Sie scheinen sich charakterlich und thematisch ähnlich – das Berliner Bodemuseum und das Musée de Cluny in Paris. Die Dame mit dem Einhorn ist der strahlende Stern in Paris, die schwebende Maria Magdalena der Publikumsliebling in Berlin.


Um diese Figuren bewegen sich in beiden Museen vor allem Skulpturen aus der gotischen Kunstperiode, der die heutigen staatlichen Begrenzungen Frankreichs, Deutschlands, Belgiens, Der Niederlande, Luxemburgs, Italiens und der Schweiz fremd waren. Es war der Raum des gotischen Nordens, aus dem die bedeutenden Meisterwerke jener beiden Museen stammen – und daher stehen auch die Darstellungen der Heilgen Maria Magdalena für uns im Vordergrund

Damit sind wir beim heutigen Frauenbild. Auf den deutschen Fernsehschirmen und auf den Monitoren der Laptos, auf den Mobiltelefonen erscheinen in diesem Jahr mehr Frauengesichter als vorher – ist jedenfalls mein Eindruck. EU, die bundesdeutsche Ampel, die Titelblätter der Illustrierten – „mächtige“ weibliche Gestalten sollen uns das IMAGE vorgaukeln, die mehr oder weniger Schönen seien auf dem Karriere-Vormarsch. Die Realität der Alleinerziehenden-Gesellschaft, der Sitzungen der Vorstände der börsennotierten Großkonzerne, das visuelle Erscheinungsbild von G7, G20, BRICS, UNASUR – wohin man schaut: Gruppenbild ohne Dame(n)!


Ohne Dame nach wie vor: VATIKAN!


Der „Heilige Vater“ schaut grimmig einher – aber doch wohl nicht auf der Suche nach Damen. Oder hatte er eine Debatte hinter sich über Maria Magdalena? Denn das wäre doch ein Thema angesichts des frauenfeindlichen Klimas in seiner kalten geistlichen Umwelt.
Für mich aber ein Grund mehr, die Erinnerung an jenen Winter 2018/19 wachzurufen. in dem ich mich intensiv mit der Biographie der Heiligen und der widersprüchlichen Resonanz selt zweitausend Jahren bschäftigte.
„Hätten Sie doch geschwiegen, verehrte Petra Gerster“
hatte ich meinen blog vom 1. Dezember 2018 überschrieben. Die Zeilen sind so aktuell wie denn ud je, so dass ich es wage, sie heute noch einmal in Erinnerung zu rufen:
„… dann würde ich in weiterhin mit Unbehagen, aber doch ohne öffentlichen Protest den zwangsweisen Einzug der Gebühren für das ZDF erdulden, auch wenn ich vieles an der tendenziellen Berichterstattung, an den Kommentaren und an den Features kaum ertrage.
Aber Ihr jüngster Beitrag zum heiligen Paulus, einer Ikone von Millionen Christen, lässt alles vermissen, was Ihnen vermutlich vor Jahrzehnten ehrliche Journalisten als Standardtugenden des Berufsstandes vorgelebt und gepredigt haben: Objektivität, Achtung vor der Meinung des Opponenten, tiefgründiges Studium historischer Fakten und Dokumente insbesondere bei Fragen der Religion, der Weltanschauung und der Ethik.
Jene 45 Minuten kostbarer Sendezeit waren nicht nur journalistisch eine Zumutung, mehr eine Tourismus-Werbung für den Nahen Osten, Malta, Griechenland und Rom als eine Sendung zur Vertiefung unserer religionsgeschichtlichen Kenntnisse – sie waren eine Beleidigung für jene Menschen (Frauen, Mädchen und Männer) christlichen Glaubens, die seit Jahrzehnten mutig versuchen (ohne Ihr Gerstersches familiäres, finanzielles und parteipolitisches CDU-Hinterland), die historische Rolle von Frauen in der urchristlichen Bewegung ihren Kindern, Schülerinnen und Schülern, Freundinnen und Freunden und auch einer breiten interessierten Öffentlichkeit lebhaft und verständlich zu schildern. Die historische Figur des Saulus/Paulus steht bei diesem Bemühen immer mehr in der Kritik, vor allem seine in den Texten nachweisbaren Anstrengungen, aktive Frauen wie u.a. Maria Magdalena aus den Geschehnissen um die Hinrichtung und die Auferstehung Jesu für die urchristlichen Gemeinden und auch für die Nachwelt hinauszudrängen und sich in die Position des alleinigen Führers der geistigen und politischen Bewegung im Erbe Jesu zu bringen. An dieser Stelle begann der bis heute anhaltende scharfe Kampf – unter entscheidender Teilnahme des römischen Bürgers und Juden Paulus – um die Durchsetzung des Patriarchats innerhalb der christlichen Gemeinden, um das Hinausdrängen von Frauen aus Führungspositionen und um das „Redigieren“ von Texten. Für jene Maria aus Magdala war Paulus ein Opponent, kein Verbündeter in ihrem Ringen um die Gleichstellung der Frauen in der christlichen Bewegung. Bei Petra Gerster hört sich das anders an: Wenn es auch gegenteilige Texte in den Briefen des Paulus gibt, war er doch kein aktiver Verfechter des Patriarchats, die bis heute gültige frauenfeindliche Doktrin der katholischen Kirche sei durch den Klerus erst Jahrhunderte später durchgesetzt worden, man könne sie nicht auf Paulus zurückführen. Frau Gerster – welche Geschichtsverdrehung für eine Redakteurin im öffentlich-rechtlichen Fernsehen! (So etwa würde man bei anderen mit der Keule des „Staatsfernsehens“ erledigen). Petra Gerster verrät ihren Konservatismus auch dadurch, dass sie den Namen der Maria aus Magdala in jenen 45 Minuten kein einziges Mal erwähnt, geschweige denn sich mit ihrer historischen Rolle im Detail auseinandersetzt.
Vielleicht erleben wir ein Wunder – Frau Gerster wird zur Persönlichkeit der Maria Magdalena ernsthaft recherchieren und ihren Einfluss im ZDF nutzen, um eine moderne Sendung zu diesem Thema zu produzieren, die dann unseren ungeteilten Beifall finden kann.

Einen zweiten blog habe ich in jenem Winter „nachgereicht“ (6. Dezember, „Petra Gerster Nummer 2“):
„Auf der Suche nach der „echten“ Maria Magdalena stieß ich auf die Legenda aurea – sehr interessante Ausgabe in deutscher Sprache, gesetzt und gedruckt in „SCHWABACHER“. Leider ist diese Schriftart im Angebot meines Rechners nicht enthalten, so dass wir uns heute das Vergnügen des gemeinsamen, geteilten Lesens im Mittelalter-Lebensgefühl nicht erlauben können.
Satz und Druck war aber auch das Einzige, was mich an diesem Buch beeindruckte – ansonsten leider nur die traurige Gewissheit, dass die heiligen Herren Petrus, Paulus, Augustinus totalen Erfolg hatten in ihrer Manipulation der blinden, tauben, stummen Bauern- und Fischermassen der Spätantike und des frühen Mittelalters. Die Legenden, Biographien, Sagen, Predigten. die der Genueser Mönch, spätere Bischof Jacobus de Voragine im 13. Jahrhundert sammelte und veröffentlichte, waren ein Bestseller, sie befriedigten ein Massenbedürfnis und fanden starke Unterstützung bei der päpstlichen Kurie. Der Herausgeber meiner Ausgabe, der Heidelberger Kulturhistoriker Richard Benz, hatte sich – verständlich angesichts seiner nationalkonservativen Grundposition – weniger mit den Verfälschungen der historiographischen Darstellungen der ersten Jahrhunderte der christlichen Religionsgeschichte auseinandergesetzt als mit den aus seiner Sicht wesentlicheren Einflüssen der germanischen Mythen- und Sagenwelt auf das aus dem Orient kommenden theologischen Gerüst der weströmischen Kirche.
Die für mich relevanten Abschnitte der Publikation sind die über Maria Magdalena, Martha, die ägyptische Maria, über die „Auferstehung des Herrn“, über die „Passion des Herrn“. Das Urteil über Maria Magdalena ist gesprochen – sie war die schuldige Sünderin, hatte sich der „leiblichen Wollust“ hingegeben und dann schwer gebüßt: dem Überfluss der Sünde entsprach der Überfluss der Gnade! – „und wieviel Lust in ihr gewesen war, soviel Opfer brachte sie nun“! In diesen Abschnitten finden sich alle überlieferten oder erfundenen Ereignisse aus dem Leben der Maria Magdalena zusammengebunden oder lose verknüpft, denen sich Maler, Bildhauer, Prediger, Kirchenfürsten bedienen: die Begegnung mit Jesus im Hause des Pharisäers Simon, die Bevorzugung Marias gegenüber Martha im Haus der Schwestern in Bethanien, das Ausharren am Kreuz gemeinsam mit der Mutter Maria, die erste Begegnung mit Jesus nach seiner Auferstehung am „dritten Tage“, die sehr weither geholten und für viele Theologen unglaubwürdigen Begebnisse der „ägyptischen Maria“ einschließlich ihrer Himmelfahrt sowie auch die französischen Varianten der Überfahrt an die Küste im Raum Marseille und das Wirken bis zum Tode in der Provence. Nicht verwunderlich, dass kein Wort über die unmittelbare Nähe dieser „Jüngerin“ zu Jesus verloren wird, über ihre herausragende Rolle in der Formierung der Gruppe nach der Hinrichtung ihres Führers Jesus, über die erfolgreichen machtpolitischen Bestrebungen von Petrus und Paulus zur Ausschaltung der Maria Magdalena und die Ergreifung der Spitzenpositionen in dem sich entwickelnden urchristlichen Verbund der lokalen Gemeinden.
Fazit: Die Sünderin dominiert, die kämpfende Frau bleibt auf der Strecke – in Theologie und Kunst.“
Bei Journalistinnen und Journalisten setzt man normalerweise voraus, dass sie sich auskennen in den Weiten des kulturellen Erbes des „jüdisch-christlichen Abendlandes“, das sie so eloquent vertreten -also auch in der Vielfalt der Darstellungen der MADELEINE in den französischen Sammlungen: die Frau, die ihren Schmuck, ihren Reichtum, ihre wertvollen Kleider ablegt, die sich den Büchern und der Wissenschaft widmet. Kennt unsere TV-Ikone jene Bildnisse und aus dem Stein oder Holz geformtem Körper der MADELEINE ?






Worin liegt nun die gesteigerte Aktualität der Persönlichkeit der Maria aus Magdala, ihrer eweiterten Ausstrahlung in der Gegenwart? Wir kommen der Antwort näher, wenn wir uns fragen, warum in den letzten Jahrzehnten die Persönlichkeit der Maria Magdalena besonders in Frankreich auch außerhalb der theologischen Fachkreise intnsiver diskutiert wird. Noch im Jahre 1995 konnte man im PETIT LAROUSSE die kurze lapidare Notiz finden:

Heute umfasst die WIKIPEDIA-Fassung des Themas etwa 10 Druckseiten, incl. 38 Abbildungen, bibliographische Verweise etc. mit der Tendenz der Ausweitung. Religions- und kirchengeschichtliche Experten wie auch Kulturwissenschaftler führen dieses gestiegene Interesse hauptsächlich auf zwei Faktoren zurück – einerseits auf reale oder fiktive Besonderheiten in der Biographie Maria Magdalenas, die mit der Geschichte Frankeichs verbunden sind und andererseits auf gesellschaftspolitische Entwicklungen in West- und Mitteleuropa der letzten Jahrzehnte, die jene christliche Heilige zu einer Identifikationfigur für bestimmte größere Gruppen von Aktivistinnen und Wählerinnen machten.
Symbolisch für den Frankreich-Bezug stehen m.E. die figürlichen Darstellungen der Landung der „drei Marien“ nach einer langen Bootsfahrt aus Palästina in den Kirchen und an öffentlichen Plätzen der französischen Mittelmeeküste

Maria aus Magdala, die Gefährtin des Wanderpredigers Jesus Christus, wird mit dieser Anlandung Französin, damit entsteht ein enger persönlicher Bezug der Franzosen zu den Ursprüngen des Christentums. Das Buch von Thierry Murcia zum Thema symbolisiert die Renaissance der intellektuellen Debatten gerade im gegenwärtigen Frankreich zur Rolle der Frau in der Gesellschaft.

Der zweite Aspekt betrifft den neudeutsch genannten „intellektuellen Diskurs“ hierzulande noch stärker – die christliche Heilige Maria Magdalena wird zur Identifikationsfigur im gsellshaftspolitischen Kontext ! Vor dem Hintergrund der Krise im traditionellen Parteienspektrum der Gründungsstaaten der europäischen Gemeinschaft suchen die Parteistrategen nach neuen Einflußpotentialen, die sie zur Stabilisierung in der sogenannten „Mitte der Gesellschaft“ benötigen und die den Platz einnehmen könnten, den der Verlust in den Reihen der ehemaligen Arbieterparteien, der christlich orientierten und der liberalen Parteien geschaffen hat. Politikwissenschaftler registrieren jene Potentiale, die mit dem Aufkommen neuer gesellschaftlicher aktiver Gruppen und Bewegungen entstanden sind – Abrüstung und Frieden, Naturschutz, Immigration, innerkirchlicher Protest, neue kulturpolitische und emanzipatorische Bewegungen. Für viele Experten ist es nicht überraschend, dass vor allem Frauen zu Identifikationsfiguren der aus diesen Potentialen entspringenden politischen Gruppen werden – und unter diesen Frauen eine christliche Heilige wie Maria Magdalena eine beseutende Rolle spielt, die vor allem Ziele des ursprünglichen Christentums repräsentiert.

Was zeichnete diese Frau aus? Sie entstammte nicht den unteren Schichten der damaligen Gesellschaft Palästias, sondern war eine Frau „aus den besseren Kreisen“, verfügte über beträchtlichen Besitz, den sie „der Bewegung“ des Wanderpredigers Jesus zur Verfügung stellte. Mit dieser Frau können sich heute Tausende Aktivistinnen und Anhängerinnen der UR-grünen und ehemals sozialistischer und liberaler Parteien voll und ganz identifizieren ! Die männlichen und weiblichen Klimaaktiven der Gegenwart finden sich vor allem in der Naturverbundenheit der Eremitin Maria Magdalena (im Voll-Haarkleid) wieder, wie sie uns in mehreren Bildern der Renaissance entgegentritt:

Auch das „Allzumenschliche“, ihre vermutlich körperliche Liebe zu Jesus und die ihr später durch die orthodoxen „Kirchenväter“ zugeschriebenen Prostitutions-Bezüge, finden heute mehr positive als negative Resonanz in Kreisen ihrer politischen Bewunderer*Innen und bei Künstler*Innen.



Selbst die dem EUROPA-Zentrismus verpflichteten Vasallinnen und Vasallen des MAINSTREAMS trägt unsere Suche in Paris Rechnung:

An dieser Stelle brechen wir für heute ab. Vielleich ergiebt sich bei der Beantwortung eingehender Fragen die Gelegenheit einer weiteren Debatte
Helfen Blicke ins tiefe Mittelalter ?


Es war schon eine Entscheidung von gewisser persönlicher Stärke, als Hildegard, die dritte Gemahlin des fränkischen Kaiser Karl die Benediktiner-Nonne LIOBA (um 710 – um 782) an ihren Hof holte. Sie erhoffte sich geistigen und moralischen Beistand von einer Frau, die im männlich dominierten christlichen Klerus ihren Platz, ihre Autorität erkämpft hatte. Obwohl LIOBA einen ständigen Aufenthalt in der Nähe der Kaiserin ausschlug, da er ihr unvereinbar erschien mit den Pflichten als Klosterinsassin und Äbtissin,

konnt sie als Lehrerin, Beraterin, Vertraute und mütterliche Freundin erheblichen Einfluss aus die Kaiserin, die Mutter von 8 Kindern, ausüben. Ihre in den Biographien überlieferte unorthodoxe Art der Lebensführung, der Wissensvermittlung, der Erziehung der ihr anvertrauten jungen Mädchen und Frauen in den Klöstern hat gewiss eine Rolle gespielt bei der Zuneigung der jüngeren Kaiserin zur theologisch und philosophisch hochgebildeten Gefährtin. Wir können m.E. davon ausgehen, dass in den Gesprächen zu den um die Rolle der Frau im christlichen Umfeld gruppierten Themen einen beträchtlichen Raum einnahmen – darunter sicherlich auch die Stellung Maria Magdalenas in den Ursprungsjahren des Christentums.

Gerade diese Frau im allernächsten Umkreis von Jesus Christus wurde jahrhundertelang verleumdet, als Prostituierte verachtet, schrittweise aus den „heiligen“ Schriften verbannt, und in ihrer Rolle als weibliche Vertraute des „Erlösers“ herabgewürdigt. Heinrich von Kleist hat ihr in dem Gedicht „Der Engel am Grabe des Herrn“ („Phöbus“, 1808) eine Würdigung zukommen lassen, die sich auch indirekt mit den vielfältigen Verfälschungen jener treuen Kameradin des Wanderpredigers Jesus in der bildenden Kunst seit dem Mittelalter auseinandersetzt.

Allen Interessenten, die jene Passage aus dem „Phöbus“ nicht griffbereit haben, hier zu gefl. Lektüre der Abdruck des Originals (Erstes Stük, Januar 1808, S. 38/39):


SALLE 210 – AILE RICHELIEU – NIVEAU 0 :

Sie steht ganz oben auf meiner nächsten Besuchsliste in Paris. Diese Statue der heiligen Maria Magdalena ( „Saint Marie Madeleine tenant un vase à parfum“, um 1430) begegnete mir bei meinem ersten Paris-Besuch durch Zufall im Louvre und blieb fest im Bildgedächtnis haften. Viel wusste ich damals noch nicht von ihr, der MADELEINE, aber die Neugierde war geweckt. Ich glaube, keine Stadt auf dieser Erde ist so eng mit dem Schicksal dieser christlichen Heiligen verknüpft wie PARIS.
Ich bin auch ebenso fest davon überzeugt, dass es in den Museen und Kirchen einer anderen Stadt so viele Gelegenheiten einer Begegnung mit Maria Magdalena gibt wie in der französischen Hauptstadt – und das liegt nicht primär an der Existenz der Kirche La Madeleine im 8. Arrondissement !
Ein zweites Beispiel für die Fülle der Kunstwerke zum Thema, ein Gemälde aus dem Mittelalter:

Louvre, aile richelieu, niveau 2, Salle 814
Exemplarisch vorab drittens ein „Tableau des Malers Charles Le Brun“ aus dem 17. Jahrhundert, das kürzlich durch eine Galerie zur Versteigerung kam. Die heilige Maria Magdalena ist zu Füßen des Kreuzes eindeutig zu identifizieren durch das Salbengefäß und das aufgelöste Haare, Attribut einer „Sünderin“.

Aus der Ankündigung der Galerie ARTCURIAL:
„Commentaire : Dans sa ‚Vie de Charles Le Brun et description détaillée de ses ouvrages‘, Claude Nivelon évoque une ‚Crucifixion‘ commandée au peintre à Rome par Jean-Baptiste de Lascaris, Grand Maître de l’Ordre de Malte. Voici ce qu’écrit Nivelon : “ M. le résident de Malte fit faire à M. Le Brun un tableau pour le Grand maître [de l’ordre des chevaliers de Malte], qui est un Crucifix sur cuivre d’environ deux pieds de haut. Cette composition est de six figures. Saint Jean-Baptiste y est représenté debout comme étant le patron de cet ordre illustre des défenseurs de la religion. Il montre au spectateur le Christ en croix, comme pour expliquer ce qu’il porte écrit, que c’est l’agneau immolé pour le salut du monde. Saint François, dont le Grand maître portait le nom, y est représenté embrassant le bas de la croix, pour exprimer les saints vœux de ce grand chef de l’ordre des croisés… „1. Le reste de la description correspond elle aussi à l’iconographie de notre tableau.
Seul notre tableau semble à ce jour témoigner de cette composition décrite par Nivelon comme réalisée sur cuivre et non sur toile, il est particulièrement intéressant de noter sur notre tableau la figure supposé d’un saint François, recouverte dans un second temps d’un bleu de ciel et d’un paysage en repentir. Notre tableau aurait-il été réalisé dans l’atelier du maître devant le tableau décrit par Nivelon et ensuite modifié pour pouvoir satisfaire un client ne souhaitant pas voir saint François figurer au pied de la croix ? La mention de Nivelon stipulant que le tableau comprenait un saint François “ dont le Grand maître portait le nom “ nous étonne aussi alors que le Grand Maître se prénommait Jean-Baptiste.
Une gravure par Tardieu illustre cette composition mais avec des variantes ; cette dernière ne compte pas le même nombre de personnages, les figures de saint François et de saint Jean-Baptiste y font défaut. Autre œuvre en rapport, un dessin de Charles Le Brun conservé au musée du Louvre (fig.1, inv. 33318) représente la Vierge et saint Jean-Baptiste au pied de la croix et semble être préparatoire au tableau perdu décrit par Nivelon.“
(IMPRESSUM der Galerie: Le site internet artcurial.com est la propriété de la société Artcurial
Artcurial, Hôtel Marcel Dassault, 7 rond-point des Champs Élysées, F-75008 Paris
Société immatriculée au Registre du Commerce et des Sociétés de Paris sous le numéro B440 088 235)
In den Jahren 2008/2009 wurde durch die Pariser Galerie COATELEM ein anderes Gemälde von Charles Le Brun angeboten, dessen Hauptfigur ebenfalls die heilige Maria Magdalena ist :

Unter den Künstlern, deren Namen sich bisher in einer ersten Gruppe eingeprägt haben, steht jener Charles le Brun ganz oben. Daher darf in der Vorbereitung der nächsten Reise das Gemälde der reuigen Sünderin (Louvre) nicht fehlen:

Lassen Sie uns mit dem Lesen einer wissenschaftlichen, gut geschriebenen Einführung beginnen:
Thierry Murcia: Marie appellée LA MAGDALÉENNE ENTRE TRADITIONS ET HISTOIRE Ier – VIIIe SIÈCLE

Auf der Rückseite die Kurzfassung der Themen und auch ein Hinweis auf den Verfasser:

Ich folge der empfohlenen Struktur des Denkens:
Theologen, Historiker, Politologen beiderlei Geschlechts verwendeten und verwenden auch noch heute die Namen Maria Magdalena, Madeleine, Sainte Marie-Madeleine, Maddalena für verschiedene weibliche Personen, die in den Büchern des Neuen Testaments und auch in den Apokryphen auftauchen:
A: Maria aus dem Ort Magdala
Lukas-Evangelium
8 1-3: Frauen im Gefolge Jesu
1 In der folgenden Zeit wanderte er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und verkündete das Evangelium vom Reich Gottes. Die Zwölf begleiteten ihn,
2 außerdem einige Frauen, die er von bösen Geistern und von Krankheiten geheilt hatte: Maria Magdalene, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren,
3 Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, Susanna und viele andere. Sie alle unterstützten Jesus und die Jünger mit dem, was sie besaßen.
Es ist die gleiche Frau, die teilnimmt an der Abnahme des Leichnams Christi vom Kreuz, die gemeinsam mit zwei anderen Mariä am Ostersonntag zum Steingrab Christi wandert, um den Toten zu salben und die alleinige Zeugin der Aufersthung Christi wird und der Christus „Noli me tangere!“ zuruft.
Maler und Bildhauer seit dem Mittelalter wählten ein ihnen aus dem städtischen Umfeld sehr bekanntes Sujet und gestalteten es phantasievoll: eine vermögende kluge und schöne junge Frau lässt sich von einem ebenfalls klugen und schönem jungen Wanderprediger – bekannt für Wunderheilungen – gegen böse Träume, Depressionen und Wahnvorstellungen behandeln. Als die Kur anschlägt, die „sieben Dämonen“ ihren Körper unter dem Beifall der Nachbarn verlassen haben, erkennt sie die Fähigkeiten dieses Wnderpredigers und schließt sich – bei Übertragung ihres gesamten Besitzes – der Gemeinschaft dieses Mannes an. Ihr Name war MARIA, der Ort des Geschehens MAGDALA um Ufer des Tiberias-Sees in Galiläa (heute MIGDAL).
Louvre Meister des Bartholomäusaltars

Louvre, aile richelieu, niveau 2, salle 819
B: Maria aus Bethanien/Haus des Pharisäers Simon
REPAS CHEZ SIMON



C: Die Sünderin/Ehebrecherin
Johannes 8

D: Die Ägypterin
LOUVRE Georges de La Tour

Beschreibung des Gemäldes
(aus: Jaques Thuillier, „Georges de La Tour“ Paris 1992, S, 152 ff):





Eine frühe Darstellung der Madeleine, in Deutschland entstanden, nun im LOUVRE zu bewundern: Aile Delon, salle 169, niveau 1, Meister Gregor Erhart aus Augsburg,

Object history: Proviendrait de l’église Sainte-Marie-Madeleine du couvent des Dominicains d’Augsbourg, vers 1515-1520.
Collection Siegfried Lämmle (fin du XIXe siècle), Munich. Commerce d’art, Paris. Acquise de l’antiquaire Godefroy Brauer (Nagymorton, Hongrie, 1857 – Nice, 1923) sur les arrérages du legs de Mme Emile-Louis Sévène, née Laure Eugénie Declerck (Soissons, 1834 – Paris, 1887) en 1902 (comité du 26 juin, conseil du 1er juillet, arrêté du 6 octobre 1902).
Eine Vorschau auf die Pariser Kirchen:
Église St. Germain- l’Auxerrois am Place du Louvre

Aber noch einmal zurück in den Louvre: Cima da Conegliano (1511-1513) Jungfrau mit Kind zwischen Johannes dem Täufer und Maria Magdalena

L’église St. Sulpice

L’église St. Severin: Glasmalerei


Wiederum eine frühe Darstellung im Louvre „Beweinung Christi“ um 1460, Meister aus Avignon, Aile Richelieu, niveau 2, salle 833

Église Saint-Joseph-des-Carmes
Se trouvent deux statues de saint Pierre et sainte Marie-Madeleine, exemples de contrition, réalisées par Jacques Sarazin pour l’hôtel du chancelier Séguier.
Statue de Sainte Marie Madeleine, dans la chapelle Ste Thérèse du transept droit (in der rechten Vierung)

L’église ST. EUSTACHE
- Le tableau de Manetti, L’Extase de la Madeleine[1],[2] (vers 1625), huile sur toile de 130 × 160 cm, se trouve dans la cinquième chapelle du déambulatoire (chapelle Sainte-Madeleine). La composition de ce tableau est inspirée de La Madeleine et deux anges de Simon Vouet et de L’Extase de la Madeleine de Francesco Rustici à Florence (Palais Pitti).
- Rutilio Manetti, L’Extase de la Madeleine

Noch einmal zurück zu jener o.a. Skulptur im Musée Cluny:

Details aus dem offiziellen Katalog des Museums: À l’origine éclatante de couleur, décapée et teintée au 19e siècle, cette figure de Marie-Madeleine a bénéficié d’un récent décirage. Seuls d’infimes vestiges de cette polychromie permettent de reconstituer la coloration rouge et bleue de sa robe.
Son exécution témoigne du savoir-faire du sculpteur, maître dans le rendu des vêtements et de la coiffure, inspirés des modes de son temps. L’élégant et complexe entrecroisement des nattes font de cette statue l’une des plus célèbres représentations de la pécheresse repentie élevée au rang de sainte.
Acquise en 1850
N° Inventaire : Cl. 1851, Hauteur : 97 cm,Largeur : 36 cm, Profondeur : 24 cm
Lieu de production : Bruxelles, Période : 4e quart du 15e siècle, Techniques : sculpture; restauration



Einzelne Beispiele aus anderen Pariser Museen:
MUSEUM MOREAU

Museum ORSAY

Paul Cezanne La Madeleine 1869, Erdgeschoss, Salle 11

Musée Rodin

Und vor dem Abschluss noch einmal: Charles Lebrun: Madeleine bereut ihr „sündiges Leben“, verabschiedet sich vom Luxus
La Madeleine repentante

INV 27675, Recto
Département des Arts graphiques
REPAS CHEZ SIMON

Zum Abschluss Versailles

Ein letztes Mal – PARDON – zum LOUVRE:

BLANCHARD, Jaques LOUVRE

Am Wege zu den Museen des Louvre, ziemlich versteckt liegt am Place du Louvre die ehemalige Hofkirche St.-Germain-l’Auxerroi, spätgotisch – beeindruckend vor allem durch ihre reichhaltigen Plastiken. Maria Magdalena (in der Version einer Eremitin in der ägyptischen Wüste) ist gleich zweimal vertreten: im Inneren mit den Attributen der Eremitin- drei Brote und das den Körper verhüllende lockige lange Haar –

und auf einem Podest der Vorhalle eine Kopie, ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert:

Die nächste Kirche, etwas längeren Fußweg entfernt, heißt Église Saint-Joseph-des-Carmes, liegt im 6. Arrondissement – und kann ebenfalls eine Skulptur der Madeleine aufweisen, im vorderen Teil der Vierung:

Die Kirche ist heute Teil eines größeren katholischen Forschungs- und Bildungsinstituts in der bekannten Rue de Vaugirard, so dass die Anwesenheit vor allem junger Leute während und außerhalb der Messen in hoher Zahl nicht überrascht. Madeleine auf ihrem Sockel symbolisiert an diesem Ort diesmal nicht die ägyptische Eremitin, sondern die reuige Sünderin und gleichzeitig die enge Vertraute des Erlösers, die mit dem Salbengefäß am Ostersonntag zum „Grab des Herrn“ kommt – gemeinsam mit zwei anderen Marien – und als erste Zeugin die Auferstehung Jesu als Wunder erlebt. Die von überwucherndem barockem Marmor umgebene Plastik aus dem 17. Jahrhundert ist ein Werk des bekannten Bildhauers Jacques Sarazin. Der mich begleitende Priester wies schmunzelnd darauf hin, dass „seine“ Kirche während der Revolution und der Zeit des Terrors der Jakobiner als Gefängnis gedient hatte und die spätere Kaiserin Josephine als Gemahlin des angeklagten Generals de Beauharnais hier eingesessen war.

Die geplante Visite der Église Saint-Eustache de Paris – 1. Arrondissement – in unmittelbarer Nähe zum Centre Pompidou – fiel einem sehr natürlichen Umstand zum Opfer: der umfassenden Restaurierung des Bauwerkes. Also zurück über die Seine in die Nähe der Sorbonne, in den 5. Bezirk, zur Église Saint-Séverin de Paris, einem Muss für Liebhaber gotischer farbiger Glasfenster, wir wir sie vom Erfurter Dom und der Marienkirche in Frankfurt an der Oder kennen und bewundern. Aus dem 15. Jahrhundert stammt auch diese Glasarbeit:

Eindeutig die Zuordnung zur Heiligen Madeleine und dem mittelalterlichen Bezug zur Provence:

Auch äußerlich ein beeindruckendes Beispiel der Kirchenarchitektur von Paris:


Aus dem Studentenviertel nun zum letzten Kirchenbeispiel: nach Monaten zum zweiten Mal zu St. Sulpice – bekannt durch den Spielfilm „Da Vinci Code“. Nur durch die Hilfe eines „Schlüsselgewaltigen“ durfte ich sie sehen:


Wie zu erwarten in St.Sulpice, trotz des ungewöhnlichen Ortes, eine bemerkenswerte künstlerische Arbeit – wiederum keine Eremitin, eine büßende Sünderin, sondern eine Verklärung der Auferstehungsszene, deren Zeugin Maria Magdalena im biblischen neuestamentarischen Verständnis gewesen sein soll. Mir kam in jener Kapelle Heinrich von Kleist in den Sinn, der im Gedicht „Der Engel am Grabe des Herrn“ (Phöbus. Ein Journal für die Kunst.1808) der Maria Magdalena eine sehr moderne, daher zeitlose, aktive Gestalt verlieh.

Es sollte ein kurzer Spaziergang im Quartier Latin werden – von St. Sulpice zu St. Étienne du Mont – es wurden vielfache Erlebnisse und Begegnungen der besonderen Art. Der unscheinbare Funktionsbau der Eingangssituation zum Museum CLUNY versprach eine Kaffeepause.

Das Museum stand auf meiner Wunschliste, aber nicht unter den ersten fünf Prioritäten. Ein Objekt war mir den Vorbereitungen aufgefallen – eine mittelalterliche Figur, eine Holzplasik, im Katalog detailliert beschrieben: À l’origine éclatante de couleur, décapée et teintée au 19e siècle, cette figure de Marie-Madeleine a bénéficié d’un récent décirage. Seuls d’infimes vestiges de cette polychromie permettent de reconstituer la coloration rouge et bleue de sa robe. Son exécution témoigne du savoir-faire du sculpteur, maître dans le rendu des vêtements et de la coiffure, inspirés des modes de son temps. L’élégant et complexe entrecroisement des nattes font de cette statue l’une des plus célèbres représentations de la pécheresse repentie élevée au rang de sainte. Acquise en 1850.

Die „nattes“ – geflochtene Zöpfe aus natürlichem Haar – majestätisch und doch charakteristisch für ein Mädchen aus dem Volke. Der Stil „flamboyant“, also spätgotisch, Nordfrankreich und Niederrhein – überwältigend schön die Holzarbeiten im Musée de Cluny, eingefärbt, als Altarschnitzereien und alleinstehende Skulpturen:





die reuige Büßerin mit den Kennzeichen der Sünden -Luxus, Kleidung, Schmuck
Niederhein um 1520







Maria Magdalena ist Zeugin der Auferstehung Jesu
Die Stunden vergingen, CLUNY hat mich geschafft ! Louvre und Orsay müssen verschoben werden – bis bald!




Maria Magdalena in Berlin:








Der Sprung in die Gegenwart am Hackeschen Markt:



RESUMEE: Die Frau, das EWIG WEIBLICHE : nicht die Gejagte; SONDERN EINE JÄGERIN !!!

Womit wir glücklicherweise beim Ausgangspunkt angelangt sind !!!









