanischen Bevölkerung
gegen die deutsche Kolonialisten beteiligt.

Relief auf dem Grabstein
(dargestellt vermutlich die SMS Albatros)
Hermann George Heinrich Christian Baron von Puttkamer
Geboren am 10.9.1804, gestorben am 19.4.1844. Er war als Hauptmann a.D. der erste bestallte Spezialdirektor der Berlin-Potsdamer Eisenbahn. Sein Grab befindet sich im Feld III. Das Grabkreuz aus Gußeisen wurde kürzlich restauriert.
Ernst Ludwig von Pfuel
(1718 – 1789) Generalmajor, Direktor 2.Dept. Kriegskollegium, Absolvent der Ritterakademie Brandenburg/Havel
beigesetzt am 26. Juli 1789 in der Berliner Garnisonkirche
Hieronymus Franz Seraph Roedlich
(1767-1833) Die wohlhabende bürgerliche mährische Familie Roedlich konnte dem jungen Franciscus eine gute Privatbildung im elterlichen Hause angedeihen lassen – er sollte Beamter werden, tritt aber nach kurzzeitiger Tätigkeit bei einer Domänenverwaltung mit 18 Jahren als Kadett in das Kaiserliche Österreichische Dragonerregiment Nr.4, das neuformierte Kosakenkorps, ein und nimmt am Feldzug gegen die Türken 1788/89 als Unterleutnant teil.
Schon in diesen ersten Dienstjahren erfüllte Roedlich Aufklärungs- und Kurieraufträge für den kommandierenden General in Galizien und war an Landvermessungen als Kalkulator beteiligt. In den folgenden Jahren diente er in den verschiedensten Stäben in der Türkei und in Rußland und wurde 1796 offiziell zum Hauptmann im Generalstabe ernannt. In den Feldzügen Österreichs gegen Napoleon nahm er u.a. an den Schlachten von Arcole, Rivoli teil, gehörte zur Verhandlungsdelegation in Napoleons Hauptquartier von Monte Bello 1797, diente im Auftrage des österreichischen Kaisers 1798 im neapolitanischen Heer bis zu dessen Zerschlagung durch Napoleon, war ab 1799 in vielfältigen Stabs- und Truppenkommandos in Österreich, Deutschland, Italien eingesetzt und erhielt schließlich 1805 ein Angebot zum Übertritt in preußische Dienste, das aber erst nach dem Tilsiter Frieden 1807 realisiert wurde, an dessen Zustandekommen Roedlich als Geheimkurier zwischen Wien und Memel Anteil hatte.
Als preußischer Oberstleutnant leistete Roedlich zwischen 1807 und 1813 offene und konspirative diplomatische Dienste, war Verbindungsoffizier zu den in Preußen und Polen stationierten französischen Truppen und wurde 1813 als Oberst in den Stab von General Blücher versetzt, wo er u.a. mit Rühle von Lilienstern und Krauseneck zusammenarbeitete und zum Kommandanten von Frankfurt/Main ernannt wurde. 1814 erhielt er das Offizierskreuz der französischen Ehrenlegion. Nach dem Sieg über Napoleon 1815 war Roedlich zum Generalmajor befördert worden, im Kommando am Rhein angestellt, zum Landwehrinspekteur nach Ostpreußen und 1817 nach Düsseldorf versetzt worden. Zwischen 1807 und 1830 wurde Roedlich in der preußischen Armee durch eine Anzahl technischer Erfindungen bekannt wie auch durch Publikationen zu Fragen der Militärtechnik, der Kartographie, der Kriegsgeschichte, der Geographie und des Transportwesens.
Sein Grab auf dem Offizierskirchhof ist nicht mehr erhalten.
Johann Jakob August Rühle von Lilienstern
Geboren am 16.4.1780, gestorben am 1.7.1847. Der spätere preußische General und Chef des Generalstabs der Armee stammte aus einer märkischen Offiziers- und Gutsbesitzersfamilie (Königberg/Prignitz). Geprägt durch die Jahre als Kadett in Berlin und Offizier im Regiment Garde (IR 15) zu Potsdam und die enge lebenslange Freundschaft mit Heinrich von Kleist, konnte sich R.v.L. im militärischen Dienst vor allem durch seine Leistungen als Kartograph, Historiker, Pädagoge auszeichnen. Von 1802 bis 1805 war er Mitglied der von Scharnhorst gegründeten und geführten „Militärischen Gesellschaft zu Berlin“, damit in die Gruppe von jüngeren preußischen Offizieren eingebunden, die sich nach den Feldzügen gegen Frankreich 1792-1795 und gegen den polnischen Aufstand von 1794 für grundlegende Reformen in Armee und Gesellschaft Preußens einsetzte.
Nach der preußischen Niederlage 1806 war er einige Jahre an den Hof des Herzogs von Weimar abkommandiert, war wissenschaftlich und schriftstellerisch tätig und beteiligte sich aktiv im Kreis der Offiziere um Scharnhorst, Boyen und Clausewitz an der Reorganisation der Armee. R.v.L. war Mitglied der preußischen Delegation auf dem Wiener Kongreß 1814/15 und arbeitete ab 1815 in der zweiten Abteilung des Kriegsministeriums, dem Generalstab, die er ab 1819/21 leitete. In dieser Periode initiierte er die Bildung einer staatlichen Einrichtung für den Druck von Karten und graphischen Werken, die als Königliches Lithographisches Institut 1818 in Berlin geschaffen wurde und als deren erster Direktor er bekannt wurde.
Im Jahre 1837 wurde er von König Friedrich Wilhelm III. zum Direktor der Allgemeinen Kriegsschule zu Berlin ernannt. R.v.L. gab den ersten Schulatlas in Deutschland heraus und verfaßte eine Reihe philosophischer und militärhistorischer Schriften.
Die Lage seines Grabes ist nicht bekannt.
Carl von Schachtmeyer
Geboren am 27.8.1779, gestorben am 17.3.1825. Er war Kgl. Oberst und Kommandeur des Kaiser-Alexander-Grenadier-Regiments. Sein Grab befindet sich im Feld III.
Theodor Schiemann
Geboren am17.7.1847, gestorben am 26.1.1921. Historiker und Professor für osteuropäische Geschichte, Lehrer an der Preußischen Kriegsakademie.Die Lage des Grabes ist nicht bekannt.
Kurd Wolfgang Wilhelm Gustav von Schöning
Generalmajor, geboren am 13. August 1789, gestorben am 2. April 1859.
Der Sohn eines preußischen Gutsbesitzers und Landrats tritt mit 11 Jahren in die Berliner Kadettenanstalt ein, wird im Kriegsjahr 1806 Fähnrich, dann Sekondeleutnant im Infanterieregiment Nr. 35 “Prinz Heinrich” und ist aktiv am Neuaufbau der preußischen Armee nach Jena und Auerstedt beteiligt. An den Feldzügen 1813/1815 nimmt er aktiv im 1. Westpreußischen Infanterieregiment Nr. 6 teil, erhält den Orden des Eisernen Kreuzes 2. und 1. Klasse und wird 1814 zum Premierleutnant befördert.
1815 wird er, nunmehr Kapitän im Berliner Kaiser-Alexander-Grenadier-Regiment, als Adjutant in den Stab der Grenadierbrigade versetzt. Im Jahre 1820 wählt ihn Prinz Karl von Preußen zu seinem Adjutanten. 1827 nimmt er seinen Abschied vom Militärdienst und widmet sich voll der wissenschaftlichen und publizistischen Tätigkeit, gleichzeitig wird er zum Hofmarschall des Prinzen ernannt, erhält 1845 der Roten Adler Orden und wird 1856 zum Generalmajor ernannt sowie durch König Friedrich Wilhelm IV. mit dem offiziellen Titel „Historiograph der Armee“ ausgezeichnet.
S. war einer der bekanntesten und anerkannten Militärschriftsteller des 19. Jahrhunderts. Insbesondere sein Lebenswerk über die Generale der kurbrandenburgisch-preußischen Armee bis zum Jahre 1840 war Standard-Handbuch der Lehre und Forschung im preußischen Heer. Von herausragender Bedeutung sind weiterhin die Publikationen „Geschichte des Regiments Garde du Corps“, „Geschichte des Bayerischen Erbfolgekrieges“ und „Der Generalfeldmarschall von Schöning“. Der General von Schöning wurde am 5. April 1859 auf dem Offiziersfriedhof an der Linienstraße beigesetzt.
Die Grabstelle ist nicht mehr vorhanden.
Lewin Rudolph von der Schulenburg
1721-1788 Generalleutnant
1743 Eintritt in die preußische Armee als Gefreiterkorporal, IR 25, 1745 Fähnrich, 1750 Sekondeleutnant, 1758 Kapitän und Flügeladjutant des Königs, 1760 Major, 1771 Oberst, 1779 Generalmajor, Departements- und Kriegsminister, 1787 Generalleutnant, Chef des 3. Departements des Oberkriegskollegiums, Direktor des Potsdamer Waisenhauses, Geheimer Staats- und Kriegsminister
Familie von Stülpnagel


Ein 19-jähriges Opfer des I. Welkrieges aus der uckermärkischen Familie von Stülpnagel

Ferdinand Wolf Konstantin entstammte dem Adelsgeschlecht von Stülpnagel aus der Uckermark. Er war der Sohn des späteren preußischen Generals der Infanterie Ferdiand Wolf (1813-1885) und dessen Ehefrau Cäcilie, geborene von Lossau (1809–1886).

Grabkreuz für Jeannette von Stülpnagel (1786 – 1866), geborene von Blankenstein, die Ehefrau des Generals Ferdinand Wilhelm Wolf von Stülpnagel (1871 – 1839).
Das Grabkreuz für General von Stülpnagel ist verschwunden, vermutlich stand es auf dem noch vorhandenen Steinsockel.

Wolf Louis Anton Ferdinand von Stülpnagel
(1813 – 1885)
Sohn eines preußischen Generals, geboren in Berlin, besuchte er das Gymnasium in Königsberg und trat mit 16 Jhren in das Infanterieregiment Nr. 3 ein,wurde 1830 Portepéefähnrich und 1831 Unterleutnant.
1840 ist er Premierleutnant, 1847 Hauptmann und Kompaniechef in Neuruppin (IR 24). In diesem Regiment nimmt er 1848/1849 an der Niederschlagung revolutionärer Bewegungen in Berlin und am Feldzug gegen demokratische Kräfte in Westfalen, in der Pfalz und in Baden teil.
Enge Beziehungen zum General Wrangel und Prinz Friedrich Carl führen General von Stülpnagel in den Kriegen zwischen 1864 und 1870 auf höchste Kommandostellen, u.a. zum Gouverneur von Berlin und Chef der Landgendarmerie.
Daniel Friedrich Gottlob Teichert
Preußischer Oberstleutnant der Artillerie, geboren am 1. Februar 1796 in Berlin, gestorben an der Cholera am 21. September 1853. Freiwilliger im Jahre 1813, später Artillerieoffizier und Lehrer an der Artillerieschule in Berlin, als preußischer Major gewählter Abgeordneter der Deutschen Nationalversammlung in Frankfurt am Main 1848/49. Ab 1849 Beamter im Preußischen Kriegsministerium.
Das gußeiserne Grabdenkmal in Gestalt eines neugotischen Tabernakels befindet sich im Feld V.

Georg Friedrich Ludwig von Tempelhoff
Geboren am 19. März 1737, gestorben am 13. Juli 1807, Mathematiker, Generalleutnant, Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und der Preußischen Akademie der Künste. Ab 1805 General-Inspektor aller militärischen Erziehungsanstalten des preußischen Staates.
Aus einer preußischen Beamtenfamilie stammend, trat der Absolvent der Universitäten Frankfurt an der Oder und Halle an der Saale im Jahre 1756 in die Armee König Friedrichs II. ein, nahm als einfacher Artillerist an den bedeutenden Schlachten des Siebenjährigen Krieges teil, wurde 1759 Offizier und begann unmittelbar nach dem Krieg mit militärhistorischen, mathematischen und astronomischen Studien. Im Jahre 1775 vollendete er sein erstes Buch über die Taktik der Artillerie, das zur Zufriedenheit König Friedrichs II. ausfiel, aber sogleich aus Gründen der militärischen Geheimhaltung nicht publiziert werden durfte. T. konnte aber Mathematik und Ballistik für die Offiziere der Berliner Garnison lehren, erreichte durch seine Teilnahme am Feldzug von 1778/79 den Rang eines Kapitäns. Nach der Rückkehr in die Hauptstadt Berlin hielt von Tempelhoff vor den Offizieren der Residenz Vorlesungen über Festungslehre. Auch sein zweites Buch aus dem Jahre 1781 “Le Bombardier Prussien” blieb militärische Verschlußsache. König Friedrich II. erhob 1784 T. in den erblichen Adelsstand, verweigerte ihm aber die Aufnahme in die Akademie der Wissenschaften.
Unter Friedrich Wilhelm II. erhielt T. ein Artillerieregiment, den Generalsrang und nun auch endlich die ersehnte Aufnahme in beide preußische Akademien zu Berlin, die der Wissenschaften und die der Künste. Zugleich beauftragte ihn der König 1787 mit der Ausbildung des Kronprinzen Friedrich Wilhelm und seines Bruders Ludwig in den mathematischen und militärischen Wissenschaften. Im Jahre 1791 wurde von Tempelhoff zum Direktor der neuerrichteten Artillerieakademie in Berlin ernannt, widmete den Großteil seiner Zeit der militärwissenschaftlichen Forschung und veröffentlichte zwischen 1783 und 1802 sein Hauptwerk, die “Geschichte des Siebenjährigen Krieges” in 6 Bänden.

Am Feldzug gegen Frankreich 1792-94 nahm er als Chef eines Artillerieregiments teil, mußte wegen offener Auseinandersetzungen mit Vorgesetzten auf Weisung des Königs Friedrich Wilhelm II. das Kommando abgeben, wurde aber später durch König Friedrich Wilhelm III. rehabilitiert, 1802 zum Generalleutnant befördert und mit dem Roten und Schwarzen Adler Orden ausgezeichnet. Der König vertraute ihm auch die Ausbildung seiner Brüder, der Prinzen Heinrich und Wilhelm, in Fortifikation und Artilleriewesen an. Eines der historischen Verdienste von Tempelhoffs war die Bemühung um die Aufnahme Scharnhorsts in die Reihen der preußischen Armee und dessen Unterstützung als sein Regimentschef in den Jahren ab 1801.
Die Grabstelle des Generals von Tempelhoff auf dem Alten Garnisonfriedhof ist nicht mehr auffindbar.

Ernst Ludwig von Tippelskirch
Geboren am 26.7.1774, gestorben am 23.1.1840. Als Kgl. Generalleutnant war er von 1827-1840 Kommandant und Militärgouverneur von Berlin, damit auch Dienstherr der Garnisongemeinde. Nach Eintragungen in den Militärkirchenbüchern und Gemeindeakten achtete er auf strengste Sparsamkeit bei der Regelung wirtschaftlicher Fragen.
Sein Grab befindet sich im Feld III.

Ludwig Ernst Philipp von Toll
(1775 – 1851) Der Westfale v. T. war Sohn eines preußischen Offiziers und begann seine militärische Karriere im Infanterieregiment Nr. 10 als 14jähriger Gefreiterkorporal im Jahre 1789. Als Fähnrich nahm er an den Feldzügen gegen das republikanische Frankreich von 1792 bis 1794 teil und erlebte auch die historische Kanonade von Valmy am 21. September 1792.
Nach Jahren des Garnisondienstes in verschiedenen Infanterieregimentern mußte er seine Offizierslaufbahn nach dem Zusammenbruch von 1806/07 unterbrechen, da er als Westfale nach den Bedingungen des Tilsiter Friedens nicht in der preußischen Armee dienen durfte. In den Reihen der französischen Armee kämpfte er in Spanien gegen die Engländer und in Deutschland gegen die preußisch-russische Allianz, erhielt für seine Verdienste in der Schlacht bei Dresden 1813 das Offizierskreuz der französischen Ehrenlegion. Nach der Befreiung Westfalens von der französischen Besetzung kehrte er als Major in die Reihen der preußischen Armee zurück, nahm am Feldzug 1815 teil und wurde bei Belle Alliance mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. 1816 wurde er zum Infanterieregiment Nr. 33 versetzt, erhielt 1830 seine Ernennung zum Oberst und 1838 zum Generalmajor. Ab 1834 war von Toll Kommandant der
Festung Graudenz. König Friedrich Wilhelm IV. zeichnete ihn 1841 mit dem Roten Adler Orden aus und beförderte ihn 1842 zum Generalleutnant.
General von Toll wurde am 17. Januar 1851 auf dem Offiziersfriedhof an der Linienstraße beigesetzt. Auch seine Ehefrau Friederike fand drei Jahre später auf diesem Friedhof ihre Ruhe. Die Grabkreuze aus Eisenguß sind bis heute erhalten.
Georg Wilhelm, Freiherr von Valentini
General, Militärhistoriker und Schriftsteller, geboren am 21. August 1775, gestorben am 6. August 1834.
Kadett zu Berlin, Teilnahme als Offizier im Jägerkorps an den Feldzügen gegen Frankreich 1793/1794, Verfasser des Buches „Vom Kleinen Kriege“, mehrere Auflagen, Bekanntschaft mit dem Militärschriftsteller Berenhorst,
1804 Versetzung in den Generalstab, 1809 Buch „Versuch einer Geschichte des Feldzuges von 1809“, 1810 in russischen Diensten, 1812 als Oberstleutnant wieder im Preußischen Generalstab, Lehrer des Kronprinzen, Teilnahme an den Feldzügen 1813/1815 im Korps Blücher, später Yorck, 1815 Kommandant der Festung Glogau. Es folgen Publikationen (1820 „Die Lehre vom Kriege“, 1828 „Erinnerungen eines alten preußischen Offizieres aus den Jahren 1792 bis 1794“, 1830 „Buch über den Türkenkrieg 1830“). 1828 wurde er Generalinspekteur des Militär-Erziehungs- und Bildungswesens.
Die Grabstelle ist nicht erhalten.

Porträt des Schriftstellers Julius von Voss,
gezeichnet von E.T.A. Hoffmann
Julius von Voß
Geboren am 24. August 1768 in Brandenburg/Havel. Gegen den Willen des Vaters trat er mit 14 Jahren in das Heer ein. Er beschäftigte sich mit der Kriegswissenschaft, arbeitete Reformvorschläge aus und schlug Verbesserungen im Artilleriewesen vor; die Anerkennung hierfür blieb ebenso aus wie für seine Leistungen im Kriege. Im polnischen Feldzug 1794 gelang es ihm, die Kriegskasse aus Thorn zu retten; sein Oberst erhielt die Belohnung, Voß zwar den pour le mérite, wartete aber vergeblich auf seine Beförderung. Enttäuscht nahm er 1798 seinen Abschied, ließ sich nach Auslandsreisen in Berlin nieder und verdiente durch schriftstellerische Tätigkeit seinen Lebensunterhalt.
Voss war ein ausgezeichneter Offizier, Autodidakt, technisch und wissenschaftlich befähigt. Der spätere Berliner Schriftsteller und Bühnenautor Julius von Voss (1768–1832), zwischen 1782 und 1788 Fähnrich und später Offizier im Infanterie-Regiment (Nr. 12) des Generals von Wunsch zu Prenzlau, umschrieb in seiner Autobiographie im Anhang seiner Publikation „Abriß zu einer sublimen Kriegskunst mit der militairischen Laufbahn des Verfassers“, Berlin 1808, das Prenzlauer Alltagsleben der Offiziere und Fähnriche mit den Begriffen Drill, Dirnen, Spiel, Trunk.
Unter anderem beschrieb Voss bildreich den sonderbaren Intellektuellen – Leutnant Carl Andreas von Boguslawski -, der für den jüngeren Voss zum Freund, zum intellektuellen und militärischen Vorbild wurde. Die geistigen Bedürfnisse des jungen Offiziers ließen Voss nach dem Tode des Generals von Wunsch über den Vater und über die Verbindungen von Förderern eine erfolgreiche Versetzung weg von Prenzlau in die Residenz Berlin (Infanterieregiment Nr. 46 „Alt-Pfuhl“) bewerkstelligen.
Mit diesem Regiment zieht von Voss 1794 in den Krieg – gegen die polnischen Aufständischen, ausführlichst beschrieben in der Autobiographie im Anhang zur „Sublimen Kriegskunst“ von 1808.
Auf die Initiative und auf die Planungen des Leutnant von Voss geht die erfolgreiche Verteidigung der befestigten Stadt Thorn im Jahre 1794 gegen die Truppen der polnischen Insurgenten unter Führung der Generale Dabrowski, Madalinski und Bielamowski zurück. Für diese militärische Leistung erhielt er den Orden Pour le mérite. Mangelnde Selbstdisziplin, ungezügeltes Temperament und blindes Vertrauen in den „gerechten König” führten Leutnant von Voß nach 1794 angesichts der täglichen Ungerechtigkeiten, des Nepotismus, der persönlichen Kränkungen durch Vorgesetzte in eine Karriere-Sackgasse, der er nur durch den radikalen Bruch mit der dennoch geliebten Armee entfliehen konnte. Den ungestümen Kämpfer gegen die menschenunwürdigen Verhältnisse der Armee jener Tage liest man in jeder militärtheoretischen Schrift heraus, die er vor und nach 1806 publiziert. Von den über zwanzig zeitgeschichtlichen, militärwissenschaftlichen und politischen Publikationen sind als bedeutend zu nennen: “Beiträge zur Philosophie der Kriegkunst” 1804, “Geschichte eines bei Jena gefangenen preußischen Offiziers” 1807, “Was war nach der Schlacht von Jena zur Rettung des preußischen Staates zu thun?” 1807, “Fragmente über Deutschlands Politik und Kriegskunst” 1807, “Anleitung zur sublimen Kriegskunst” 1808, “Feldtaschenbuch für junge Freiwillige” 1813, “Sendschreiben eines Brandenburgers an die Bewohner Rheinpreußens” 1818). Die militärische und gesellschaftliche Katastrophe Preußens von 1806 sieht er wie viele seiner sinnesverwandten Kollegen voraus, bleibt aber ohne Einfluß, da außerhalb der Armee.
Das Theater hatte ihn immer angezogen, sehr zum Leidwesen der Eltern, die eine exzellente militärische Karriere von ihm erwarteten. Schon während der Abkommandierungen nach Berlin zur militärischen Weiterbildung in den Wintermonaten war er mehr in den Theatersälen als in den Unterrichtsräume zu sehen. Nach dem Ausscheiden aus der Armee im Jahre 1798 hatte sich Julius von Voss auf Reisen in Frankreich, Österreich, Italien, Dänemark mit modernen Entwicklungen in der Dramatik und dem Lustspiel bekannt gemacht. Seine Bestrebungen nach einer festen Theater-Anstellung oder gar der Leitung eines Berliner Theaters bleiben ergebnislos, trotz der Bekanntschaft mit E. T. A. Hoffmann, die aus der Militärzeit in der Festung Glogau zwischen 1796 und 1798 herrührte.
Auf dem Berliner Theater ist 1804 erstmalig mit der Übersetzung der “Armide” von Qinault (Paris 1802) zu sehen, es folgen Lustspiele und Possen (u. a. “Ton des Tages” 1805, “Der Bankerott” 1805, das wohl bekannteste Stück “Künstlers Erdenwallen”, in dem er sich in der Rolle des Magister Lämmermeier selbst charakterisiert), Der Philosoph Immanuel Kant und der Dramatiker Friedrich Schiller sind seine Leitsterne, den Kreis der Romantiker um die Gebrüder Schlegel, de la Motte Fouqué und die romantische Graecomanie bekämpft er mit Hohn und Satire. Der “Almanachskatholizismus” ist ihm verhaßt, bigotte Frömmelei wird in ihrer christlichen und jüdischen Gestalt satirisch behandelt (“Die Flitterwochen” 1818, “Die Griechheit” 1807, Der Berlinische Robinson” 1810).
Voss gilt als einer der letzten Berliner Aufklärer, den Ideen und Idealen der Zeit Friedrich II. verhaftet und fast hilflos den neuen ökonomischen und moralischen Tendenzen des anbrechenden 19. Jahrhunderts ausgesetzt. Aus der fast unübersehbaren Menge seiner literarischen Produkte ragen diejenigen Werke heraus, die der Darstellung des Berliner Kleinbürgertums gewidmet sind. Auf diesem Felde kann man ihn als Bahnbrecher sehen (“Die Schildbürger” 1823, “Fräulein, Mamsell und Jungfer Kunkel” 1817)
Ein bedeutender Teil seiner über 200 Werke sind Prosaschriften. Darunter sind die folgenden Romane und Erzählungen erwähnenswert: “Ignatz von Jablonsky oder die Lebenden in den Tiefen der Weichsel” 1806, “Gemälde der Verfinsterung in Abessinien” 1818, „Florens Abenteuer in Afrika” 1808,
Das Lustspiel “Der Stralower Fischzug” war von Julius von Voss programmatisch in der Vorrede als Volksstück mit Gesang konzipiert worden. Am 18. Oktober 1821 überaus erfolgreich im Königlichen Opernhaus Berlin uraufgeführt, machte es Voss über Nacht berühmt. Für die Berliner war es sofort ihr Stück, nicht zuletzt auch, weil ihr Dialekt und auch das sehr verwandte Plattdeutsche auf die Bühne gebracht wurde.
Der nun einmal Erfolgreiche aber kann seine finanzielle Situation nicht dauerhaft verbessern. Die verbleibenden zehn Jahre lebt Voss unter ärmlichen Bedingungen, wenn auch eine königliche Pension einen Umzug aus dem proletarischen Voigtland in die bürgerliche Stallschreiberstraße im Stadtzentrum erlaubt hatte. Vereinsamt stirbt Voss in Berlin im Jahre 1832, als ehemaliger Offzier wird er auf dem Alten Garnisonfriedhof an der Linienstraße beigesetzt.

Julius von Voß
(1768 – 1832)
Leutnant, Schriftsteller
Friedrich Wilhelm von Wartenberg
(1725 -1807, beigesetzt am 30.2. in der Berliner Garnisonkirche) Generalleutnant
geboren in Luggendorf, Ostprignitz
1738 Kadett zu Berlin, 1741 Leibpage Friedrichs II., 1743 Sekondeleutnant und Flügeladjutant, 1745 Kapitän, 1763 Oberst, Generalintendant, Direktor im Oberkriegskollegium, 1770 Generalmajor, 1781 Generalleutnant, SA (1784), Gutsbesitzer zu Trampe
Heinrich Emin von Wildenbruch
Geboren am 21.10.1842, gestorben am 14.3.1893. Er war Oberst des Generalstabes der Armee und Mitglied der Kriegsakademie. Er ist der älteste Bruder des Dichters Ernst von Wildenbruch und ein Urgroßneffe Friedrichs II.
Das Grab des Dichters Ernst von Wildenbruch befindet sich auf dem historischen „Alten Friedhof“ in Weimar. Es bestehen Hinweise, daß die Mutter und zwei Brüder des Dichters auf dem Garnisonfriedhof bestattet worden waren. Der Grabstein des ältesten Bruders, Emin von Wildenbruch, ist noch vorhanden. Die Brüder waren Urgroßneffen Friedrichs II. Ihr Vater, General Louis von Wildenbruch, war ein Sohn des Prinzen Louis Ferdinand von Preußen.
Heinrich Christoph Karl Hermann Graf von Wylich und Lottum
Generalleutnant, geboren als Sohn eines Generals am 8. Januar 1773, gestorben am 8. Februar 1830. Als Dragoneroffizier Teilnahme an den Feldzügen gegen die französische Republik 1792/1795 und an den Feldzügen gegen Napoleon 1806 und 1813/1815. 1803-1805 Mitglied der Militärischen Gesellschaft in Berlin. Ab 1829 Kommandant der Festung Torgau.
Die Grabstelle ist nicht erhalten.
Gustav Adolf von Ziegler
Generalmajor (1808-1882), Sohn eines preußischen Offiziers, 1824 Eintritt als Grenadier in das Berliner Kaiser-Franz-Regiment. 1826 Sekondeleutnant, 1830-33 Besuch der Allgemeinen Kriegsschule, 1846 Hauptmann im 17. IR. Teilnahme am Feldzug gegen die Volksbewegungen in der Pfalz und in Baden 1849. Roter Adler Orden, Erlebnisdbericht „Erinnerungen aus dem Jahre 1849 für das Königl. Preuß. 17. Infanterieregiment“. Danach Kommandeur eines Ladwehrregiments und der Festung Minden, Chef der Freimaurerloge Berlin.

Grabstein Zieglers auf dem Garnisonfriedhof, am Kubus die Insignien der Freimaurerloge, vereint mit dem
Symbol des preußischen Offiziers, dem Eisernen Kreuz nach dem Entwurf Schinkel
Rühle von Lilienstern – Einer der klügsten Offiziere der preußischen Armee, Freund des Dichters Heinrich von Kleist, Herausgeber und Verfasser bedeutender militärwissenschaftler Publikationen, Schüler und lebenslanger Verehrer des Generalstäblers Christian von Massenbach, hat auf dem Berliner Garnisonfriedhof seine Spuren hinterlassen, obwohl er selbst in Salzburg begraben liegt. Aber das Grab seiner Frau befindet sich auf diesem Friedhof, daher beginnt die Spurensuche an Ihrem Grab, obwohl kein Stein oder Eisenkreuz zu finden ist. Aber eine Broschüre in den Berliner Archiven:
anno 1848 – am 10. April. Unruhige Tage im revolutionärer Berlin. Angereist sind Kunsthändler von Rang aus Kopenhagen, London, aus Köln, Hamburg, Breslau, Leipzig, Braunschweig, anwesend die Herren Meyer und Walter aus Berlin. 56 wertvolle Stücke kommen unter den Hammer – von Hans Holbein bis Bartolomé Esteban Murillo. Eine Sammlung aus dem Nachlass des preußischen Generals Rühle von Lilienstern, verstorben vor einem Dreivierteljahr in Salzburg.
Wer war dieser General, dessen Name nicht nur den Militärhistorikern, sondern auch den Germanisten und Kunstwissenschaftlern geläufig ist, dessen Schriften auch heute noch im renommierten Wiener Karolinger Verlag herausgegeben werden (Man lasse sich nicht durch die martialisch anmutenden Titel abschrecken – „Reise mit der Armee 1809“ oder „Apologie des Krieges).
Geboren wurde er 1780 in der Prignitz, im kleinen Dörfchen Königsberg, das Gutshaus aus jener Periode steht noch, mehrfach umgebaut, eine Schule angehängt, aber doch noch erkennbar als Schmuckstück der einfachen adligen Grundbesitzerfamilie aus friderizianischen Zeiten. Der Vater schickte den 13-Jährigen in die Berliner Kadettenanstalt, dort fiel Johann Jakob Otto August durch Fleiß, Neugier, Sprachbegabung und und Zeichentalent auf. Nicht verwunderlich, waren doch zwei seiner Professoren die in der Kulturszene der königlichen Residenz hochangesehenen und später in Spitzenpositionen gelangten Karl Wilhelm Ramler (Intendant des Schauspielhauses am Gendarmenmarkt) und Heinrich von Minutoli (einer der Gründungsväter der ägyptischen Sammlungen). Der begabte Jüngling erstieg schnell die ersten Sprossen der militärischen Stufenleiter, schon mit 15 Jahren ist er Fähnrich in der Potsdamer königlichen Garde. Obwohl ihm die Kriegserfahrung fehlt, ist er bald Leutnant im Regiment Nr. 5, versetzt dank seines Zeichentalents in die „Plankammer“, der topografischen Abteilung des Generalstabes.
In jenem Potsdamer Eliteregiment kommt es zur schicksalhaften Begegnung mit dem Leutnant Heinrich von Kleist, beide vereint in der Ablehnung des Kadavergehorsams, der Säule der preußischen Armee, für denkende und humanistisch gesinnte Offiziere in der Periode der Aufklärung eine Schande, ein hassenswertes Überbleibsel aus den Tagen des großen Friedrich. Kleist demissioniert, Rühle von Lilienstern bleibt, aber in der Nische der Plankammer. Ihre enge Freundschaft überdauert die Jahre, überdauert den nächsten Krieg, ihr Idol wird der Stabsoffizier Christian von Massenbach, einer der politisierenden Köpfe in Preußens Militär, der den Leutnant Rühle von Lilienstern in die Gruppe der jungen Talente aufnimmt, denen er in der „Militärischen Gesellschaft zu Berlin“, in der „École de génie de Potsdam“ und in einer topographischen Spezialeinheit des Generalstabes eine Sonderausbildung zukommen lässt.
Informell wird Rühle persönlicher Adjutant des Obersten von Massenbach, teilt auch dessen politische Auffassung, dass nicht das revolutionäre Frankreich, sondern die konservativen Mächte Russland, Österreich und England die strategischen Gegner Preußens seien. Der Oktober 1806 findet Rühle nun offiziell als Adjutant im Stab des Fürsten Hohenlohe, kommandiert von Massenbach, verheerend geschlagen durch die Truppen Napoleons in Thüringen. Rühle veröffentlicht als einer der Ersten einen schonungslosen Bericht über den Zusammenbruch von Armee und Staat Preußens in jenem Herbst („Bericht eines Augenzeugen …“, herausgegeben bei Cotta in Tübingen). Dem Schicksal der längeren Gefangenschaft entgangen, trifft Rühle 1807 seinen Freund Kleist in Dresden wieder und wird in die kulturpolitischen Auseinandersetzungen um die neue Ästhetik der Künstlergruppe um Caspar David Friedrich hineingezogen. Seine publizistischen Arbeiten aus diesen Jahren sind heute noch lesenswert, insbesondere zum Gemälde „Kreuz im Gebirge“. Er unterstützt Kleist bei der Herausgabe der Zeitschrift „Phoenix“, im Ringen um die Aufführung der Theaterstücke, beim Aufspüren von Geldmitteln.
Nach dem Tode Kleists und dem Ende der Napoleonischen Kriege wird Rühle zu einem der herausragenden und geschätzten höheren Offiziere im Berliner Großen Generalstab Preußens. Er initiiert die Schaffung eines eigenen lithograpischen Instituts der Armee, setzt sich leidenschaftlich für die Erhöhung der Qualität der Kartographie ein, für intensive Forschungen auf den Gebieten der Orientalistik, der Afrikanistik, der Statistik, der Wirtschaftsgeographie. So ist es nicht verwunderlich, dass der nunmehrige General Rühle von Lilienstern, Abteilungsleiter im Generalstab, im engen Kontakt zu den Freunden in Dresden, Weimar, Erfurt, Jena und im Rheinland sich auf dem Laufenden hält über neuen Tendenzen der Kunst- und Literaturszene und auch auf dem Kunstmarkt aktiv ist. (Interessierte können jenes Auktionsverzeichnis ab Mitte Oktober auf Anfrage über meine e-mail-Adresse dr.dieter.weigert@gmail.com bestellen)
Die Hugenotten
Der „gesunde Menschenverstand“ sagt uns, dass Hugenottenfamilien in Brandenburg-Preußen für die Beisetzung ihrer Angehörigen sich Plätze auf ihren eigenen Friedhöfen auswählten – an der Liesenstaße, an der Chausseestraße. Dort finden wir die Gräber Fontanes, Chodowieckis, Ravenés, Ancillons und Devrients. Aber da gab es auch Ausnahmen – die Offiziere der Berliner Garnison hugenottischer Abstammung. Drei von Ihnen liegen auf dem alten Garnisonkirchhof an der Linienstraße begraben und die sterblichen Überreste eines Generals fanden sich – mumifiziert – in einer Gruft unter der l’église militaire, der Garnisonkirche an der Kreuzung Spandauer Straße und Neue Friedrichstraße. Die Gruft wurde samt der Kirche durch die Bomben des Zweiten Weltkrieges zerstört, die Gräber der anderen drei sind erhalten, zwei davon mit ihren originalen Grabmonumenten des 19. Jahrhunderts.

Da finden wir den Grabstein für Pierre de Colomb, geboren am 19. Juli 1775, gestorben am 12. November 1854. Er war hugenottischer Abstammung, verwandt mit der Mutter der Brüder Humboldt und ein Schwager Blüchers. Als Rittmeister und Kampfgefährte Lützows nahm er in den Jahren 1813/14 an den Napoleonischen Kriegen teil und zeichnete sich als Anführer einer Freischar aus. Er war zuletzt General der Kavallerie und ab 1841 Kommandant von Berlin. Sein Grab befindet sich im Feld VI des alten Friedhofs.
Nur wenige Schritte entfernt liegt eine Steinplatte, auf ihr die Daten eines Oberstleutnant mit französischem Familiennamen – GONTARD (1764 – 1839). Karl Ludwig werden als Vornamen verzeichnet, als militärische Funktion die eines „Platzmajors“. Jener Offizier, Ehrenbürger der Stadt Berlin, war der Sohn des großen königlichen Architekten Carl Philipp Christian von Gontard, des Schöpfers der Kuppelbauten neben den beiden Kirchen auf dem Gendarmenmarkt.
Der Ehrenbürgertitel wurde ihm verliehen, weil er aus Sicht der Stadtverwaltung in den Jahren der französischen Besatzung 1906-1809 umsichtig und diplomatisch die französisch-deutschen Konflikte auf ein Minimum reduzierte. Von seiner ursprünglichen Grabanlage ist leider nur ein Foto erhalten.

Der Baron de la Motte Fouqué ist der bekannteste der auf jenem Friedhof beigesetzten Offiziere hugenottischer Abstammung. (1777 – 1843). Er entstammte einer adligen hugenottischen Emigrantenfamilie. Der Großvater war General unter Friedrich II. Fouqué war ab 1794 acht Jahre im aktiven Militärdienst.

1813 meldete er sich für die freiwilligen Verbände gegen Napoleon. Ende 1813 quittierte er den Dienst aus gesundheitlichen Gründen. Zu seinem militärischen Freundeskreis zählten u.a. von Gneisenau, von Valentini und von dem Knesebeck.
Im Januar 1803 heiratete Fouqué Karoline Rochow, geborene von Briest. Wohnsitz war nun für etwa 30 Jahre Schloss Nennhausen. Fouqué arbeitete als Schriftsteller und Herausgeber. Nennhausen wurde Treffpunkt für einen literarischen Freundeskreis, gruppiert um Heinrich von Kleist. Von der Vielzahl romantischer Dichtungen ist das bis in die Gegenwart bekannteste Werk „Undine“. Dieses 1811 entstandene Kunstmärchen wurde von E.T.A. Hoffmann und A. Lortzing vertont. H.W. Henze erarbeitete daraus ein Ballett.

Das Grab befindet sich im Feld III.
Bleibt noch der General, dessen mumifizierte Leiche in Uniform bis zum Zweiten Weltkrieg in einer Gruft der Berliner Garnisonkirche ruhte:
Anton Wilhelm von L’Estoq
Am Dienstag, d. 10. Januar 1815 meldeten die „Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen“: „Am 5ten dieses, früh um ein Viertel auf 6 Uhr, endigte eine Lungen-Entzündung das thatenvolle Leben Sr. Exzellenz des Generals der Cavallerie, Ritters des Königl. großen schwarzen und des rothen Adler-, imgleichen des Verdienst-Ordens, auch des Russischen St. Alexander-Newsky und Stt. Georgen-Ordens zweiter Klasse, Domprobst zu Brandenburg etc. etc., Herrn Anton Wilhelm von L’Estocq, im 77sten Jahre seines Alters.“
Geboren 1738 in Celle als Sohn eines preußischen Offiziers hugenottischer Abstammung, trat L’Estocq 1757 als Fahnenjunker in das Berliner Regiment Gensd’armes ein und nahm im Siebenjährigen Krieg an den Schlachten von Zorndorf, Kunersdorf und Torgau teil. 1761 erhielt er für das Gefecht bei Langensalza den Orden Pour le mérite. Im Jahre 1768 wurde er Premierleutnant und in das Regiment des Husaren-Generals von Zieten versetzt, dessen Adjutant er wurde. In kürzester Zeit durchlief er die Stationen Stabsrittmeister, Major und Oberstleutnant, schließlich ernannte König Friedrich Wilhelm II. 1790 den Husarenoffizier L’Estocq zum Obersten und Bataillonskommandeur im Regiment von Eben (Husarenregiment Nr. 2).

Im Feldzug gegen Frankreich 1793/94 nahm er an den Gefechten bei Kaiserslautern, Morsbrunn und Trippstadt teil und wurde 1794 Kommandeur des Husarenregiment Nr. 2. Nach dem Frieden von Basel (1795) war das Regiment Nr. 2 Bestandteil des Armeekorps in Westfalen, das die Demarkationslinie zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich überwachte.
1803 wurde der inzwischen zum Generalmajor avancierte L’Estocq im nach der dritten polnischen Teilung gewonnenen Neu Ostpreußen eingesetzt und zum Chef des Husarenregiments Nr. 9 sowie zum Oberkommandierenden aller in diesem Gebiet stationierten preußischen Truppen ernannt.
1805 erreichte er den Rang eines Generalleutnants, den Feldzug 1806/07 erlebte er in der Schlacht bei Preußisch-Eylau, dort konnte er mit dem Schwarzen Adler Orden ausgezeichnet werden.
L’Estocq war einer der wenigen Generale, die ihren Rang nach dem Zusammenbruch der alten preußischen Armee behalten durften. 1807 belohnte ihn der König darüberhinaus mit der Domprobstei von Brandenburg/Havel und ernannte ihn zum Mitglied der Immediatkommission zur Untersuchung der Kapitulationen und sonstiger Ereignisse des letzten Krieges.
Einen der Höhepunkte der militärischen Karriere des Generals von L’Estocq bildete die Berufung zum Gouverneur der Residenz Berlin am 12.11. 1808. Im Jahre 1815 starb L’Estocq in Berlin und wurde am Sonntag, d. 8. Januar in den Grüften der Garnisonkirche mit feierlichen Ehren bei Anwesenheit der königlichen Prinzen und der Berliner Generalität beigesetzt.
SONIA HORN – polnische Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime

Das „Scheunenviertel“ im Berliner Osten war Zufluchtsort seit Jahrhunderten für verfolgte aus dem Riesenreich der russischen Zaren – Juden und Nichtjuden aus Polen, der Ukraine, den baltischen Ländern, Weißrussland. Die Kneipen, kleinen Kellerläden, die Hinterhöfe der Münz-, Grenadier-, Hirten-, Dragoner-, Mulackstraße beherbergten die Ärmsten der Armen, aber auch schon diejenigen, die es schon zu etwas gebracht hatten – kleine Straßenhändler, Musikanten, Zuhälter, Spitzel der Geheimpolizei, Flickschuster und Änderungsschneider.
Wir wissen leider nicht, wie die Frau hieß und welche Tätigkeit sie ausgeübt hatte, bei der die Polin Sonia Horn im April 1945 nach ihrer Entlassung aus dem Konzentrationslager Ravensbrück Zuflucht gesucht hatte. Wir wissen, dass sie eine Verwandte oder eine Freundin der Mutter Stanislawa Kowalska war, dass sie in der Mulackstraße 23 wohnte. Und wir kennen das tragische Schicksal der jungen Frau, denn ihr Grabstein in der südöstlichen Ecke des benachbarten alten historischen Garnisonfriedhof gibt Auskunft: sie starb am 29. April 1945, am vorletzten Tag des Krieges.
Was wissen wir aus ihrem Leben? Sonia war die Tochter einer Polin und eines deutschen Vaters, wuchs bei der Mutter in Myslowice (Schlesien) auf, nahm als Kind Tanzunterricht, wird aber in einer Klosterschule auf das „wirkliche Leben“ vorbereitet. Sie verliebt sich in den Lehrer Franticzek Roj, folgt ihm 1939 nach der Niederlage der polnischen Armee, deren Angehöriger ihr Geliebter als Reserveoffizier ist, in den Untergrund und nimmt aktiv am Widerstandskampf teil. Durch Verrat fliegt die Gruppe auf. Franticzek, der die Zusammenarbeit mit den Deutschen im Krieg mit der Sowjetunion ablehnt, wird 1943 von den Nazis in Auschwitz erschossen, Sonia in des KZ Ravensbrück verschleppt. Sie übersteht die Quälereien, spendet ihren mitgefangenen Frauen und Kindern durch Tanz Trost, überlebt das Grauen und kommt im Frühjahr 1945 frei. Zwei mögliche Erklärungen für das „Verschwinden“ des Häftlings Sonia in diesen letzten Monaten des Krieges, als die Rote Armee näher rückt, werden aufgrund mangelnder Archivmaterialien von den Historikern angeboten – entweder die Flucht aus der Stadt Oranienburg, nachdem es ihr gelungen war, sich eine Stelle als „dienstverpflichtete Helferin“ bei einem SS-Arzt zu verschaffen oder ein Listenplatz für die Transporte nach Skandinavien des Internationalen Roten Kreuzes, den sie sich durch Bestechung oder falsche Papiere besorgt haben könnte.
Es gelingt – sie schlägt sich nach Berlin in die Mulackstraße durch, will das Ende des Krieges hier abwarten. Es ist ihr nicht vergönnt – sie fällt den letzten Straßenkämpfen in Berlin-Mitte, im „Scheunenviertel“ zum Opfer, ihr Körper wird in einem Massengrab Anfang Mai auf dem alten Militärfriedhof zwischen Linien- und Mulackstraße beigesetzt.
Dr. Dieter Weigert, im März 2023