Van Gulik und die anderen Holländer im chinesischen Peng-lai

Nach der Veröffentlichung meines blogs „Das alte China – des Richters Di zweite Nebenfrau“  lehnte ich mich zufrieden zurück und wartete auf Kommentare – wie üblich.

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Nun aber, da mich das Thema weiter verfolgte, regten sich der Sozialwissenschaftler, der genießende Leser und der Philosoph in mir, ließen mir keine Ruhe und bringen mich heute zur Präzision gewisser Passagen jenes blogs.
Was war geschehen? Ich ertappte mich bei intellektueller Oberflächlichkeit – ich hatte den niederländischen Sinologen, Diplomaten und Romancier Robert van Gulik in seiner Beziehung zur chinesischen Stadt Peng-lai als einzelnes, seltsames und bewundernswertes Wesen dargestellt, keine Minute darauf verwandt, ihn soziologisch aus seiner Zeit und aus jener Region des chinesischen Nordostens zu verstehen. Das Wort ist nun in der Welt, man möge mir verzeihen – aber die Redlichkeit des Autoren verlangt eine Präzisierung.
Robert van Gulik, der Holländer, nimmt die Hafenstadt Peng-lai zum Handlungsort der erwähnten Kriminalerzählung „The chinese gold murderers“ (deutsche Version „Gespensterspuk in Pen-lai“) nicht wegen des spannenden Namens, sondern weil er sie kennt – und weil er dort auf holländische Spuren stößt!

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Die Stadt selbst taucht unter verschiedenen Namen in den chinesischen Beschreibungen auf: Peng-lai, Dengzhou, Tengchow, Tschi-fu, Tshi-fu, Chefoo, Penglai in unterschiedlichen Beziehungen zum benachbarten Yantai. Auffällig aber die mehrfachen Bezüge zu Firmen und Banken aus den Niederlanden über die Jahrhunderte, die sicherlich dem geübten Auge des Wissenschaftlers und Diplomaten van Gulik bekannt gewesen sein müssten. Holländische Wirtschaftshistoriker und Soziologen weisen nach, dass während der vier Epochen der ökonomischen Aktivitäten des Westens in China vor 1941 (1557-1715, 1715 – 1842, 1842 – 1895 und ab 1895) verstärktes holländisches Auftreten in China vor allem in den beiden Perioden 1715-1842 und nach 1895 mittels Direktinvestitionen zu verzeichnen ist. Für den interessierten Beobachter van Gulik springen ins Auge die Investitionen und das praktische direkte Engagement holländischer Firmen beim Bau von Eisenbahnen und Hafenanlagen.

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Einen Höhepunkt bildete der Ausbau der Docks, Wellenbrecher, Hafenanlagen und der Eisenbahnanschlüsse von Yantai und Peng-lai zwischen 1909 und 1923. Die Bauten bestehen noch heute und bilden touristische Attraktionen.
Die wichtigste niederländische Reederei Java-China-Japan-Lijn (JCJL) hatte schon im Jahr 1903 in Yantai/Peng-lai eine ihrer strategisch bedeutendsten Agenturen errichtet. Vermutlich kannte van Gulik aus einer Diplomatenzeit auch führende Persönlichkeiten der beiden großen Unternehmen Nederlandsch Syndicaat voor China (Eisenbahnbau) und Nederlandsche Maatschappij voor Havenwerken (Hafenausbau und -anlagen) – und angesichts der engen Zusammenarbeit der holländischen Firmen mit Niederlassungen aus Deutschland und Großbritannien deren ausländische Partner.

Soweit ein erster Versuch, Robert van Gulik in seinen Verflechtungen als Diplomat, Wissenschaftler und Schriftsteller zu erkennen. Ich hoffe aus Kommentare.

Dieter Weigert, Berlin Prenzlauer Berg

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Autor: Sternberlin

Dr. phil. habil.(Philosophie und politische Wissenschaften) , inzwischen Pensionär - aktiv in Denkmalschutz und Denkmalpflege, besonders Kirchen und historische Friedhöfe in Berlin an Wochenenden - unter der Woche in unregelmäßigen Abständen engagiert in Lehrerfortbildung (Geschichte, Architektur, Literatur und Theater,Bildende Kunst)

22 Kommentare zu „Van Gulik und die anderen Holländer im chinesischen Peng-lai“

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