Den 12. Oktober ging Luise durchs Gebirg‘

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Literaturkennerinnen und -kenner werden mir verzeihen, Verehrerinnen und Verehrer von Georg Büchner mögen den Seufzer unterdrücken -die Sache will’s. Es ist Oktober, die Preußen-Fans legen auf der B 96 im Städtchen Gransee einen Schlenker ein, verweilen wie ich einige Minuten vor Schinkels gusseisernem Ruhedach für die tote preußische Königin, damals im Sommer 1810. Die „Königin der Herzen“ kehrte nach Berlin zurück, diesmal aber im Sarg. Historiker und Biographen erinnern sich: Knapp vier Jahre zuvor war sie ebenfalls unterwegs, in einer Kutsche, im Herbst im Thüringer „Gebirg’“.

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Doch zu den Details des Herbstes 1806: Wie der geschätzte Historiker Adolf Streckfuß in seinem Standardwerk „Fünfhundert Jahre Berliner Geschichte. Vom Fischerdorf zur Weltstadt. Geschichte und Sage“ (1900) sehr zeitnah und anschaulich beschreibt, traf man sich am 21. September unter den Bögen des Brandenburger Tors, um auszureiten – nach Thüringen! Preußens ruhmreiche Armee, geschmückt mit den Trophäen des großen Friedrich, sollte endlich das vollbringen, was Russen, Österreicher und anderen europäischen Armeen nicht gelungen war, den Korsen zu bezwingen. Königin Luise und der mehr durch seine Amouren und Alkoholabenteuer als durch militärische Erfahrungen bekannte Hohenzollernspross Luis Ferdinand heizten die Stimmung an, die Menge jubelte, die Armee wollte sich in Marsch setzen, da wurde man durch schlimme Omen gebremst! Hören wir Streckfuß, der hat es von Augenzeugen: „Am Tage der Abreise war vom Giebel des Zeughauses … die Bildsäule der Bellona bei windstillem Wetter auf das Straßenpflaster herabgefallen und hatte den rechten Arm gebrochen; am selben Tage war der alte 81jährige Feldmarschall von Möllendorf, als ihn seine Reitknechte vor dem Brandenburger Thor mit Mühe von der linken Seite auf das Pferd gehoben hatten, auf der rechten Seite wieder heruntergefallen. Das waren böse Vorzeichen!“

Unbeirrt schleppte sich nun die Karawane in Richtung Weimar, Erfurt, Jena. Luise ist nahe an der Truppe, die „embedded“ Künstler sind gierig auf Schnappschüsse – Luise in der Kutsche, den Jungs Mut machen! Luis Ferdinand hat man die Vorhut anvertraut, immerhin hat der Prinz den Rang eines Generals, die Schlachten haben noch nicht begonnen, da ist er schon auf hohem Ross erschossen.

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Man kennt den Ausgang, der König hat eine Bataille verloren – Ruhe ist die erste Bürgerpflicht, lässt man in Berlin und Potsdam verlautbaren. Luise und ihr Friedrich Wilhelm suchen das Heil in wilder Flucht, überlassen die geschlagenen Regimenter ihrem Schicksal. Tief im Osten, an der Memel finden die Majestäten endlich Ruhe. Die Truppen sind ohne Führung, die Festungen am Wege, z. B. Magdeburg – wohlproviantiert und aufmunitioniert – halten ihre Tore verschlossen, um sie beim Eintreffen der Franzosen intakt zu übergeben – nur ein Beispiel der chaotischen Situation im Oktober 1806.

Luise war durchs Gebirg‘ gegangen – Zehntausende tote und verstümmelte Soldaten, Zivilisten, Frauen, Kinder und Greise säumten noch Tage später die Wege, was Luises Bewunderer nicht hindert, sie heute noch Königin der Herzen zu nennen. Wer es nicht glaubt, lese die unerträglichen Zeilen an Schinkels Denkmal in Gransee. Übrigens – auch Theodor Fontane gehörte zu Luises Bewunderern.

Dieter Weigert aus Thüringen, Oktober 2018

Autor: Sternberlin

Dr. phil. habil.(Philosophie und politische Wissenschaften) , inzwischen Pensionär - aktiv in Denkmalschutz und Denkmalpflege, besonders Kirchen und historische Friedhöfe in Berlin an Wochenenden - unter der Woche in unregelmäßigen Abständen engagiert in Lehrerfortbildung (Geschichte, Architektur, Literatur und Theater,Bildende Kunst)

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